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BOULEVARD
NEWS AUS LESVOS
Denkmal der Sappho in Mytilene
3.Mai 2008 -
Lesbier gegen Lesben
Aus
dem Holländischen/Englischen von Gabriele Podzierski
Drei
Einwohner der Insel haben in dieser Woche einstweilige Verfügungen gegen die
Nutzung der Begriffe „Lesbe“ oder „lesbisch“ beantragt. „Lesbian“ ist der
englische Name für die Inselbewohner, aber auch die englische Bezeichnung einer
homosexuellen Frau. Der Wortführer der Gruppe, der Journalist Dimitri Lambrou,
hat genug von dem Missbrauch des Namens und will den Gebrauch durch die
„Homosexual and Lesbian Community of Greece“ verbieten lassen.
Da wird man
doch das Gefühl nicht los, dass dies womöglich ein Versuch ist, Publicity für
die Insel zu machen. Denn wie sonst kommt man auf die Idee, ein Wort, das seit
langer Zeit in der ganzen Welt gebräuchlich ist, ausmerzen zu wollen? Herr
Lambrou hat nämlich erklärt, dass er, wenn er den Rechtsstreit in seinem Lande
gewinnt, einen internationalen Prozess anstreben wird. Na, das kann ja heiter
werden, denn in diesem Fall wird er die gesamte lesbische Welt (ich meine jetzt
die Frauen, die Frauen lieben), gegen sich haben. Geben Sie mal bei „Google“
seinen Namen ein, und Sie werden erfahren, was diese Damen mit ihm vorhaben.
Eigentlich
hätte Dimitri Lambrou ja gar keinen Grund, ein solches Fass aufzumachen, denn
die Bewohner der Insel werden, angelehnt an das Neugriechische, als „Lesvioten“
oder „Lesvier“ und nicht als „Lesbier“ bezeichnet. Auch die Insel selbst heißt
ja seit längerem LESVOS und nicht Lesbos. Der 2. Buchstabe des Alphabets ist
nunmehr „Vita“ und nicht, wie im Altgriechischen und so, wie ich es noch in der
Schule gelernt habe, „Beta“.
So
verwirrend das auch ist, so gut ist es aber für das Surfen im Internet. Gibt man
nämlich „Lesbos“ ein, so erscheinen unzählige Seiten, die für die speziellen
Frauen eingerichtet wurden, bei der Schreibweise „Lesvos“ jedoch, erhält man
jedoch in der Tat Informationen, Berichte und Bilder rund um unsere Insel.
Tja, mit
der Namensgebung haben die Griechen anscheinend wirklich Probleme.
Da fällt
mir doch gleich noch der Streit bezüglich des Namens „FYROM“ (offizielle
Bezeichnung der ehemaligen Jugoslawischen Republik von Mazedonien) ein.
Griechenland blockiert seit 1991 die Anerkennung unter dem Namen „Mazedonien“,
weil dieser auf eine alte griechische Provinz verweise.
Herr
Lambrou hätte mittlerweile auch schon herausgefunden haben können, das Lesvos ja
eigentlich 2 Namen hat. Der offizielle Name, auch auf vielen Landkarten
verzeichnet, ist der der Inselhauptstadt Mytilini (Mytilene), und die Bewohner
werden Mytilinios genannt. Es wäre doch die einfachste Lösung, sich für diesen
Namen zu entscheiden und nicht vor Gericht zu ziehen.
Ach ja,
nicht nur die Insel hat 2 Namen, auch das Städtchen Molyvos. Die Griechen
sprechen meistens von Mythimna, und auch alle Straßenschilder weisen diesen
Namen aus, was nicht wenige Touristen vom Wege abkommen lässt, wenn sie
vergeblich die griechischen Buchstaben für „Molyvos“ suchen.
Aber auch
die Lesben haben nicht unbedingt das Recht auf ihrer Seite. Sie haben das Wort
„lesbisch“, im Sinne von weiblich homosexuell, vom Namen der Insel abgeleitet,
da die berühmte antike Lesvonierin Sappho einst hier lebte. Liest man jedoch die
Werke dieser großen Poetin aufmerksam, so ergibt sich nicht ein einziger Hinweis
darauf, dass Sappho lesbisch war. Ganz im Gegensatz dazu, sagen die Geschichten
über sie, dass sie eine Tochter hatte und über ihren Tod gibt es die Legende,
dass sie sich aus unerwiderter Liebe zu einem Mann von einem Felsen gestürzt
haben soll. Wieso also Frauenliebe? Nur, weil sie in ihren Gedichten nicht nur
allein die Männer verherrlicht, sondern auch von Frauen, wie z.B. der Göttin
Aphrodite, schwärmt?
Herr
Lambrou ist der Auffassung, dass die Bezeichnung „Lesbe“ schädlich für die Insel
und ihre Bewohner sei, da es für die Touristen ein Grund sein kann, die Insel zu
meiden, da sie denken, Lesvos sei ein Urlaubsort exklusiv für Lesben. Natürlich
ist das Quatsch, und ich kann Ihnen versichern, dass die Insel sowohl von
Männern als auch von Frauen besucht wird. Zugegeben ist die Anzahl weiblicher
Besucher im Vergleich zu anderen griechischen Inseln etwas höher, aber „diese“
Damen, buchen das im Süden gelegene Eressos, der Sage nach, der Geburtsort der
Sappho. Und die Insel ist doch so groß, dass niemand damit ein Problem haben
muss.
So, Herr
Lambrou, sie sollten besser einmal den Gebrauch des Buchstabens „ß“ (vita)
nachschlagen und sich darüber informieren, wie der offizielle Name der Insel
lautet.
Aber Sie,
die lesbischen Damen, sollten auch einmal in Ruhe überdenken, dass es keinen
Beweis dafür gibt, dass Sappho die erste in Ihrem Club war, und wenn es so
gewesen wäre, warum nennen Sie sich dann nicht „sapphisch“? Und dann möchte ich
noch anmerken, dass all das, was Sie im Internet von sich geben, Ihnen nicht so
recht steht. All diese Worte gegen den armen Herrn Lambrou, der doch eigentlich
letztendlich eine sehr interessante Diskussion entfacht hat und dann auch noch
all das gegen diese wunderschöne Insel, die Ihre Namensgeberin ist.
Liebe
Leser, seien Sie gewarnt: Meiden Sie den Namen LESBOS
Copyright ©Julie Smit 2008 |