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BOULEVARD NEWS AUS LESVOS

 

Feigen kochen

4.September 2006 - Feigenfieber

Aus dem Englischen von Gabriele Podzierski

Von Mitte Juli bis Mitte August ist hier eine ziemlich öde Zeit. Die Insel ist so ausgetrocknet, wie sie nur sein kann, nichts grünt und blüht, es ist zu heiß, um irgendetwas zu unternehmen, und der einzige Platz, an dem man Abwechslung finden kann, ist im Meer. Ende August jedoch kommen die ersten Früchte! Weintrauben und Feigen, die Vorboten für einen reichen Herbst, sind reif. Aber viele Trauben hier auf Lesvos sind von einer Krankheit befallen. Hat man sie im Vorjahr nicht mit Insektizide besprüht, kann man seine Ernte vergessen. Weintrauben lieben das Versteckspiel. An Stellen, wo man sie nicht erwartet und an denen sie vollkommen unversorgt geblieben sind, überraschen die Rebstöcke mit den herrlichsten Früchten.

Wir fanden unsere Weintrauben nur trocken und verschrumpelt vor, bis wir das Dach unserer Außenterrasse inspizierten, auf das sich die Reben hoch gewunden haben. Wie überrascht waren wir, als wir tadellose gesunde dicke Trauben in großer Zahl in der Sonne liegen sahen. Auch in dem verlassenen Dorf Chalika fanden wir viele Weintrauben. Die Pflanzen haben sich von dort nicht, wie die Bewohner, von einem Erdbeben vertreiben lassen sondern haben sich in hohen Walnussbäumen eingenistet, wo sie ungestört wuchern und einmalige Trauben hervorbringen können. Leider lassen sie sich nur bewundern und nicht pflücken, denn sie hängen in unerreichbarer Höhe.

Feigen sind nicht so verspielt. Die meist niedrigen Bäume sind einfach abzuernten. Mitte August sind die ersten Früchte reif, und dann beginnt die Schlemmerzeit.  

Von einem Freund erfuhren wir von der guten Wirksamkeit der Feigen gegen Bluthochdruck und einen zu hohen Cholesterinspiegel (sie enthalten kein Cholesterin). Nun beuge ich vor, und, obwohl ich diese Werte noch nie hab kontrollieren lassen, esse ich täglich brav ein paar Früchte. Es schadet nicht, tut nicht weh, es ist so gut für die Gesundheit, und es ist wirklich keine Strafe Feigen zu essen. Diese Frucht ist kalorienarm und voll gestopft mit Mineralien, wie Magnesium und Calcium sowie den Vitaminen A, B und C. Feigen reinigen außerdem das Blut und erhöhen seine Fließkraft, helfen bei Husten und beugen einer Erkältung vor. Das ist es, was wir gerade bitter nötig hatten, denn hier fielen die Temperaturen in der letzten Woche weit unter die 30-Grad-Marke. Ich hatte echt das Gefühl, dass der Winter nah ist. Es fehlte nicht fiel, und ich hätte den Kamin angezündet. 

Jedes Jahr aufs Neue kann ich mich riesig an den frischen Feigen erfreuen, jedoch bevor sie verschrumpelt, wie kleine leere Säckchen, überall in den Bäumen hängen. Man kann sich einen ganzen Monat lang mit Feigen voll stopfen, aber da läuft man Gefahr, dass sie einem bald aus den Ohren raus kommen. Um dies zu vermeiden, ist seinerzeit das Einmachen erfunden worden. Nun kann man den Geschmack reifer Früchte zu jeder Zeit des Jahres genießen.  

Für die Weintrauben gibt es nicht allzu viele Rezepte. Man kann sie auspressen und dann bekommt man... Genau, Wein. Jedes Jahr überraschen uns Freunde mit hausgemachtem Wein in der Plastikflasche. Ich muss gestehen, dass ich nicht allzu begeistert davon bin, zumal er nicht lange haltbar ist. Aus den Trauben kann man aber auch Rosinen machen, aber soweit ich es dem Internet entnehmen konnte, ist dies eine arg komplizierte Angelegenheit, so dass ich die Herstellung von Wein und Rosinen lieber Fachleuten überlasse. 

Das Einkochen von Feigen ist wesentlich einfacher. Legen Sie die Früchte so lange in die Sonne, bis diese fast ausgetrocknet sind. Danach werden sie in gewürztes Wasser getaucht. Jetzt noch mit einer Mandel oder einer Walnuss spicken und zum weiteren Trocknen ab in den Ofen. Aufbewahrt werden die Feigen zwischen Lorbeerblättern, um Ungeziefer fernzuhalten. 

Die Feigen in Sirup einzukochen, ist eine andere Form des Einmachens: „Vrasma“ oder „Pettimessi“. Hierfür werden Unmengen an Feigen draußen in einem riesigen Topf auf offenem Feuer einen ganzen Tag gekocht. Danach erhält man einen herrlichen Sirup, der fantastisch zu Pfannkuchen schmeckt, aber die Griechen verwerten ihn, um damit köstliche Kuchen zu backen. 

Wie auch immer, für mich ist der bequemste Weg Feigen haltbar zu machen, sie in Flüssigkeit einzulegen, und mit Flüssigkeit meine ich Alkohol. Einfach in einen Topf mit Zucker und Alkohol füllen und man hat nicht nur eine wundervoll schmeckende Frucht im Winter sondern auch noch einen Likör, dem man nicht widerstehen kann. Die Rezepte für Feigenlikör sind jedoch im Internet dünn gesät. Aber, wir probieren es: In einer großen Schüssel schwimmen eine Menge Feigen in einem guten Schuss Cognac. So eingelegt, stehen sie nun auf unserem Küchenschrank, bevor wir sie zusammen mit Zucker in ein Gefäß füllen, das wir dann verschlossen aufbewahren.   

Die beste Entdeckung dieser Feigensaison ist der Oster-Feigenkompott: Sie schneiden 1,5 kg Feigen in 2 oder 3 Stücke, kochen diese dann zusammen mit 5 Tassen Zucker und dem Saft einer Zitrone ungefähr eine halbe Stunde. Dann  fügen Sie 1 Esslöffel Pinienkerne, 2 Esslöffel Walnüsse, grob gehackt, und 1 Esslöffel Fenchelsamen dazu. Ein halber Teelöffel Mastix und ein Schuss Cognac zum Schluss runden das Ganze ab. Sie werden davon begeistert sein, besonders wenn Sie es mit einem Stück Ziegenkäse, einer Scheibe geräuchertem Schinken und einem Glas Portwein kombinieren. Wir sind inzwischen süchtig nach diesem Hochgenuss und müssen aufpassen, dass wir nicht unseren gesamten Wintervorrat jetzt schon verzehren.  

Darum hier noch ein Tipp für einen schnellen Feigensnack: Schneiden Sie die Frucht auf, pressen Sie ein Stück Weichkäse hinein und dann den Happen in den Mund: Ein wundervoller Geschmack!

Copyright ©Julie Smit 2006