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BOULEVARD
NEWS AUS LESVOS
Schnee bei
Argenos
31.Dezember 2008 - Weiße
Nachweihnacht
Aus
dem Holländischen/Englischen von Gabriele Podzierski
Weiße Weihnacht in Molyvos? Nein, da war es noch nicht so kalt, aber
dann, in den nächsten Tagen, als heftige Regenschauer auf Lesvos
niedergingen, verwandelte die Kälte das Nass, so dass kleine Bergdörfer,
wie Filia, Sikaminéa, Skalochóri, Anamotia, Argenos und Agiássos,
märchenhaft weißgefärbt dalagen.
Die
Gipfel der Berge sind – wie auch im Nachbarland Türkei – immer noch
schneebedeckt. Legt man mit dem Auto einige Höhenmeter zurück, fühlt man
sich jetzt sogar wie in der Schweizer Alpenlandschaft. Einige Griechen
haben, aufgrund des hohen Wespenaufkommens in diesem Sommer und der
reichlichen Kastanienernte nach der Saison, einen bitterkalten, strengen
Winter vorausgesagt. Tja, was kommt da wohl auf uns zu, denn nun haben
wir bereits Schnee im Dezember, und ein eiskalter Nordostwind fegt übers
Land, obwohl – wie ich schon einmal geschrieben habe – hier eigentlich
der Winter im Januar beginnt und im Februar endet.
Es
ist so lausig kalt, dass nur wenige Leute ihre Häuser verlassen, und
heute Abend, wenn das Jahr ausklingt, werden viele Griechen an einem,
mit einem grünen Tuch bedeckten Tisch in der Nähe des wärmenden Feuers
sitzen und gemeinsam Karten spielen. Eine Beschäftigung, die in der
Winterzeit sehr beliebt auf Lesvos und in vielen anderen Teilen des
Landes ist. Am häufigsten spielt man hier „Biriba“,
ein Kartenspiel, so ähnlich wie Canasta. Man verbringt damit viele
Stunden an langen dunklen Winterabenden, und an manch einem Tisch
wechseln hohe Geldbeträge den Besitzer. Auch ist das Kartenspiel eine
Silvestertradition, denn wer an diesem Abend Glück hat, den soll es
angeblich das ganze Jahr über nicht verlassen.
Die
Nacht von Silvester zum 1. Januar, ist auch die Nacht des Agios Vassilis,
dem griechischen Nikolaus oder Weihnachtsmann, der Geschenke bringt und
auf den die Kinder geduldig warten.
In
Frankreich gibt es den „Dreikönigskuchen“ (Galette des Rois), ein
Kuchen, in den traditionell eine Keramikfigur eingebacken wird.
Derjenige, der die Figur in seinem Stück findet, bekommt eine Krone
aufgesetzt und darf am 6. Januar für einen Tag König sein. Nun, und was
„Galette des Rois“ in Frankreich, das ist die „Vasilopita“ am 1. Januar
in Griechenland, nur, dass die Keramikfigur eine Münze ist, die dem
Finder nicht die Macht für einen Tag, sondern Glück für das ganze Jahr
bringen soll. Na, ich will nicht wissen, wie viele Griechen sich an dem
Geldstück schon einen Zahn ausgebissen haben, ich jedenfalls backe in
meine Vasilopita lieber eine ganze Nuss oder eine Mandel als
Glücksbringer ein. Die Tradition besagt, dass der Vater die Vasilopita
anschneiden und verteilen soll. Das 1. Stück steht Jesus Christus zu
(sind einige Klöster vielleicht aufgrund der gefundenen Münzen in den
Vasolpitas so reich?), das folgende ist für das Haus bestimmt, und der
restliche Kuchen wird dann unter allen Familienmitgliedern aufgeteilt.
Hier noch ein Ritual zum Neujahrsfest: Wenn man sich nach Mitternacht
gegenseitig ein gutes neues Jahr gewünscht hat, geht man mit einem
Granatapfel und einem Glas Wasser nach draußen. Hier wendet man sich
dann jeweils 3 Windrichtungen zu, wobei man jedes Mal „Kalimera, Agios
Vasilikos“ ruft und einen Schluck aus dem Glas nimmt. Danach
zerschmettert man den Granatapfel auf dem Boden, lässt ihn dort für
einige Tage liegen und dann streut man die Frucht über ein Feld. Für die
Griechen symbolisieren die vielen kleinen Kerne viele gute Begebenheiten
im neuen Jahr.
So,
nun sind es aber genug griechische Bräuche, mit denen Sie Ihr Glück für
das nächste Jahr heraufbeschwören können.
Ich
wünsche Ihnen ein gutes, gesundes und friedvolles 2009!
Copyright ©Julie Smit 2008 |