Molyvos (Mithimna)

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BOULEVARD NEWS AUS LESVOS

 

Fischerboot an der Küste von Eftalou

27.November 2006 - Es gibt Tage ...

Aus dem Englischen von Gabriele Podzierski

Kennen Sie die auch, diese Tage, an denen die Zeit wie im Flug vergeht? Hier, in Griechenland, kommt es mir immer so vor. Es scheint mir, als würde das Leben die Stunden des Tages verschlingen, und dies nicht nur im Winter, nein, auch im Sommer ist so ein Tag, eh man sich versieht, vorbei. 

Im Winter habe ich dieses Gefühl verstärkt, zumal ja auch die Tage viel kürzer sind. Wenn man gegen 7 Uhr aufwacht, wird es gerade hell, und so ab 16 Uhr, kommt langsam schon die Dämmerung. Um 17 Uhr dann ist es stockdunkel. Die Griechen, die Siesta halten, legen sich mit Tageslicht hin, und erwachen in der Dunkelheit. Als wäre es früh am Morgen, trinken sie dann ihren Kaffee, und so um 22 Uhr geht es dann zum Dinner mit Beleuchtung. 

Auch ich liebe es, im Sommer ein Mittagsschläfchen zu halten, aber im Winter würde ich dadurch kostbare Stunden mit Tageslicht versäumen. Und, obwohl mir ja derzeit immer noch 10 davon zur Verfügung stehen, scheint es mir, als seien sie viel kürzer sind, als in Holland. 

Nehmen wir nur mal so einen Tag, wie letzen Samstag: Um 7 Uhr wurden wir durch das alarmierende Gebell der Hunde aus dem Schlaf gerissen. Der erste Gedanke war, dass mal wieder Esel durch unseren Garten streunen, und darum drehte ich mich schlaftrunken einfach auf die andere Seite, um wieder in süße Träume zu versinken. Jan jedoch stand auf, und eine halbe Stunde später hörte ich ihn vor dem Haus reden. Immer noch nicht ganz wach, wunderte ich mich darüber, dass er ein Gespräch mit Hunden und Eseln führt. Ich stand auf und fand ihn ziemlich irritiert an. Er hatte 2 Flüchtlinge aufgegriffen, die, auf der Suche nach etwas Essbarem, um unser Haus schlichen. Jan erklärte ihnen den Weg zum Dorf, aber dort wollten sie gar nicht hin. Sie drehten noch einige Runden um unser Land und verschwanden dann im buschigen Hinterland. Ich hielt es für besser, unseren Nachbarn anzurufen, mit der Bitte, die Polizei zu benachrichtigen. Der Nachbar war in 10 Minuten bei uns. Die Flüchtlinge hatten sich in Luft aufgelöst. Sie ließen sich auch nicht blicken, als Jan mit einem Paket Toastbrot auf die Suche ging, damit sie zumindest etwas zu essen hatten. 

Es war ein wunderbarer warmer und sonniger Morgen. Es war windstill und auf dem Meer kreuzten einige Fischerboote so nah an der Küste, dass es aussah, als würde ihr Weg sie über die Felder führen. Ein perfekter Tag, wäre da nicht die Ungewissheit und Unruhe hinsichtlich der Flüchtlinge. Nach anderthalb Stunden traf dann endlich die Polizei ein. Sie kamen aus Kalloní, denn während der Nachtstunden, bis morgens 8.30, ist die Station in Molyvos nicht besetzt. Tja, wenn da also mal Not am Mann ist, kann man besser die Nachbarn rufen. 

Die beiden Polizisten hörten uns zunächst geduldig zu, warfen dann einen Blick auf die Berge, die hinter unserem Haus beginnen, zuckten mit den Schultern, empfahlen uns, bei der Rückkehr der Flüchtlinge anzurufen und machten sich - nach einem höflichen Gruß – wieder auf den Weg.     

So entschlossen wir uns zu einem kleinen Spaziergang, um zu sehen, ob die Flüchtlinge sich noch hinter unserem Haus verbargen. Keine Spur von ihnen. Als wir zurück zu unserem Haus kamen, erblickten wir einen Mann, der gerade von seinem Motorrad stieg und ins buschige Hinterland rannte. Auf unser Rufen und unsere Frage, wer er denn sei, reagierte er nicht in seiner Eile. So sah er auch nicht, dass einer der Flüchtlinge wieder bei uns auftauchte, einige Einkäufe, die er wahrscheinlich im Dorf getätigt hatte, in den Händen. Ich sagte dem Jungen, er solle sich hinsetzen und warten, bis der Mann, von dem wir glaubten er sei ein Polizist, zurück wäre.  

Der arme Junge war völlig verängstigt und fragte, ob dies denn wohl ein böser Polizist sei, der ihn gleich ins Gefängnis stecken würde. Wir versicherten ihm, dass er keine Angst zu haben brauche, dies ein guter Mann sei, der ihn  wahrscheinlich in ein Zentrum für Flüchtlinge bringen würde. Doch wir konnten sein Vertrauen für diesen Mann nicht gewinnen, der hinter seinen beiden Freunden her war. Sie hatten sich jedoch gut versteckt, denn der Mann kam ohne sie zurück. Er blickte auf unseren jungen „Gast“, wies ihn an, zu seinen beiden Gefährten zu gehen und sich mit ihnen um 13 Uhr an der Busstation einzufinden. Dann startete er sein Motorrad und ließ uns völlig perplex zurück. 

Um die genannte Zeit fuhren wir zum vereinbarten Treffpunkt, um zu sehen, ob die  Flüchtlinge der Aufforderung gefolgt waren. Niemand war da, und bei unserer Heimkehr, trafen wir alle 3 an der Straße vor unserem Haus an. Sie nahmen dann unser Angebot an, sie zur Busstation in Molyvos zu bringen. Wir wünschten ihnen noch viel Glück und bedauerten insgeheim sehr, nicht mehr für sie tun zu können. 

Inzwischen war es schon 14 Uhr, zu spät, um unser Vorhaben, die Thermalbäder von Lisvori zu besuchen, umzusetzen. Wir aßen eine Kleinigkeit und entschlossen uns, Feuerholz zu sammeln. Ruckzuck wurde es dunkel, wir zündeten den Kamin an, und dann war es auch schon wieder Zeit, ins Bett zu gehen.  

Am nächsten Morgen kam die Landbesitzerin vorbei und ließ uns wissen, dass an diesem Tag die Olivenernte stattfände. Es stehen zwar nicht allzu viel Olivenbäume auf unserem Land, aber die Qualität des Öls ist hervorragend, und die erzielte Menge ist ausreichend, uns das ganze Jahr zu versorgen. Also, ernteten wir an diesem Sonntagmorgen die Oliven (in Griechenland endet ein Morgen gegen 14 Uhr). Nach der Arbeit bekamen wir ein köstliches Mahl in der Sonne serviert. Danach brachen wir zu einem Spaziergang auf, um unseren Ouzo-Pegel etwas abzubauen, und mussten uns schon sputen, um vor Einbruch der Dunkelheit zurück zu sein.   

Die Neuigkeiten, die ich dann am Abend erfuhr, ließen mich ahnen, dass auch der Montag keine Ausnahme sein wird und damit genauso kurz, wie die beiden vergangenen Tage. Es gab Probleme bezüglich unseres Hauses in Amsterdam, was für mich bedeutete, dass ich den nächsten Morgen am Telefon und Computer zubringen würde. Danach waren wir zum Lunch in Tsonia verabredet. Es wurde ein wundervoller Ausflug mit einem sonnigen Strandspaziergang und köstlichem Essen. Es war dunkel, als wir nach Hause kamen.  

Uns fragen Leute regelmäßig, was wir hier auf Lesvos den lieben langen Tag so machen. Nun, dies waren Beispiele. Ach ja, das machen wir auch noch: Darüber nachdenken, wo die 24 Stunden des Tages wohl geblieben sind.

Copyright ©Julie Smit 2006