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BOULEVARD NEWS AUS LESVOS

 

Griechischer Schein-Krokus (Romulea Linaresii)

21.Februar 2006 - „Mini-Frühling“

Aus dem Englischen von Gabriele Podzierski

Juchhu, der Winter ist vergessen. Die Temperaturen sind auf mindestens 15 Grad hochgeklettert - es ist wieder Frühling auf Lesvos. Die Inselbewohner kommen zum Vorschein, und auch die Vögel und Blumen zeigen sich von ihrer schönsten Seite. 

Den Kaffee trinkt man wieder draußen, und an einem windgeschützten Plätzchen kann man in den warmen Sonnenstrahlen sein Essen genießen. Jedermann scheint derzeit mit Saubermachen und Bauen beschäftigt zu sein. Die Netze unter den Olivenbäumen sind eingerollt, die Olivenpresse wird bald schließen, die Felder werden gepflügt... Frühlingsstimmung ist ausgebrochen. 

Beim Spaziergang durch die Felder, entdeckt man unzählige Anemonen in rosa, violett und weiß, und sogar die erste rote haben wir gefunden. Blaue Trauben, unten dunkelblau, bedeckt mit einem lichtblauen Hut, vollenden diese herrliche Frühlingspracht. Die Mandelbäume verwandeln sich langsam in betörend riechende rosa Wolken. Butterblumen und Sumpfdotterblumen färben den Grund unter den Olivenbäumen in leuchtendes Gelb. 

An manchen Fleckchen stößt man auf die duftenden wilden Narzissen. Ich kenne einen Platz, der ist voll davon, aber verraten werde ich den Ort bestimmt nicht, denn ich habe mittlerweile meine Lektion gelernt. Es ist wie mit den Wiesen-Champignons oder den weißen Lilien: Hat man eine Stelle mit einer Vielzahl dieser Pflanzen gefunden und beschließt, sie in einigen Tagen nochmals aufzusuchen, da  die Pilze noch zu klein oder die Lilien noch nicht aufgeblüht sind, kann man sicher sein, dass dann davon nichts mehr zu sehen ist. Vor allem über das Verschwinden der weißen Lilien kann ich sehr ärgerlich werden. Wochenlang laufe ich an den Knospen entlang, kann es gar nicht abwarten, bald ihren herrlichen Duft und die zauberhafte Blüte zu genießen, und an dem Tag, an dem ich denke, dass es nun endlich soweit ist, die erste aufgeblühte Lilie zu pflücken, hat man sie mir alle unterschlagen, ja, sogar die, die noch in Knospen standen. Ich rede hier von mehreren Armen voller Blumen und wahrscheinlich von jemandem,  der sie den Geschäften zum Kauf anbietet. Also, die Lage dieses guten Stückchen Landes bleibt mein Geheimnis.  

Die professionellen Blumensammler scheinen dasselbe zu tun. Die Plätze, wo die besonderen Blumen wachsen – und es gibt anscheinend eine Menge einzigartiger Blumen hier auf Lesvos – werden rar, und es wird nicht darüber gesprochen. Mir erzählte jemand in dieser Woche, dass diese Raritäten sehr teuer gehandelt werden. Meine Güte, irgendwann ist endlich wieder einmal Frühling, aber es werden keine Blumen mehr da sein... 

Vorläufig wachsen ja noch genug Blumen, sie sind nicht zu übersehen. Obwohl... wenn man beim Spazierengehen den Blick auf den Boden gerichtet hält – was bei wundervollen Aussichten schwierig ist – aber bei den unbefestigten Wegen ist das schon zu empfehlen, wenn man nicht mit der Nase auf dem Boden landen will, fällt einem auf, dass es ganz viele „Mini-Blümchen“ gibt. Winzige Ausführungen von Löwenzahn, Butterblumen, Margeriten,  Gänseblümchen und von der Kuckucksnelke. Es ist nicht, dass diese Exemplare unansehnlich sind, sie sind halt nur so unglaublich winzig. Es sind auch keine Bonsai-Ausführungen der vorgenannten Arten, sie haben alle ihren eigenen Namen und können einer eigenen Pflanzenfamilie zugeordnet werden. Die schönste davon,  ist der Griechische Schein-Krokus (Romulea Linaresii), der an bestimmten Stellen vorkommt. Eine piepkleine Version des gemeinen Krokus, der vorwitzig in die Welt guckt. Zu klein sind die Blümelein, um ein Sträußchen davon zu pflücken, aber wenn man es einmal ausprobiert, den Blick ganz tief auf der Erde zu halten, kann man in eine Mini-Wunderwelt abtauchen. 

Ein Hurra auf den Frühling, jedoch der Winter mit seiner Kälte hatte aber auch einen Vorteil: Keine Insekten. Man musste nicht aufpassen, ob sich ein Ohrenkneifer im Brot verirrt hat, die Nächte verbrachten wir ohne Mücken, und der kräftige Biss in einen Apfel war ohne Furcht davor, diesen  mit einer ärgerlichen Wespe zu teilen. 

Mit dem Anstieg der Temperaturen und dem fröhlichen Konzert der Vögel, ertönt auch wieder das Summen und Brummen der Bienen. Farbenprächtige Schmetterlinge auf der Suche nach Nektar flattern durch die Lüfte, und schläfrige Spinnen kommen aus ihren Löchern gekrochen. Auch die Mücken sind wieder zurück und machen uns das Leben schwer. Den ersten Zusammenstoß mit   einer Wespe habe ich bereits hinter mich gebracht: Es ist als sei es nie Winter gewesen. 

Jetzt, wo die Natur wieder erwacht, weiß ich wieder, warum ich den Brotsack so fest zuschnürte, die Zuckerdose fest verschraubte, das Fenster nie, ohne das ein Fliegengitter davor war, geöffnet und Schuhe grundsätzlich vor dem Anziehen immer erst ausgeklopft habe. Hilfe, die Insekten sind zurück! Die Ruhe des Winters ist vorbei.

 Copyright ©Julie Smit 2006