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BOULEVARD NEWS AUS LESVOS

 

Ein kleiner Platz in Plomari

20.August 2006 - Kühlender Kaffee

Aus dem Englischen von Gabriele Podzierski 

Freunde von  mir fragen inzwischen schon nach, ob das Griechische Alphabet so kurz sei, denn vom „Küchen-ABC aus Lesvos“ fehlt immer noch der zweite Teil. Nein, liebe Leser, es ist nur derzeit so unbeschreiblich heiß, dass allein der Gedanke an das Griechische Alphabet bei mir stärkste Schweißausbrüche hervorruft. Ich muss mir ja erst Gerichte einfallen lassen, dann muss ich mich auf die Suche nach der korrekten Schreibweise machen, und dann bedarf es noch einiger Anstrengungen, all dies in die griechische Schrift für das Internet umzusetzen. Aber seien Sie versichert: Fortsetzung folgt! 

Meine Schwester brachte mir diese Woche ein Digital-Thermometer für die Innen- und Außentemperatur mit. Sie werden also verstehen, dass ich Sie diese Woche mit einer Menge Zahlen konfrontieren werde. Just in diesem Moment zeigt das Thermometer eine Außentemperatur von 38,2°C im Schatten an, im Haus sind es 30,4°C. Wir könnten uns ja eine Klimaanlage anschaffen, aber ich mag es einfach nicht, wenn ich solch großen Temperaturunterschieden zwischen drinnen und draußen ausgesetzt bin. Ich habe ja schon einige Male in einem klimatisierten Auto gesessen. Also, wenn man dann nach einer angenehm kühlen Fahrt die Tür öffnet, wird man mit einer derartigen Welle heißer Luft überflutet, dass einem der Atem stockt. Meiner Meinung nach, können solch Temperaturschwankungen nicht gesund sein, so dass für uns eine Klimaanlage kein Thema ist. 

Die beste Abkühlung ist doch ein Bad im Meer, obwohl auch das Meerwasser inzwischen so erwärmt ist,  dass der erwünschte erfrischende Effekt ausbleibt. Anstatt über griechische Gerichte zu schreiben, ist es derzeit wohl passender, kühlende Getränke zum Thema zu machen. 

Kaffee ist mit die wichtigste Sache im griechischen Leben. Wenn man ein Kafeníon passiert, sieht man immer jemanden seinen Kaffee schlürfen. Die Griechen lassen sich gar nicht verrückt machen, von all den neumodischen Maschinen, die jede Sorte Kaffee im Repertoire haben. Sie können sich nicht begeistern an  Filterkaffee, Cappuccino oder Espresso, sondern halten fest an dem Genuss des traditionellen türkischen Kaffees, der hier „Griechischer Kaffee“ (kafé hellenikos) genannt wird. Die einzige Variante, die seit 1957 ebenso den griechischen Markt erobern konnte, ist Frappé, der kalte Kaffee. Zubereitet wird dieser mit dem berühmten löslichen Kaffee von Nescafé. Machen Sie aber nicht den Fehler, wenn Sie einen solchen kalten Kaffee möchten, einen Nescafé (Kurzform: Nes) zu bestellen, denn dann würde man Ihnen eine Tasse heißen Kaffee servieren, und zwar löslichen Kaffee mit einem Schluck Wasser.  

Während ich hier sitze, denke und schreibe, ist die Außentemperatur auf 38,0° C zurückgegangen (die Sonne ist gewandert, so dass jetzt mehr Schatten ist), aber die Gradzahl im Haus ist auf 30,9°C geklettert. Meine Schwester macht mich darauf aufmerksam, dass allein das Rauchen einer Zigarette, die Temperatur in einem Zimmer ansteigen lässt. Nun, ich will versuchen, weniger zu rauchen, aber das Schreiben klappt nun mal so gut mit einer Zigarette zwischen den Fingern.  

Es ist nicht wirklich einfach, hier in Griechenland einen Kaffee zu bestellen. Sollten Sie Ausländer sein, fragt man Sie zunächst, ob Sie einen Hellenikos oder einen Nescafé wünschen. Bevorzugen Sie einen kalten Kaffee, bitten Sie um einen Frappé. Dann geht es darum, wie Sie Ihren Kaffee trinken. Drei Möglichkeiten gibt es dafür: „skétto“ (ohne Zucker), „métrio“ (genau so viel Löffel Kaffee, wie Zucker) und „glíko“ (ein Löffel mehr Zucker, wie Kaffee)Diese 3 Begriffe gelten für alle 3 Kaffeesorten (Hellenikos, Nes und Frappé). Den Frappé und den Nes kann man noch mit Milch (me gála) trinken. 

Das traditionelle Tässchen Kaffee wird mit viel Liebe zubereitet. Man benutzt dafür ein winziges Pfännchen mit einem sehr hohen Rand und einem langen Stiel, ein sogenanntes „Briki“. Dieses Gefäß wird mit Wasser, dann mit Kaffee und, je nach Belieben, mit Zucker gefüllt. Nun bringt man dies auf einem Gaskocher (traditionell jedoch auf heißer Glut) zum Kochen, bis sich auf der Flüssigkeit Schaum bildet. Dies ist nun das Zeichen, das Behältnis von der Feuerstelle zu nehmen, zu warten bis sich die Flüssigkeit gesetzt hat und die Prozedur 2 x zu wiederholen. Serviert wird der Kaffee in zwergenhaft kleinen Tässchen. In der Türkei und anderen arabischen Ländern wird er mit etwas Kardamom gereicht. 

Der Kaffee gelangt mit einem großen Glas frischem Wasser auf den Tisch, was nicht nur gut für die Bekömmlichkeit des Kaffees ist (Kaffee entzieht dem Körper Wasser), sondern es reinigt auch den Mund, so dass beim nächsten Schluck der köstliche Kaffeegeschmack noch besser zur Geltung kommt. Die Griechen gebrauchen äußerst fein gemahlenen Kaffee, der sich in der Tasse absetzt. Dadurch, dass man den Kaffee schlürft, dienen die Lippen als Filter.

Manch einer hat die Gabe, aus dem verbleibenden Kaffeesatz die Zukunft zu lesen, aber dies wäre ein anderes Thema... 

Kommen wir zum Frappé. Er wird normalerweise in einem Shaker gemacht: 1-2 Esslöffel Nescafé, die gewünschte Menge Zucker und etwas Wasser hinein, dann einige Minuten schütteln. Achten Sie aber unbedingt darauf, dass der Deckel fest verschlossen ist, denn sonst kann es passieren, dass Sie Stunden für die Reinigung der Küche brauchen. Den so entstandenen Schaum füllen Sie nun in ein Longdrink-Glas, fügen Eiswürfel dazu und füllen es mit kaltem Wasser auf.  

Man sollte meinen, dass das Schreiben über eine solch erfrischende Delikatesse die Temperatur sinken lässt. Nein, im Gegenteil, die Gradzahl hier drinnen ist sogar um ein Pünktchen hinauf geklettert und zeigt nun 31,0°C an. Ich sollte mein Kleid auswringen, dann schaffe ich es zwar nicht mehr einen Griechischen Kaffee aufzusetzen, aber ein Tässchen Nes krieg ich noch hin. 

Neuerdings gibt es sehr handliche kleine Frappé-Mixer auf dem Markt, mit denen man im Handumdrehen steifen Schaum produzieren kann (ideal bei der derzeitigen Hitze, denn nur daran zu denken, den Shaker zu schütteln, lässt einen schwitzen). Diese Erfindung ist nicht nur gut für Frappé, auch für die Verwandlung eines Nes in einen köstlichen Cappucino findet es Verwendung. Auch das Risiko, die Küche unter Kaffee zu setzen ist mit dieser Erfindung wesentlich geringer. (Man muss schon arg ungeschickt sein, wenn einem dies mit dem Mixerchen passiert). 

Das Rezept bleibt unverändert: Kaffee, evtl.Zucker und/oder Milch ins Glas, 3-Finger-hoch Wasser hinzu und solange den Mixer nutzen, bis eine steife Masse entsteht, auffüllen mit Eiswürfeln und kaltem Wasser. An heißen Tagen ist diese Form des Kaffeegenusses nicht zu toppen.  

Jedoch ein Frappé ist noch leckerer: Ein richtiger Eiskaffee! Dieses Rezept kommt aus meiner eigenen Küche, also, bestellen Sie keinen Frappé mit Cappucino-Eis (oder ihrem Lieblings-Eis) in einem Kafenion oder sonst wo, sondern testen Sie dies in Ihrer eigenen Küche. Nach dem Einfüllen des Schaumes in ein Longdrink-Glas, setzen Sie Vanille-Eis darauf, und dann füllen Sie mit Eiswürfeln und Wasser auf. Servieren Sie dies mit einem Strohhalm und einem langen Eislöffel. 

Aus mir unerklärlichen Gründen habe ich es dieses Jahr noch nicht geschafft, in den hiesigen Supermärkten Vanille-Eis zu bekommen. Entweder ist es dauernd ausverkauft, oder diese traditionelle Geschmacksrichtung ist von all den neu entstandenen modischen Geschmacksrichtungen vom Markt verdrängt worden. Ich sah mich daher gezwungen, mit Eissorten, wie Schokolade, Karamell mit Nüssen, Tiramisu mit Schokoladenstückchen, etc. zu experimentieren.  Das Resultat war überwältigend aber nicht gerade gut für die Geldbörse, denn das leckerste Eis steht ganz hoch auf der Preisskala. Jedoch aus unserer Kaffeezeit ist wirklich eine Feststunde geworden. Achten Sie beim Ausprobieren  gut darauf, welche Geschmacksstoffe das Eis beinhaltet. Erdbeer-Eis lässt den Kaffee schon echt komisch schmecken. Ich habe es zwar noch nicht mit Zitronen-Eis versucht, kann mir aber vorstellen, dass dies nicht den gewünschten Erfolg bringt. Für Leute, die keinen Kaffee mögen oder vertragen: Nescafé gibt es auch ohne Koffein, und man kann stattdessen Kakao verwenden. Erdbeer-Eis mit Kakao-Frappé schmeckt einfach großartig! 

Inzwischen hab ich so hitzig über ein so leckeres Glas Kaffee geschrieben, dass die Zimmertemperatur 31,5°C erreicht hat, während sie vor dem Haus weiter rückläufig ist: 37,1°C. Es ist wirklich höchste Zeit für ein erfrischendes Glas Kaffee! 

Copyright ©Julie Smit 2006