Molyvos (Mithimna)

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BOULEVARD NEWS AUS LESVOS

 

Lámbou Mili Aquädukt

7.August 2006 - Wasser

Aus dem Englischen von Gabriele Podzierski

Lesvos ist eine wasserreiche Insel. Besonders im Winter strömen, dank den bewaldeten Bergen mit ihren schneebedeckten Gipfeln, große Wassermassen durch die Flussbetten. Sogar im Sommer, nach Monaten ohne Regen, findet man zahllose Quellen und Brunnen, und immer wieder trifft man in den Bergen auf kleine glucksende Bächlein. 

Die Römer waren begeisterte Baumeister. Zeugen davon sind die unzähligen römischen Bauwerke, die sie im Laufe der Geschichte auf der ganzen Welt verstreut hinterlassen haben. Als sie nun im Jahre 88 v.Chr. Lesvos erobert hatten, fingen sie natürlich auch hier das Bauen an. Sie ließen riesige Aquädukte anlegen, um große Städte, wie Mytilini und Molyvos (vormals Mythimna) mit fließendem Wasser zu versorgen. Entsprungen ist das Wasser auf den Bergen Olympos und Leptimnos. Es wird erzählt, dass die Römer auf diese Weise auch die heißen Quellen nutzten. Stellen Sie sich vor, in Molyvos gab es schon zu dieser Zeit eine städtische Warmwasserversorgung. 

Überbleibsel aus dieser glorreichen Wasservergangenheit sind auf ganz Lesvos zu finden. Zunächst der große Aquädukt bei Mória mit seinen 12 Pfeilern und den prächtig geschwungenen Bögen, gebaut aus Stein im 2. Jahrhundert n.Chr.. 170 Meter lang und 23 Meter hoch ist das Bauwerk, und 7 der ursprünglich 17 Bögen sind sogar noch erhalten. Das Wasser wurde über eine Strecke von 22 Kilometer geleitet. 

Ein 2. Aquädukt, der einst Teilstück der Wasserleitung war, steht in der Nähe von Lámbou Mili. Dieser ist jedoch inzwischen arg verfallen und nur zu Fuß oder mit dem Jeep erreichbar. Gelegen ist er jedoch in einer atemberaubend idyllischen Landschaft. Nur wenige Wanderführer geben die Beschreibung des Weges dorthin preis. Ist man aber erst einmal da und genießt die wundervolle Aussicht, wird man für das mühevolle Suchen reichlich belohnt. 

Auch Molyvos profitierte von der Wasserversorgung via Aquädukt. Aber nur ein Pfeiler aus dieser Zeit ist verblieben. Ein einsamer Turm, der auf einem der Hügel auf der Rückseite des Dorfes steht, Loutra genannt. 

Dass dieses System der Vergangenheit angehört und so verfallen konnte, ist eine Sünde. Nun ist man gezwungen, mit dem Auto die Quellen anzufahren, um sich mit Wasser zu versorgen, was zur Zeit auch bitter nötig ist. Mit der Hochsaison, die vor einigen Tagen begonnen hat, kamen auch Massen von Griechen auf die Insel. Hotels und Appartements sind ausgebucht, die Ferienhäuser zerbersten unter den griechischen Großfamilien. Die Strände sind überlaufen, und all diese Menschen sehnen sich nach einer Dusche, wenn sie aus dem Meer kommen. Die Temperaturen liegen jeden Tag über 30 Grad, so dass die Klimaanlagen ununterbrochen in Betrieb sind, Telefone müssen laufend aufgeladen werden, Wasserkocher stehen nicht still, Kochstellen ziehen ununterbrochen Energie, und wer weiß, wie viele Kinder den ganzen Tag vor dem Fernseher sitzen. Eine schwere Zeit ist angebrochen für die Elektrizitätsgesellschaft. So hat es uns auch nicht wirklich überrascht, als letzten Freitag in der Nacht auf der ganzen Insel Dunkelheit herrschte. Nun ja, der Mond war ein Lichtpunkt, und auch die Sterne blinkten.  

Auch am Sonntagmorgen war die Insel ohne Elektrizität, und aus den Leitungen kam kein Wasser. Die Pumpen für die Wasserversorgung spielten aufgrund der dauernden Stromausfälle verrückt. Nun müssen wir lange Strecken des Tages ohne Wasser auskommen. Das ist nicht lustig, denn es geschieht zu den Zeiten des Tages, wenn die Menschen vom Strand kommen, sich abduschen und sich eine Mahlzeit bereiten wollen.  

Wie soll man die gerade gefangenen Fische und den Salat waschen? Stunden muss man derzeit warten, bis ein paar Wassertropfen verfügbar sind. Wie will man das juckende Meersalz vom Körper spülen? Es gibt nur die Möglichkeit, dafür auf abgefülltes Wasser in Flaschen zurückzugreifen. 

Wir haben den Luxus, dass die Felder vor unserem Haus mit einer Sprinkleranlage gewässert werden. Gestern, nachdem ich stundenlang auf eine Dusche hoffte, ging ich letztendlich in meinem Bikini ins Feld und stellte mich unter das sprühende Wasser. Es hat Spaß gemacht, unter die kühlenden Fontänen zu springen und sich wieder als Kind zu fühlen.  

Im Tal von Ligonas, hinter Petra, wurden um 1940 die alten Wassermühlen aus dem 18. Jahrhundert, die sich bis dahin den ganzen Tag drehten, stillgelegt. Damals ging man noch mit seinem Esel oder dem Pferd, beladen mit Getreide, dorthin, um Blumen oder andere Getreideprodukte zu holen. Nun sind aus den Mühlen Ruinen geworden, nur noch dienlich für Wanderer, als wunderschöne Dekoration inmitten einer bezaubernden Landschaft. Überall verstreut auf der Insel kann man sie finden, die verfallenen alten Wassermühlen. Es gibt genug Wasser hier auf Lesvos. Es ist nur das Problem, dass die Technik der Neuzeit nicht garantieren kann, dass es auch jederzeit verfügbar ist. Oder ist etwa die ansteigende Touristenzahl der Grund für die mangelhafte Wasserversorgung? 

Ich frage mich, ob auch zur Zeit der Römer diese Probleme auftraten, denn auch damals war Lesvos ein bekanntes und beliebtes Ferienziel. Oder, ob in Petra die Mühlen im 19. Jahrhundert die Arbeit aufgaben, weil zu viele Touristen kamen...? 

Fakt ist, dass ich, dank der Hochsaison, unsere Pflanzen nun erst um 1 Uhr in der Nacht bewässere. Danach mach ich noch den Abwasch und die Wäsche und fülle Flaschen mit Wasser auf, um eine Notration zu haben. Wenn dann die Sardinchen an der Reihe wären, geputzt zu werden, bin ich kaputt. Kann sein, dass die Katzen um diese Uhrzeit noch ein großes Mahl vertragen, ich bin dann reif fürs Bett!

Copyright ©Julie Smit 2006