Molyvos (Mithimna)

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BOULEVARD NEWS AUS LESVOS

 

Donner und Blitz

25.September 2006

“Huisje, boompje, beestje”(von Häusern, Pflanzen und Tieren)

Aus dem Englischen von Gabriele Podzierski

Endlich! In der Nacht von Samstag auf Sonntag, haben das erste Mal in diesem Sommer kräftige Regenschauer die Erde der Insel durchtränkt. Dabei hat Lesvos eine deutliche Abkühlung erfahren. Begleitet wurde der Niederschlag am frühen Sonntag von schweren Gewittern, die so früh keine großen Probleme bereiteten, und so bemerkte in diesen Morgenstunden kaum jemand, dass zwischen 5 und 7 Uhr der Strom ausfiel.  

Ich stand jedoch mitten in der Nacht auf, um vorsorglich Computer und Telefon auszustöpseln, und dann hielten mich Blitz und Donner davon ab, wieder einzuschlafen. Also schnappte ich mir ein Buch und stellte später eine Hand voll Kerzen auf, um weiter lesen zu können. Also, Gewitter mag ich nicht wirklich. 

Für die Insel jedoch ist Regen ein wertvolles Geschenk. Noch letzte Woche sind auf Samos viele Hektar Land Flammen zum Opfer gefallen. Lesvos ist dieses Jahr, mit einer Ausnahme, von Bränden verschont geblieben: Nur im Süden von Mytilini ist eine größere Fläche vom Feuer vernichtet worden. Verheerende Ausmaße nahm ein Feuer vor einigen Wochen in Halkidiki/Cassandra an, bei dem zwei Menschen zu Tode kamen. Durch tausende Hektar  wunderschöner Wälder fraß sich das Feuer, Häuser und Betriebe gingen in Flammen auf, Touristen mussten evakuiert werden, und kostbares Ackerland wurde vernichtet. Neben dem Verlust unzähliger Olivenbäume, hat die Honig-Industrie des Landes großen Schaden erlitten. 

Dass die schwersten Feuer häufig in der Nähe von Athen ausbrechen, hat einen Grund. Es liegt nicht daran, dass man da leichtfertiger mit offener Flamme umgeht, sondern vielmehr ist es so, dass es da schlechte Menschen gibt, die unentwegt auf der Suche nach Bauland sind. Der einfachste Weg, die hinderliche Begrünung zu entfernen, ist nun mal ein Brand. Tja, und dann kauft man für „nen Appel und nen Ei“ das Grundstück auf und ist alsdann stolzer Landbesitzer. 

Die Zeitungen sind voll mit Artikeln über solch illegale Vorgehensweisen. Eigentlich schreibt die Regierung ja vor, dass ein Wald, der aufgrund eines Brandes zerstört wurde, wieder angelegt werden muss, aber griechische Regierungs- und Gemeindemitglieder vergessen irgendwie schnell, dass auf einer verkohlten Fläche mal Bäume standen. Im günstigsten Fall wird ein kleines Stückchen neu bepflanzt, über den größeren Teil jedoch, freuen sich Grundstücksspekulanten. Es scheint, als liefe es in Cassandra anders ab: Einige Wochen nach den Bränden, haben sich hunderte von Menschen zusammengetan, um das Gebiet mit Setzlingen zu versehen und zu befestigen, damit der Boden, der den kostbaren Samen für das Grün des neuen Jahres enthält, nicht weggeschwemmt wird. In Asien unterstützen Elefanten den Menschen bei dieser schweren Arbeit, in Cassandra sind es 300 Esel, die auf den Holztransport abgerichtet sind, und die helfen, alles, was gebraucht wird, an den richtigen Platz zu schleppen.  

Lesvos ist in der glücklichen Lage, noch über genügend Bauland zu verfügen, so dass es hier nicht zu solch kriminellen Machenschaften kommt. Aber auch hier wird in rasendem Tempo überall gebaut. So viele Menschen wünschen sich ein Sommerhaus hier, dass kleine Betriebe für Baumaterialien fast genauso schnell aus dem Boden schießen, wie die Neubauten selbst. Da gibt es Grundstücke, die übersät sind mit Holz, Steinen, Zementsäcken, und anderem Material, und dass  es sich hier nicht um eine wilde Müllkippe handelt, kann man nur daran erkennen, dass das Stück Land umzäunt ist. Aber irgendwie stellt es schon eine Verschandelung der Landschaft und Verschmutzung der Umwelt dar. Nachdem nun endlich das Land von den überall herumstehenden Autowracks gesäubert wurde, kommt nun also eine kleine Baumaterial-Plage auf uns zu.  

Spitzenreiter in Sachen Verschandelung der Landschaft ist ein Unternehmen, das so auf gar keinen Fall Visitenkarte für das Dorf Argenos, Richtung Sikaminéas, sein sollte. Am Dorfeingang gibt es diesen Schandfleck, der voll ist mit Rohstoffen und Gerätschaften, und man muss schon ganz genau hinschauen, um zu erkennen, dass dies in der Tat kein Abfall ist. Es ist unbegreiflich, dass ein Dorf sein Ansehen so, im wahrsten Sinne des Wortes, „in den Dreck ziehen lässt“.  

Die Griechen sind sich nicht so recht bewusst, was Umweltverschmutzung, insbesondere Landschaftsverschmutzung, überhaupt bedeutet, und ich bin mir sicher, würde man es ihnen erklären, wäre Gelächter die Reaktion darauf. Sie haben doch schon genug Probleme damit, den gewohnten Abfall zu beseitigen. Nur dadurch, dass die Regierung hart durchgreift und Müllverwertungsanlagen vorschreibt und zur Auflage macht, wird das Müllproblem lösbar. Griechenland  hat noch nicht in Erwägung gezogen, den Abfall nach Afrika zu schiffen. Gut so! Man karrt seinen Dreck hier eben nicht so aus dem Land, wie andere Mitgliedsstaaten der Europäischen Union. 

Ich werde mich wohl damit abfinden müssen, dass einige unternehmerische Griechen Stücke der Natur in Beschlag nehmen, um diese als Umschlagplätze zu missbrauchen. Auch werde ich mich auf den Südwind vorbereiten müssen, der für Ende der Woche angekündigt ist und den Gestank brennenden Mülls mitbringen wird. Da für diese Woche noch weiterhin Regen in Sicht ist, hat man jetzt so mit der Beseitigung der Abfälle begonnen. Eigentlich sollte ich hingehen und hier in Eftalou ein riesiges Schild aufstellen, das einen Totenkopf zeigt, um so vor Geruchsbelästigung und giftigen Stoffen zu warnen. Kann schon sein, dass dann die Preise für Grundstücke in dieser Gegend günstiger werden – sie sind sowieso ziemlich hoch angesetzt.

Copyright ©Julie Smit 2006