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BOULEVARD
NEWS AUS LESVOS
Frühling am Golf von Kalloni
7.März 2006 -
Kathari Devtera
Aus
dem Englischen von Gabriele Podzierski
Gestern war Kathari Devtera in Griechenland. Ein nationaler Feiertag, der für das Ende von Apokries (Karneval) und dem Beginn der Fastenzeit steht. Griechenlandkenner wissen, dass das griechische und das katholische Osterfest nicht auf einen Tag fallen, da die Orthodoxe Kirche sich immer noch nach einem anderen Kalender richtet, dem Julianischen Kalender. Katholiken haben also hier die Möglichkeit, zweimal Ostern zu feiern. Vor 2 Jahren jedoch, hatten sie Pech, da war dieser Feiertag an ein und demselben Tag. Dieses
Jahr feiert die Orthodoxe Kirche die Auferstehung 1 Woche später als die Katholische Kirche und somit auch den Karneval. Von einem großen Karneval war dieses Jahr in Molyvos keine Spur. Die „Hafenstraße“ war immer noch ein Ruinenhaufen, und der Bürgermeister entschied, dass diese Straße es nicht wert sei, dass auf ihr ein Karnevalsumzug an Kathari Devtera stattfände, eine Veranstaltung, die im letzten Jahr doch so schön war. Der Festzug wurde zum großen Ärger vieler Bewohner abgesagt. Am Montag gab
es auf dem Platz, in der Nähe des Kindergartens, ein trauriges Beisammensein von einigen Neugierigen, angelockt von einigen Marktständen mit Frei-Getränken und Unmengen von Plastikspielzeug für die Kinder, jedoch eine richtige Karnevalsstimmung kam nicht auf. Karneval in Molyvos scheint doch mehr eine Veranstaltung für Kinder zu sein. In den Kindergärten und Schulen fanden Kostümfeste statt, und am Samstagabend gab es eine Riesenparty im Hotel „Sunrise“, wo Feuerwerkskörper und Limonade die Herzen
der Kinder höher schlagen ließen. Zu späterer Stunde füllten dann die Erwachsenen die Musikbar, wo der Alkohol in Strömen floß und für einen echten Griechischen Abend sorgte. An Kathari Devtera, dem „sauberen Montag“, hat man eine Menge zu tun, außer wirklich sauber zu machen. Es wird erwartet, dass die Menschen mit gereinigtem Körper und Geist die Fastenzeit beginnen und dafür gehen sie auf´s Land hinaus, wo es ein Picknick gibt und man Drachen steigen lässt. Viele Bewohner aus Mytilini kommen
extra dafür in den Norden der Insel, so daß an Kathari Devtera traditionell sehr viel Trubel hier in Eftalou ist. Im Gegensatz zu der Tradition, an diesem Tag Drachen steigen zu lassen, – die einen bevorzugen dafür die Burg in Molyvos und die anderen die Meeresbrise in Eftalou – wird das Picknicken nicht mehr so oft gesehen. Die Leute ziehen es inzwischen vor, die Mahlzeit an einem Tisch einzunehmen, und somit war Manoli´s Restaurant und das „Anatoli“ überfüllt, und die Straße von Eftalou sah aus, wie die Strandpromenade von Zandvoort an einem Sommertag.
Am Samstag und Sonntag essen die Griechen noch einmal Unmengen an Fleisch, denn nach Kathari Devtera ist es vorbei mit diesem Genuß. Während der Fastenzeit wird darauf geachtet, kein Fleisch von Tieren und Fischen mit Blut zu essen und auch Eier und Milchprodukte zu vermeiden. Die Griechische Küche bietet darüber hinaus jedoch noch eine Vielfalt anderer Köstlichkeiten. Es ist die Zeit, in der Tintenfisch, Garnelen und auch Muscheln auf dem Speiseplan stehen. Tarama (eine rosa Fischrogenpaste) – der griechische Kaviar – mit Kartoffeln und
Olivenöl ist ein besonders beliebtes Gericht zur Fastenzeit. Nicht nur während dieser Zeit, sondern während des gesamten Winters, essen die Griechen viel Bohnen, besonders weiße Bohnen und Fava. Fava, das Püree aus grünen Erbsen (grünes Fava) oder Kichererbsen (gelbes Fava), mit einem guten Schuß Olivenöl und einigen rohen Zwiebelwürfeln darüber, ist eines meiner Winter-Lieblingsgerichte. Neben Chorta (wilder grüner Blattsalat) und Weißkohlsalat, wird an Kathari Devtera auch viel Spanakopitas (Spinatauflauf) gegessen.
Während der kommenden Wochen werden die Lämmer gut gemästet, und ich habe zur Sicherheit einen Lammfleischvorrat eingekauft, da dieses Fleisch bis Ostern in den Geschäften kaum zu kriegen ist. An Kathari Devtera waren wir nicht in der Stimmung ins Dorf zu gehen. Ohne den Karnevalsumzug, konnten uns selbst die Gratisangebote nicht locken, zumal wir mit einer Horde von Eseln beschäftigt waren, die auch an diesem Tag nach Eftalou kamen und sich in unser herrliches grünes Gras verliebten. Wir mussten sie mehrere Male von unserem Land
vertreiben, aber Sie wissen ja, wie stur Esel sein können, zumal sie unser saftiges Chorta entdeckt hatten und ebenfalls an diesem Montag in Feierlaune waren. Letztendlich haben wir es geschafft, und sie sind in Richtung Restaurant gelaufen. Vielleicht hatten sie Glück und haben doch noch ein Plätzchen auf der vollbesetzten Terrasse gefunden. Im Gegensatz zum Bürgermeister, taten die Wettergötter wirklich alles, was sie tun konnten, um zum Gelingen des Karnevals beizutragen. Am Montagabend dann war
das gute Wetter vorbei, und die Schleusen des Himmels öffneten sich. Für Mittwoch wird sogar Schnee vorausgesagt! Das trübe Wetter hält noch etwas an während der Fastenzeit, obwohl ich hoffe, dass dies nicht für die gesamten 7 Wochen gilt. Lesvos ist dafür bekannt, die Insel mit den meisten Sonnenstunden zu sein, und ich bin mir sicher, dass sie in den nächsten Wochen mit ihrem Sonnenschein nicht geizen wird. Der Countdown bis Ostern hat begonnen und auch bis zur nächsten Jahreszeit: Es ist beinah Sommer! Copyright ©Julie Smit 2006
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