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BOULEVARD NEWS AUS LESVOS

Nach einem Brand bei Vafiós

 

28.Juli 2008 - Wo brennt es?

 Aus dem Holländischen/Englischen von Gabriele Podzierski 

 

Meines Wissens, ist es vom 1. Mai bis zum 1. Oktober eines jeden Jahres auf Lesvos – und ich denke – in ganz Griechenland verboten, ein Feuer zu machen. Das heißt, es ist nicht gestattet, die Berge von angesammelten Gartenabfällen anzuzünden, unwegsames Gebüsch und Gesträuch abzubrennen oder gar ein Wespennest auszuräuchern. Gerade erst wurde ein großer Waldbrand in Dervenochoria, im Gebiet Viotia, dadurch verursacht, dass ein Polizist, der damit beauftragt war, Rohrleitungen zu inspizieren, diese Maßnahme ergriff. Ob die Insekten fort sind, ist nicht bekannt, sicher ist aber, dass er nun mit einer hohen Geld- und Haftstrafe rechnen muss.

 

In dem Bergdorf Agios Isodoros, auf der Insel Rhodos, wollte ein 61-jähriger Bewohner sein Unkraut mit einem Feuerchen loswerden, verlor die Kontrolle darüber und löste eine Katastrophe aus: 6 Tage lang wütete ein Brand durch die Wälder im südlichen Zentrum der Insel. Die Rauchentwicklung war dermaßen stark, dass 2000 Touristen evakuiert werden mussten. Die griechische Feuerwehr wurde bei ihrem Kampf unterstützt durch Kollegen aus Zypern, Italien und Frankreich. Der Mann, der nunmehr nicht nur seine Gartenabfälle verbrannte, wurde zu 15.000 Euro Bußgeld und 4 Jahren Haft verurteilt. Über 5000 Hektar Wald und landwirtschaftlicher Boden gingen in den Flammen auf.

 

Ein Brand auf dem Peleponnes verursachte dermaßen viel Rauch, dass die Autobahn Nr.1 in Griechenland, von Patras nach Athen, für Stunden gesperrt werden musste und Züge den Bahnhof nicht verlassen konnten.

 

Seit der großen Waldbrände im letzten Sommer, als 270.000 Hektar griechischer Erde verbrannten, unzählige Häuser in Flammen aufgingen und 77 Menschen ihr Leben lassen mussten, halten die Griechen die Augen auf. Jeden Tag listen die Medien die Orte auf, wo es gebrannt hat. Hauptsächlich wird Athen aufgeführt, aber auch Kreta, Korfu und vergangene Woche nun auch Rhodos.

 

Ohne Zweifel steht nun die griechische Regierung unter Beschuss. Sprach man im letzten Jahr von Brandstiftung, so legen Wissenschaftler für die Brände in diesem Jahr 3 andere Ursachen dar: Da ist einmal die Elektrizitätsgesellschaft DEH, die noch immer nicht die veralteten maroden Mäste im gesamten Land ausgetauscht hat, dann die Landwirte, die nach wie vor ihre Weiden abbrennen, damit dann später saftiges Gras als Futtermittel für ihre Tiere sprießt und, wie schon so oft an dieser Stelle erwähnt, die illegalen Mülldeponien. Nach den Vorkommnissen der letzten Tage muss man diese Aufzählung ja wohl noch um Punkt 4 erweitern, und zwar um diese unvorstellbar dummen gedanken- und verantwortungslosen Menschen, die bei sengender Hitze und Trockenheit, auf die blödsinnige Idee kommen, ihr Unkraut anzustecken oder ein Wespennest auszuräuchern.

 

Die Bauern, die für eine neue Vegetation ihr Land abbrennen, bekamen im letzten Jahr noch positive Schlagzeilen. Eine solche Fläche, ohne Busch- und Strauchwerk stellt keine große Brandgefahr dar, und es wurde dafür plädiert, diesen Brauch fortzusetzen. Das Problem ist nur, dass so viele Landwirte nach der Sommerpause Brände legen. Hier auf Lesvos sieh man ab dem 1.Oktober überall Feuerchen glimmen, die Landschaften schwarz verkohlt zurücklassen. An diesen Stellen werden sich die Schafe im nächsten Frühjahr an saftig grünem Gras laben können. Aber kann man wirklich mit Bestimmtheit sagen, dass diese Tradition, wird sie nicht gerade in der Regenzeit ausgeübt, Feuer verhindert? Oder ist sie nicht gar Ursache für die wilden Brände?

 

Die Regierung muss sich den Vorwurf gefallen lassen, im vergangenen Winter keinerlei Schutzmaßnahmen ergriffen zu haben. Es wurden weder zusätzliche Gelder zur Sanierung des Waldes zur Verfügung gestellt, noch wurde das Forstpersonal aufgestockt. Es gibt sogar Menschen, die bei den tobenden Bränden im letzten Sommer all ihr Hab und Gut und das Dach über den Kopf verloren, jedoch bis heute nicht einen Euro Entschädigung gesehen haben.

 

Der neue „Buhmann“ in diesem Jahr ist die Elektrizitätsgesellschaft, die im gesamten Land veraltete Masten stehen hat, welche gerade im Winter, wenn es regnet, gefährliche Funken sprühen. Im Mai dieses Jahres nun, war ein solcher Strommast Ursache für einen kleinen Brand an der Straße von Molyvos nach Vafios. Einige Schafe konnten rechtzeitig entkommen und zwei Löschflugzeuge und viele Einsatzkräfte vor Ort konnten zum Glück Schlimmeres verhindern.

 

Auch wir haben einen solch altertümlichen Elektrizitätspfahl im Garten hinter unserem Haus. An regnerischen Wintertagen zischte er und spuckte Feuer. Ok, zu dieser Jahreszeit machten wir uns nicht ganz so viele Sorgen darum, obwohl ich schon einmal gesehen habe, wie auch dann ein Mast Feuer fing und von der Feuerwehr gelöscht werden musste. Aber jetzt passierte es im Mai, dass die Funken sprühten. Mitarbeiter der Stromfirma kamen so schnell wie möglich, werkelten daran herum, und dennoch: In der darauf folgenden Nacht setzte wieder das Zischen und Brummen ein.

 

Abend für Abend, bevor ich zu Bett gehe, kontrolliere ich nun, ob der Mast Feuer spuckt. Sowohl den Herrn, der den Strom abliest, als auch die Leitung des benachbarten Hotels habe ich von dem Phänomen in Kenntnis gesetzt, aber nichts passiert. Trotz alledem kann ich gut schlafen. Vielleicht bin ich ähnlich schicksalsgläubig wie die Griechen, die, egal um was es geht, nicht gut in Sachen Vorbeugung oder im Ergreifen von Vorsichts- und Schutzmaßnahmen sind. Meine Schwester gab mir den Rat, stets einen Notfallkoffer griffbereit stehen zu haben. Diese Vorstellung brachte mich schon zum Lachen. Natürlich werde ich erst versuchen, das Haus vor den Flammen zu retten, eh ich die Beine in die Hand nehme...

 

Letzte Woche schrieb ich über Wasser und habe gezögert, über Brände zu schreiben, denn in der Vergangenheit ist mir aufgefallen, dass immer, wenn ich eine Dürre zum Thema habe, es am nächsten Tag vom Himmel tropft, und erwähne ich hohe Temperaturen, dann sinken sie kurze Zeit später. Also, wenn ich jetzt berichte, dass Lesvos bislang von einer Feuersbrunst verschont blieb, klopfe ich auf Holz. Darum mein Aufruf an all die sorglosen Griechen (natürlich auch an die Touristen) und gedankenlosen Raucher: Lassen Sie uns Lesvos feuerfrei halten!

 

Copyright ©Julie Smit 2008