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BOULEVARD
NEWS AUS LESVOS
Die heißen
Quelle bei Eftalou
30.August 2008 - Aufwachen!
Aus
dem Holländischen/Englischen von Gabriele Podzierski
Letzte Woche haben die Teilnehmer der Rallye „Grease to Greece“
bewiesen, dass es möglich ist, ohne Benzin Auto zu fahren. Der Engländer
Andy Pag, der bereits im vergangenen Jahr die Strecke bis nach Afrika
mit Schokoladen-Abfällen im Tank zurücklegte, setzte sich zum Ziel,
2.500 Kilometer, nämlich die Distanz zwischen London und Athen, mit
gebrauchtem Speiseöl zu bewältigen. Die Restaurants, die angefahren
wurden, waren glücklich ihr „Frittier-Fett“ zu spenden, denn man hatte
so die Möglichkeit, es bequem, und dann noch für einen guten Zweck, zu
entsorgen. Diese Unternehmung soll jedoch nicht Anregung dafür sein,
dass weltweit nun ein jeder sein Auto mit Pflanzenöl betankt, denn dann
würde es zu einem solchen Boom kommen, dass die natürliche Balance in
der Welt nicht mehr gewährleistet wäre, so wie derzeit in Asien, wo man
sich beklagt, dass die erhöhte Produktion von Palmöl (auch eine
alternative Energiequelle) zu Lasten des herkömmlichen Landbaus geht und
damit die Gefahr einer Hungersnot erhöht.
Obwohl Olivenöl nicht das am häufigsten verwendete Öl zum Braten und
Frittieren ist (in Griechenland schon), ist laut der britischen Presse
das Kaufinteresse an dem „flüssigen Gold“ in England inzwischen so hoch,
dass dies die Ursache dafür sein kann, dass sich Abschnitte südlicher
Mittelmeerländer in wüstenhafte Landschaften verwandeln. . Durch den
intensiven Olivenanbau, wobei Erntemaschinen und Bewässerung die größte
Rolle spielen, kann preiswertes Öl für die Supermärkte hergestellt
werden. Aufgrund der steigenden Nachfrage, gehen große Firmen inzwischen
dazu über, Olivenhaine anzukaufen und ohne Rücksicht auf die Natur mit
Chemikalien und hohem Wasserverbrauch den Ertrag der Ernte zu steigern.
In Griechenland jedoch ist dieses Vorgehen im Gegensatz zu Italien und
Spanien noch nicht so verbreitet.
Das
griechische Olivenöl gewinnt durch seine erstklassige Qualität mehr und
mehr an Beliebtheit über die Grenzen des Landes hinaus, insbesondere das
Öl von Lesvos ist bereits mit mehreren internationalen Preisen
ausgezeichnet worden. Hier auf der Insel ist das Phänomen, dass
Maschinen über die Bäume fahren, um die Oliven zu pflücken, zum Glück
noch ein ferner Albtraum, obwohl ich mir vorstellen kann, dass manch
einer davon träumt, bedeutet dies doch eine Erleichterung der schweren
Arbeit und einen höheren finanziellen Ertrag. Dieser Mehrverdienst kommt
den Griechen ja auch bei einem ökologischen Anbau von Ölbäumen zugute.
Der größte Teil der Olivenbauern haben sich nicht für diese Form des
Bewirtschaftens entschieden, weil ihnen der Naturschutz so am Herzen
liegt oder weil die Qualität der Früchte dadurch besser ist, sondern
einzig und allein, weil sie mehr Geld an Oliven aus ökologischem Anbau
verdienen können.
Es
ist gut, dass die griechische Bevölkerung Neuerungen, wie alternativen
Energiequellen oder modernen Maschinen, nicht offen gegenüberstehen.
Somit bleiben jahrhundertealte Traditionen, wie das Pflücken der Oliven
von Hand, noch lange bewahrt. Im Falle der altbewährten Herstellung von
Olivenöl liegt der Vorteil auf der Hand: Das Olivenöl von Lesvos behält
seine hervorragende Qualität, und es gibt eine wachsende Gruppe von
Menschen, die Wert auf Qualität legt.
Eigentlich könnte Griechenland so reich, wie alle Erdöl produzierenden
Länder sein, verfügt es doch über genügend Energieressourcen. Aber das
Land zieht es vor, Öl-Lieferungsverträge mit Russland abzuschließen,
dass als unzuverlässig gilt. Würde Griechenland mehr Mut zu
Investitionen haben, so könnte es sich aus der Abhängigkeit von Erdöl
und Erdgas exportierenden Ländern lösen. Windräder, Solarenergie,
Bio-Treibstoff... Warum ist Griechenland nicht voll davon?
Ich
möchte auch darauf hinweisen, wie reich das Land an geothermischer
Energie ist, die jedoch kaum genutzt wird, und wenn, dann meist für den
Anbau von Tomaten und Spargel. Denken Sie mal an die Heißen Quellen auf
Lesvos. Es brodelt hier unter der Erde nur so an natürlichen Kräften,
doch man nutzt sie nur für einige wenige Thermalbäder, und dies auch
noch nicht einmal für das allgemeine Gesundheitswesen, denn, ist ein
Einwohner von Lesvos auch noch so stark von Rheuma geplagt, die Worte
sind noch nicht erfunden, mit denen man ihn zu einem heilenden Bad in
den Heißen Quellen überreden kann.
Aber es gibt einen Hoffnungsstreif am Horizont: In der letzten Woche
hatte der Ministerpräsident Griechenlands, Kostas Karamanlis, ein langes
Gespräch mit Geir Hilmar Haarde, dem Premierminister von Island. Sie
haben sich nicht nur über Wirtschaft und Touristik ausgetauscht, sondern
Thema waren ebenso die geothermischen Energiequellen, die Island in so
vorbildlicher Weise zu nutzen weiß. Immerhin hat Karamanlis die
Einladung, nach Island zu kommen, angenommen. Wird er sich jetzt auch
belehren lassen, welch ein Schatz die Thermalquellen sind? Schon immer
geweigert haben die Griechen sich, von dem Nachbarland Türkei zu lernen.
Es waren die Türken, die das Baden in den heißen Quellen auf Lesvos
populär gemacht haben. Vielleicht ist das der Grund, weshalb die
Griechen diesen Bronn der Gesundheit meiden. Seit Jahren schon nutzt die
Türkei ihre geothermischen Energiequellen und speist hunderttausende von
Haushalten mit dem heißen Wasser aus der Erde.
Also, es wird Zeit, dass jemand den Griechen die Augen öffnet, damit sie
endlich erkennen, welch unbezahlbarer Schatz zum Greifen nah unter der
Erdkruste liegt. Wie wichtig wäre dies für Lesvos mit seinen vielen
heißen Quellen. Hätte man doch z.B. warmes Wasser für eine zentrale
Heizung, Kurorte für Touristen und beheizte Gewächshäuser für Blumen und
Gemüse.
Warum auch sollten wir weiterhin die hohen Rechnungen der
Elektrizitätsgesellschaft bezahlen und teuren Treibstoff in unser Auto
pumpen, wenn sich soviel Energieressourcen unter unseren Häusern
befinden und man das Benzin durch Abfälle oder (angeblich) gar Wasser
ersetzen kann? (Kein Scherz: Im Internet unter
carhydrogen.net
können Sie ein Buch bestellen, dass Ihnen
offenbar ganz genau erklärt, wie Sie Ihr Auto umrüsten können).
Griechenland könnte aufgrund seiner vulkanischen Böden und der
unzähligen Sonnenstunden so reich sein. Die Wissenschaftler des Landes
sollten sich endlich daran machen, diese Kenntnis mit dem Volk zu
teilen. Die griechischen Philosophen und Gelehrten der Antike werden
immer noch wie Götter verehrt, aber die Wissenschaftler der Neuzeit
halten sich zu sehr raus aus den politischen Spielchen, die heutzutage
laufen.
Copyright ©Julie Smit 2008 |