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BOULEVARD
NEWS AUS LESVOS
Fische
4.August 2008 -
„Griechisch essen“ für Anfänger
Aus
dem Holländischen/Englischen von Gabriele Podzierski
Neueste
Untersuchungen haben ergeben, dass 75% der griechischen Bevölkerung
übergewichtig sind. Damit ist Griechenland das EU-Land mit den meisten
Übergewichtigen und Fettleibigen. Gemeinsam mit Ländern, wie Italien,
Spanien und Portugal liegt Griechenland nun an der Spitze. Ich gehe
davon aus, dass dies bestimmt nicht an der gesunden mediterranen Küche
liegen kann.
Eine Gruppe
französischer Ärzte kam in dieser Woche zu dem Ergebnis, dass das
Essverhalten der Mönche, die auf dem Berg Athos leben, das gesündeste in
ganz Europa sei. Resistent gegen Lungen- und Herzerkrankungen leben sie
in ihren jahrhundertealten Klöstern. Ihr Geheimnis? Die Mittelmeerkost!
Sie ernähren sich nach einer Tradition, die fast so alt ist, wie die
Mauern, die sie umgeben: Regelmäßig wird gefastet, Fleisch kommt selten
auf den Tisch, und fast jegliches Gemüse, Obst, Wein und Olivenöl stammt
aus eigenem Anbau.
Im übrigen
Griechenland greifen moderne Lebensstrukturen, und der Grieche von heute
vernachlässigt die mediterranen Essgewohnheiten und greift zu Fastfood.
Ich denke,
dass bei einer Untersuchung, in welchen Teilen Griechenlands man sich
noch gesund ernährt, Lesvos auf dieser Liste ganz oben rangieren würde.
Es gibt, nach wie vor, nur eine nicht erwähnenswerte Zahl von
Hamburger-Läden und großen Supermärkten hier. In fast allen Restaurants
und Tavernen kommen traditionelle Gerichte auf den Tisch und diese meist
zubereitet mit Früchten aus dem eigenen Garten. Daheim werden Gerichte
noch nach den Rezepten der Großmutter zubereitet.
Wenn Sie
sich nun für einen Urlaub hier auf Lesvos entschließen und dabei die
griechische Lebensart kennen lernen möchten, gehört natürlich ein Blick
in die griechische Küche dazu. Unter „griechisch essen“ verstehe ich die
Mittelmeerkost, die reich ist an Salat, Gemüse, insbesondere
Hülsenfrüchten, und Olivenöl. An dieser Stelle möchte ich auch betonen,
dass eine Mahlzeit für einen Griechen nicht nur den Aspekt der
Nahrungsaufnahme hat, sondern das gesellige Zusammensein dabei eine
wichtige Rolle spielt: Je länger die Tafel ist, umso besser!
Weist eine
Speisekarte hier in Griechenland manches Gericht als Vorspeise aus, so
bedeutet das nicht unbedingt, dass es vorab serviert wird. Die
Speisenfolge muss man schon als „rein zufällig“ bezeichnen, was von
vielen Touristen kritisiert wird. Für mich ist ganz klar: Was in der
Küche zuerst fertig ist, kommt auch als erstes auf den Tisch... Ein „no
go“ ist es, gemeinsam am Tisch zu sitzen und ein Gericht für sich allein
zu bestellen. In Griechenland ist es üblich, die Speisen zu teilen, was
bedeutet, dass eine griechische Tafel immer übervoll und
abwechslungsreich ist.
Ein
griechisches Essen ohne Salat geht gar nicht, er ist Pflicht. In den
Sommermonaten ist dies der bekannte „Griechische Bauernsalat“ (Choriatiki),
bestehend aus Tomaten, Gurken, Paprikaschoten, Zwiebeln und Fetakäse.
Angereichert wird er mit heimischen Kräutern, wie Petersilie,
getrocknetem Oregano, wildem Portulak, gehacktem Rucola und –zwar nicht
so geläufig auf Lesvos, aber z.B. auf der Insel Chios – mit Kapern. Das
Beste an dem Genuss eines Salates mit Tomaten ist das Ende, dann, wenn
sich der Saft der Tomaten mit dem Olivenöl auf dem Grund des Tellers
vermischt. Dies ist der Moment des Dippens (was ein wichtiger
Bestandteil einer griechischen Mahlzeit ist). Die Griechen lieben es, in
Marinaden oder Saucen gestipptes Weißbrot zu verzehren, und die
griechische Küche bietet eine schmackhafte Vielzahl davon. (Mein
Favorit: „Chtapodi krassato“(Oktopus in Rotweinsauce).
Griechenland
ist bekannt für seine große Auswahl an Gemüsegerichten. Scheuen Sie sich
nicht, eine Menge davon zu bestellen, denn die Portionen sind klein,
und, wie gesagt, Sie müssen die Köstlichkeiten teilen: gebratenen
Auberginenscheiben (melitzanes tiganités), panierte Zucchini (kolokithakia
tiganités), Auberginengemüse (imam), grüne Bohnen (fasólia),
Gemüsepasteten (pitás), deren Hauptzutaten Zwiebeln (kremidia), Zucchini
(kolokithia) oder wildes Gemüse (Chorta) sein können. Gemüse ist auch
neben Hackfleisch in gebratenen Bällchen zu finden (kolokithiokeftédes,
melizanokeftédes).Dann gibt’s da noch die köstlichen Käse- und
Kartoffelbällchen (tirokeftédes, patatokeftédes). Eine Spezialität auf
Lesvos sind die gefüllten Zucchiniblüten, und zwar einmal gedünstet, mit
Reis gefüllt (kolokitholoeloeda mé risi), und dann gibt es sie noch
frittiert, mit einer Käsefüllung (kolokitholoeloeda mé tiri). Nicht zu
vergessen die köstlichen Dips, wie Tsatsíki (Joghurt mit Knoblauch und
Gurke), Auberginen- (Melitsánasaláta) oder Fischrogenpüree (Taramosaláta).
Käse darf
bei einem Essen gar nicht fehlen: Ein Stück frittierter Käse (Saganaki
ladotiri) oder eine Scheibe vom herzhaft würzigen Feta.
Es gibt
einige Fischgerichte, die Sie ebenfalls als Vorspeise bestellen können:
Garnelen in
einer Tomatensauce mit Feta (Garides saganaki), die berühmten
fangfrischen gesalzenen Sardinen (Sardeles pastes) und andere gesalzenen
Fische wie Makrele oder Thunfisch (lakerda pasto) und Octopus in Wein
gekocht oder gegrillt (chtapodi krassato oder chtapodi psyto). Nicht
genau weiß ich, ob Kalamari (Tintenfisch) genau wie sein Artgenosse
Sepia zu den Vorspeisen zählt.
So, nachdem
Sie all diese Leckereien als „Meze“ bestellt haben, müssen Sie sich
Gedanken machen, welche Hauptgerichte folgen sollen (natürlich können
Sie es auch bei den Vorspeisen belassen). Entscheiden Sie sich für
Fisch, so erkundigen Sie sich, was an diesem Tag angeboten wird. Es ist
jedoch besser, sich die Auswahl in der Küche selbst anzusehen, denn bei
der Aufzählung sagt selbst mir der eine und andere Name rein gar nichts.
Eine Warnung habe ich jedoch: Die Rote Meerbarbe ist sehr kostspielig.
Serviert werden die großen Fische gegrillt, mit einer Sauce aus Olivenöl
und Zitrone.
Bei den
Fleischgerichten haben Sie die Wahl zwischen Lammkoteletts (paidakia),
Lamm aus dem
Ofen (arni sto fourno), Stifádo (zartes Rindfleisch, das zusammen mit
Zwiebeln lang gekocht wird), Würstchen (loekanika), Souvláki (gegrillter
Fleischspieß), keftédes (Hackbällchen), Huhn (kotopoelo) oder Biftéki
(eine Art Hamburger ohne Brötchen). Also, Biftéki ist kein Beefsteak,
wie schon so ein mancher fälschlicherweise angenommen hat. Ich bedauere
auch, Ihnen sagen zu müssen, dass ein saftiges Steak in einem
griechischen Menü nur selten zu finden ist.
Der
Abschluss eines Menüs, der Nachtisch, bleibt auf den Speisekarten einer
traditionellen Taverne unerwähnt. Dieser krönende Abschluss hängt von
dem guten Willen des Betreibers ab. Nachdem man die Rechnung bestellt
hat, serviert dieser meist Teller mit Obst (im Hochsommer ist es die
Wassermelone/Karpouzi), Yoghurt mit Honig oder eine andere Süßspeise.
Zum
griechischen Essen trinken Sie entweder ein Gläschen Ouzo (naja, oder
zwei, oder drei...), Weißwein (aspro krassí), Rotwein (mávro krassí) und
jede Menge Wasser (neró). Rosé ist nicht so bekannt in Griechenland und
Bier (bíra) wird hier eher als Durstlöscher angesehen.
Dies war
eine Auswahl von Basisgerichten, die im Sommer hier auf Lesvos serviert
werden. Im Winter stehen andere Gemüsesorten und Fischgerichte auf der
Speisekarte. Also, zögern Sie nicht, bestellen Sie nach Herzenslust,
Laune und Appetit, die Rechnung wird moderat sein (solange Sie nicht
Rotbarbe oder Hummer darunter sind). Sollten Sie keine Speisekarte oder
gar eine Tafel mit den angebotenen Speisen finden, scheuen Sie sich
nicht, in die Küche zu gehen, denn für einen Griechen ist es
selbstverständlich, sich dort das Angebot anzusehen.
Aufgrund der
verschiedenen Nahrungsmittel, die auf den Tisch kommen, ist ein
griechisches Essen nicht nur gesund, sondern auch eine vielfältige
Abwechslung für den Gaumen. Darum kopieren Sie nicht den modernen
Griechen, der es bei Pizza oder Hamburgern belässt, sondern seien Sie
neugierig, bestellen Sie, was Sie noch nicht kennen und lernen Sie so
die Küche von Lesvos kennen. Sollten Sie unsicher sein, so riskieren Sie
einfach einen Blick auf den Nachbartisch und fragen Sie nach dem, was
Sie interessiert, Sie werden sehen, den Griechen wird es eine Freude
sein, Ihnen zu zeigen und Sie davon zu begeistern, was man hier auf
Lesvos isst.
Copyright ©Julie Smit 2008 |