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BOULEVARD NEWS AUS LESVOS

 

Der "Kaiserling"

21.November 2006 - "Pilzfieber"

Aus dem Englischen von Gabriele Podzierski

So, wie Katz´und Hund, werden auch viele Esel im Winter sich selbst überlassen. Sie sind frei und können in der Natur umherstreifen, um sich ihr Futter selbst zu suchen. Die eigensinnigen Vierbeinern, auf denen Sie vielleicht in Ihrem Urlaub hier schon einmal einen Trip gemacht haben, laufen in der kalten Jahreszeit gemütlich durch die Berge, wo sie reichlich Nahrung finden. Es spielen sich regelrechte Wildwestszenen bei uns ab, denn häufig in der Nacht oder früh am Morgen, springen wir aus dem Bett, um, wie echte Cowboys ihr Vieh, die Grautiere aus unserem Garten zu treiben. Ok, von einem Lasso haben die Esel noch nichts gehört, aber den Krach von zusammenschlagenden Topfdeckeln hassen sie. Die Flüchtlinge, die immer noch in großer Zahl ankommen, werden sich bestimmt schon gefragt haben, was dies für ein Geräusch ist. 

Nicht nur für die Esel hat die Natur jetzt ihren Tisch gedeckt, auch für die Menschen hält sie wildes Gemüse und Pilze bereit. Touristische Prognosen lassen erkennen, dass im nächsten Jahr der Urlaub in Griechenland und Spanien teurer wird, in der Türkei jedoch billiger. Das bedeutet Preiserhöhungen für uns, und das, obwohl das Leben hier eh schon arg kostspielig ist. Ich wundere mich sowieso, wie manch ein Grieche hier über die Runden kommt, denn die Gehälter sind nicht sehr hoch. Mag sein, dass dies der Grund dafür ist, dass man derzeit mehr und mehr „Chorta-Gruppen“ (Leute, die nach wildem Blattgemüse suchen) und auch Pilzsucher antrifft. 

Im Kastanienwald, rund um Agiássos, haben wir unglaublich viele Maronenröhrlinge gefunden und auch noch andere Sorten, die wir jedoch nicht zuordnen konnten. Wir vermuten, dass darunter auch der köstliche Kaiserling war. Er gehört zu der Familie der Amanieten, in der es einige ungenießbare Vertreter gibt. So ließen wir den Kaiserling lieber stehen, man weiß ja nie... 

Anfang des Monats fand in Agiássos das „Kastanienfest“ statt. An jeder Straßenecke wurden die Früchte geröstet, Musik klang durch all die menschenvollen Gassen, es wurde getanzt und getrunken. 

Manch einer kommt auch zum Fest, um Peperites (griech.Name) zu suchen, eine Art weißem Trompetenpilz (Chantharelles), ca. 20 cm groß, mit pfeffrigem Geschmack (es könnte sich auch um einen Pfeffermilchling handeln). In dieser Jahreszeit ist die Insel voll von ihnen. Sie wachsen unter Kiefern und sind sehr schwer zu entdecken. Die Zubereitung ist einfach: Panieren und frittieren.  

Dank des herrlichen Herbstwetters, übervölkern Pilzsucher am Wochenende den Wald bei Klapados, und auf der Straße von Achladeri bis hoch über Agiássos (ein weiteres Waldgebiet auf Lesvos) parkt ein Auto hinter dem anderen. Griechen vermeiden Spaziergänge eigentlich, aber inzwischen hören sie immer häufiger von ihrem Arzt, dass sie sich besser mehr bewegen sollten. Naja, und da man selbst mit einer 4-Rad-Antrieb nicht durch den dichten Wald kommt, bleibt ihnen ja nichts anderes übrig, als sich zu Fuß auf die Suche nach Peperites zu machen. 

Nicht so bekannt bei den Griechen sind die Parasolpilze/Riesenschirmlinge (Macrolepiota procera). Sie kennen sie, genauso wie den Champignon, nicht als Delikatesse und lassen sie daher stehen. Diese pfannkuchenartigen Pilze können einen Durchmesser von 4o cm erreichen, es ist, als habe man einen Schatz gefunden, wenn man ein solchen Riesenschirmling aufspürt. In Butter wird er gebraten, dann mit Salz und Pfeffer gewürzt, und er schmeckt wie ein erstklassiges Steak. Sie sind viel leckerer, wie Peperites. 

Ach, und dann gibt’s da noch die verschiedenen Feld- und Wiesenpilze, die auf den kahlen Flecken der Weiden wachsen. Als wir sie gestern für die Zubereitung von „Champignons à la Grecque“ zuzubereiten, stießen wir auf die erste Anemone! Es ist, als käme der Frühling, obwohl der Winter noch nicht angefangen hat.

Mögen es wirtschaftliche oder gesundheitliche Gründe sein, oder auch nicht, die Griechen zieht es mehr und mehr hinaus in die Natur, um deren Gaben zu ernten. Es erinnert an die 60er Jahre, wo sie aufgrund der letzten Hungersnot dazu gezwungen waren. Wildes Blattgemüse gibt es hier genug. Ich kenne jedoch nur den wilden Spinat, den wilden Chicorée und die „Wilde Pferd Blume“. Mit Pilzsorten kenn ich mich da inzwischen besser aus. Aber, es dauert nicht mehr lang, dann bin ich sie leid: Jeden Tag koche ich in der letzten Zeit  Pilzsuppe oder Pilzragout oder Pilzhäppchen oder Parasolpilz-Steaks oder Pilzsauce oder... 

Copyright ©Julie Smit 2006