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BOULEVARD NEWS AUS LESVOS

 

Eine Qualle am Strand von Skala Kaloni

29.Mai 2006 - Gänsehaut

Aus dem Englischen von Gabriele Podzierski  

Der Westen Europas wird von Kälte und Regen heimgesucht, während auf Lesvos der Sommer Einzug gehalten hat. Temperaturen von über 30 Grad stehen auf der Tagesordnung, und das Meer ist auch viel wärmer geworden, so dass wir wieder tägliche Schwimmpartys veranstalten.

Dann passierte es: Vor ein paar Tagen jagte uns ein gewaltiger Schreck durch den Körper, als wir ins Wasser eintauchten: Eine Qualle! Ich bin in Zandvoort aufgewachsen, und wenn das Wasser warm war und der Wind aus Osten kam, konnte man Gift darauf nehmen, dass das Meer voller Quallen war. Niemand kriegte mich dann ins Wasser, und schon gar nicht in die undurchsichtige Nordsee.

Nun, es gibt auch Quallen in Griechenland, obwohl ich zugeben muss, dass ich hier auf der Insel erst einmal zuvor solch Kreaturen gesehen habe: Im Frühjahr vor 3 Jahren sonnten sich eine große Anzahl knallblauer Exemplare am Golf von Kaloni. Brrrr, da verging einem die Lust auf ein Bad im Meer. Auch auf Mykonos erlebte ich vor langer Zeit eine Quallen-Invasion, und auf Samos stand ich einige Male wegen dieser glibberigen Tierchen auf dem Trockenen. Nun also meine 2. Begegnung der glitschigen Art vor einigen Tagen. Mein Gefühl sagte mir sofort, dass eine Qualle selten allein kommt, und in der Tat, nachdem wir Ausschau hielten, entdeckten wir überall Schwärme von diesen ca. 10 cm großen, rot-braunen, gelatine-artigen Meeresbewohnern. Aber normal sahen sie nicht aus, sondern wie ovale Bälle, die fröhlich tanzende Strippen hinter sich herzogen, die farbig blinkten, wie Lichterketten. So etwas hab ich noch nie gesehen – eine Unterwasser-Kirmes!

Unwillkürlich kam mir der Roman von Frank Schätzing, „Der Schwarm“ in den Sinn. In diesem fesselnden Buch wird die Welt angegriffen, aber nicht von Marsmenschen oder anderen futuristischen Wesen, sondern die Meereswelt schlägt zu. Unbekannte Seewürmer-Wesen fressen den Grund des Meeres auf und lösen damit Seebeben aus, wild gewordene Delfine greifen Schiffe an, Tsunamis zerstören Teile Europas, Abermillionen von Krabben überschwemmen das Land und eine unvorstellbare Quallenplage quält die Menschheit. Ein sehr interessantes Buch, das neben Höchstspannung auch Wissenswertes über die Unterwasserwelt vermittelt. Eine empfehlenswerte Literatur für den Strandaufenthalt, wenn man nicht gerade unverhofft Auge in Auge einem solch fremden Meereswesen gegenüber steht. Wie all die Plagen in dem Roman, schienen auch diese Quallen direkt aus den dunkelsten Untiefen des Meeres zu kommen, zumal sie mit diesen Leuchtschlangen gespenstische Signale sendeten. Brrrrr...! Mir lief eine Gänsehaut über den Rücken, obwohl ich auf der anderen Seite auch fasziniert war. Nein, schwimmen gegangen bin ich an diesem Tag nicht mehr, und seit dieser Begegnung tauche ich erst ins Wasser, bevor ich mich vergewissert habe, dass hundertprozentig keine Qualle in der Nähe ist. Gesehen habe ich keine mehr... doch, im Internet. Natürlich wollte ich wissen, welches Wesen uns an diesem Tag vom Wasser ferngehalten hat. Igittigitt, Quallen sind aber auch zu schaurig. Ich entdeckte ein Bild aus Japan von einer Qualle, die so groß ist, wie ein Mensch. Sollte dieses Exemplar mir hier je begegnen, so können Sie gewiss sein, dass ich die nächsten Jahre keinen Fuß mehr ins Meer setze.

Unser geheimnisvolles Leuchtketten-Wesen habe ich auf keiner Quallen-Internetseite gefunden. Nach intensiver Suche erfuhr ich, dass es mehrere Quallen-artverwandte Gattungen gibt, und da fand ich sie unter „Ctenophoren. Es war eine „Kammqualle“. Das ist keine echte Qualle, da sie keine meterlangen durchsichtigen Tentakel hat, womit sie so eklig stechen, beißen, würgen, oder was auch immer, aber diese Art ist kannibalisch, sie frisst ihre Artgenossen auf. Immerhin keine Gefahr für uns Menschen, wenn wir in ihrer Nähe sind. Aber wenn man es nicht weiß, sollte man einen Sicherheitsabstand wahren, und ich möchte auch gar nicht mit dieser glibberigen Masse in Kontakt kommen, ich kenne dieses eklige Gefühl noch allzu gut von früher, wenn plötzlich eine Qualle neben mir auftauchte.

Beim Surfen durchs Internet stieß ich auf eine Geschichte über eine Gruppe Belgier, die nach Griechenland kam, um Reptilien zu studieren, einschließlich Schlangen. Prächtige Fotografien ließen mich erschaudern. Vor 3 Jahren wurde auch ich von einer 2 Meter langen giftgrünen Schlange überrascht, als ich am Computer saß. Sie schlängelte sich durch die offene Hintertür. Seitdem drehe ich mich ständig um: Ist da eine Schlange unter meinem Schreibtisch? Schleicht ein Exemplar hinter meinem Rücken herum? Vielleicht liegt eine unter der Bank? Die faustdicke Äskulap-Schlange ist nicht gefährlich, aber für eine Sekunde (in der nächsten Sekunde war ich aus dem Haus) dachte ich, dass es mindestens eine Riesen-Würgeschlange war, die mich da angriff.

Die Griechen fürchten sich arg vor Schlangen, aber ich habe mich mittlerweile an den Gedanken gewöhnt, dass es da eine Menge von ihnen um mich herum gibt. Aber glauben Sie mir, Schlangen haben mehr Angst vor uns, als wir vor ihnen, denn meistens rennen sie zuerst weg, und die meisten Arten in Griechenland sind ungefährlich. Schlecht ist nur, wenn Sie mit Flipflops (sehr offene Sandale) auf sie treten. Wenn ich querfeldein laufe, achte ich darauf, dass ich lange Hosen und festes Schuhwerk trage. Fühl ich mich auch dann noch unsicher, bewaffne ich mich mit einem Stock, mit dem ich mich, unentwegt auf den Boden schlagend, bemerkbar mache, so dass die Schlangen schon vorher Bescheid wissen und Reißaus nehmen können. Und weder Vorder-, noch Hintertür stehen bei uns mehr auf – ich habe meine Lektion gründlich gelernt.

Ich will Ihnen ja nicht Bange machen, aber wir Holländer sagen: „Ein gewarnter Mann, zählt für 2.“ Also, passen Sie auf, wo Sie hintreten, und wenn Sie auf bewachsenen Pfaden wandeln, tragen Sie festes Schuhwerk. Seien Sie auch vorsichtig, wenn Sie schwimmen gehen, wo kein sandiger Boden ist, sondern Fels und Stein: Tragen sie dort Schwimmschuhe! Die helfen zwar nicht bei Quallen, aber, sie schützen vor Seeigel. Gegen Quallen gibt’s nix, nur den kleinen Trost, dass sie hier wirklich eine Seltenheit sind. Und was die Kamm-Qualle angeht, so sehen Sie es als eine Ehre an, wenn Ihnen ein solch leuchtendes Gelatine-Bällchen entgegenkommt, denn im Internet beschreibt man sie als eine der schönsten Kreatur des Meeres. 

Copyright ©Julie Smit 2006