Molyvos (Mithimna)

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BOULEVARD NEWS AUS LESVOS

 

Aussicht auf Molyvos

24.Oktober 2006 - Der neue Bürgermeister

Aus dem Englischen von Gabriele Podzierski

Es ist wieder warm auf Lesvos! Der strenge kalte Nordwind hat für eine leichte Brise Platz gemacht. Obwohl sich immer noch einige Wolken um die Berggipfel versammeln, strahlt es ansonsten blau vom Firmament. Sogar die Abende sind so warm, dass sie einladen, sie draußen zu genießen. Die  Feuchtigkeit und die gestiegenen Temperaturen haben die Pilze aus dem Boden schießen lassen. Nun ist der Herbst wirklich da. 

Am letzten Sonntagmittag waren wir bei Freunden zum Picknick auf ihrem Land eingeladen, um mit Ihnen den Erwerb des Grundstücks zu feiern. Ihr Plätzchen hat eine überwältigende Aussicht: Auf der einen Seite blickt man über Vafios und einige kleinere Berge hinweg auf den Lepétymnos, und auf der anderen Seite liegt das Städtchen Molyvos und seine Bucht, in der an diesem Tag das blaue Meer, unberührt von jeglichem Wind,  glatt wie ein Spiegel dalag. Als die Sonne dann im Meer versank und die zunehmende Feuchtigkeit den Grill erlöschen ließ, konnte sich noch niemand von diesem traumhaft schönen Stückchen Erde verabschieden. Begeistert sahen wir zu, wie zunächst die Lichter von Molyvos nach und nach angingen, dann die Scheinwerfer die Burg erstrahlen ließen, und dann alles vollendend, blinkende Sterne das Firmament erhellten. 

Gegen 20 Uhr, schreckten uns Gewehrschüsse auf. Nun, wenn ein neuer Papst gewählt ist, steigt weißer Rauch aus einem Kamin auf, und hier wird mit Schüssen angekündigt, dass ein Fest gefeiert werden kann. An diesem Sonntag war es das Zeichen dafür, dass der neue Bürgermeister ermittelt ist. Unverzüglich zückten einige Gäste ihr Handy, und das Ergebnis erreichte uns schnell: Stelios Karadonis ist der neue Bürgermeister von Molyvos. Nun, zwar ist er nicht unsere 1. Wahl, aber das hielt uns nicht davon ab, ein Gläschen Retsina auf seinen Sieg und sein Wohl zu trinken. Die Stimmung stieg unablässig, und wir machten uns mit einer Taschenlampe auf Brennholzsuche, um das Feuer neu auflodern zu lassen. Der Moment des Aufbruchs,  wurde verschoben und verschoben und verschoben.   

Gestern war unsere Insel Gesprächsthema. Einige Touristen beklagten die Tatsache, dass es so typisch für Griechenland ist, überall Unrat und Müll abzuladen, und das gilt insbesondere für Lesvos. Wie auch in anderen Ländern üblich, lästern die in einer Gegend ansässigen Bewohner leidenschaftlich gerne über die, die in anderen Regionen leben. Nun, über die Einwohner auf Lesvos wird gesagt, dass dies überwiegend Bauern seien, die ihr Geld schneller ausgeben, als es rein kommt, und die keine Ahnung davon hätten, wie eine saubere Umwelt aussieht. Sogar Menschen, die aus Kreta hier her kommen, sind die unzähligen wilden Müllkippen ein Dorn im Auge. Auch mit dem Nachsatz „die, mit den Spitzhacken“ redet man über die Einwohner hier. Diese Bezeichnung kam mit dem Bau des Flugplatzes auf, denn eine riesige Fläche musste von jedem Fels, jeglichem Gestein mittels schwerer körperlicher Handarbeit befreit werden. 

 Ich weiß nicht, ob Stelios Karadonis es schaffen wird, seine Bürger zu mehr Sauberkeit zu erziehen und sie dazu bringen wird, ihre ausgedienten Elektrogeräte und  Haushaltsgegenstände nicht mehr in zauberhafte Täler und romantische Wälder zu schmeißen oder auf herrlich bewachsenen Hügeln abzustellen. Es ist auch die Frage, ob er die Worte findet, die die Menschen davon überzeugen werden, dass es nicht wirklich gut ist, jeglichen Abfall während der Fahrt aus dem Autofenster zu schmeißen. Glücklicherweise steht der neue Bürgermeister ja nicht allein auf weiter Flur, denn da gibt es ja noch den Gemeinderat, mit Mitgliedern der einzelnen Parteien, die ihm den Rücken stärken und ihm dabei helfend unter die Arme greifen können. 

Es war kein leeres Wahlversprechen, als man ankündigte, eine zentrale Müllverwertungsanlage in der Nähe von Agía Paraskeví zu errichten. Der Baubeginn ist bereits erfolgt. Bezüglich eines neuen Elektrizitätswerkes, hat man sich jedoch nicht über den geeigneten Platz einigen können. So soll die derzeitige Anlage in Mytilíni erweitert werden. Eine sehr schlechte Nachricht  für die Menschen aus dieser Umgebung (in dem Bereich der „MINI“-Fabrik). Es wird also noch mehr Haushalte geben, die nicht länger die Möglichkeit haben werden, ihre Wäsche zum Trocknen rauszuhängen, denn der Grad der Verschmutzung ist dort dermaßen hoch, dass weiße Sachen binnen kürzester Zeit wieder grau sind.   

Es wird wohl noch Jahre dauern, bis Lesvos seine Umweltprobleme gelöst hat, und in dieser Zeit wird man in Molyvos auch noch mit anderen Schwierigkeiten konfrontiert werden, wie z.B. mit den Stadtbebauungsplänen. Derzeit werden all die gut gelegenen, wunderschönen Felder und Hügel rund um das Dorf an Bauwillige verkauft. Niemanden interessiert es, ob er mit seinem neu erbauten Haus ein Verkehrshindernis darstellt oder anderen Hauseigentümern die schöne Aussicht nimmt. Natürlich kann gerade ich verstehen, dass viele Menschen den Entschluss fassen, hier leben zu wollen und sich auf die Jagd nach dem schönsten Grundstück, mit der besten Aussicht machen, aber ich bin sicher, in 10 Jahren wird man Molyvos nicht wieder erkennen. Wahrscheinlich wird es ein kleines sauberes Städtchen sein, umzingelt von feinen Vorstadthäuschen mit einem wundervollen Ausblick auf... Häuser! 

Anmerkung: Ich mache Urlaub und deshalb gibt es nächste Woche keine News.

Copyright ©Julie Smit 2006