Molyvos (Mithimna)

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BOULEVARD NEWS AUS LESVOS

 

Molyvos

20.März 2006 - Tourismus

Aus dem Englischen von Gabriele Podzierski

Für die Menschen, die Lesvos regelmäßig besuchen, ist es jedes Mal eine Überraschung, wie viel Neubauten wieder auf der Insel entstanden sind.

Auch dieses Jahr sollen neue Unterkünfte eröffnet werden, und diese Saison werden die Touristen wiederum mehr Häuser sehen, als im vorigen Jahr. Die Bauwut hält an, und nicht etwa, weil die Besucherzahl steigt, sondern vielmehr, weil in Griechenland Neubauten subventioniert werden und die Griechen endlich durchschaut haben, wie man die Gelder bekommt. 

Zum Beispiel, wenn man ein Haus bauen will, kann es von Vorteil sein, gleich zwei zu bauen, da mehr als die Hälfte der Kosten bezuschusst wird, wenn eines der Gebäude als Touristenunterkunft dient. So vermietet man das Haus für einige Jahre, bevor man es selbst in Beschlag nimmt. Auch der Bio­-Tourismus stellt derzeit eine Geldquelle da, obwohl niemand auf der Insel so genau weiß, was dies beinhaltet. Hier ist es nicht möglich, „Urlaub auf dem Bauernhof“ anzubieten, denn die meisten Unterkünfte auf dem Land sind aus Wrackteilen, weggeworfenen Kühlschränken, Kochstellen, etc., zusammengeschustert, so dass leicht das Gefühl entsteht, auf einem Schrottplatz gelandet zu sein. Schlitzohren verfrachten Touristen direkt neben Olivenhainen, um das Empfinden zu vermitteln, die Zeit auf einer Olivenfarm zu verbringen... sehr schlau! Aber die Wirklichkeit sieht doch so aus, dass die einzige Beschäftigung rund um den Olivenanbau in den Winter fällt, wenn es an die Ernte geht, so dass die Idee einer „Olivenfarm“ barer Unsinn ist. Und das Zeichen „biologischer Anbau“, das sowieso niemand an die Bäume hängt, bedeutet ja nur, dass diese von der üblichen jährlichen Chemiekeule verschont bleiben. Früher gab es ein kleines Flugzeug, dass die Pflanzen besprühte, aber heute sieht man nur hier und da mal einen Bauern, der seine Bäume besprüht. 

Somit ist es nicht verwunderlich, dass Anaxos zugebaut wird. Auch wenn man denkt, nun ginge nichts mehr, findet ein Grieche immer noch ein Plätzchen, wo ein Studio hochgezogen werden kann. Auch in Molyvos versucht man, jede Baulücke zu schließen. Viele Stücke Land werden verkauft, und es scheint, als hätten all die Griechen sich entschlossen, ihre Ersparnisse in den Hausbau zu stecken. Nun, nicht nur die Griechen. Viele Ausländer, die sich in Lesvos verliebt und ihr Herz hier verloren haben, kaufen und bauen, wie verrückt. Niemand will jedoch in der Dorfmitte von Molyvos wohnen, weil die Lautsprecher der Straßenverkäufer und das lautstarke Geheule der rumsausenden Mopeds einem den Schlaf rauben würden. Jeder möchte einen großen Garten haben, und die neu erschlossenen Gebiete von Molyvos, wie „Garden-Village“ und „Mollywood“  beginnen immer mehr, wie richtige Luxusviertel auszusehen. 

Und dann auch noch die Tourismus-Expansion. Alte Hotels und Appartement-Anlagen werden wegen Zahlungsunfähigkeit geschlossen (bestes Beispiel ist das Hotel „Arion“, aber auch das „Mytimna-Beach“ neben der Taverne „Anatoli“ in Eftalou öffnet nun schon den zweiten Sommer nicht), oder sie schließen wegen Altersschwäche. Neue Unterkünfte schießen wie Pilze aus der Erde und gewinnen durch Reiseunternehmen an Popularität.  

Reiseveranstalter können eine gewisse Anzahl von Zimmerbelegungen garantieren, das ist es aber auch, denn was sie dafür dem Besitzer bezahlen, wollen Sie nicht wirklich wissen. Es bleibt mir ein Rätsel, wie davon ein Zimmermädchen entlohnt, ein Frühstück angeboten oder gar eine Rücklage für Sanierungsarbeiten gebildet werden kann. Es ist traurig, dass ein Land, wie Griechenland, in Konkurrenz mit Ländern, wie z.B. der Türkei, steht, in denen das Leben doch um einiges preiswerter ist. Hier ist ein Hotel, mehr die Ursache für Kopfschmerzen, als eine Einnahmequelle. 

Dies ist auch mit eine Erklärung für die dauernden Überbuchungen auf Lesvos. Ein Hotelier vergibt natürlich lieber ein Zimmer an einen Griechen oder an einen Touristen, der nicht über eine Agentur gebucht hat, da er dafür 10mal soviel Geld bekommt... der einzige Weg zu überleben. 

Nun, wo bleibt denn dann das viele Geld? Zunächst fließt es an das Reisebüro, dann an den Reiseveranstalter und die griechische Reisevermittlung, dann ist ja da noch der Busunternehmer, der den Flughafentransfer organisiert und natürlich die Fluggesellschaft. Die paar Euro, die dann verbleiben, sind für die Unterkunft bestimmt.  

Die einzige Möglichkeit, einen Gewinn herauszuschlagen, wäre ein riesiger Hotelklompex. Aber Lesvos ist keine Insel dafür. Hier gibt es keine ausladenden Strände oder Restaurants, wo Busladungen voll Touristen zum Schwimmen oder Essen hinkommen können. Die Insel ist bestimmt für den kleinen Tourismus und für die Menschen, die die Ruhe, die Natur und die Griechen lieben. Auch Molyvos ist kein Platz für Massentourismus, und trotzdem gibt es Pläne für ein großes „All-inclusive-Hotel“.  

All-inclusive scheint derzeit der Trend im Fremdenverkehr zu sein, und ein Reiseveranstalter möchte nun auf diesen Zug aufspringen, was die Menschen in Molyvos arg beunruhigt. Werden die Menschen bald die Flugzeuge hier hin zwar voll besetzen, aber außerhalb der Hotels unsichtbar bleiben? Das wäre der schleichende Tod für den Tourismus in Molyvos, der eh schon stark gebeutelt ist durch die Euro-Einführung und den EU-Beitritt.  

Und dies alles für Menschen, denen es völlig gleich ist, wo ihr Hotel steht, solange das Meer und der Himmel blau ist, und sie in ihrem Hotel alles erwerben können? Eine bizarre Entwicklung des Tourismus, und ich frage mich, warum diese Menschen überhaupt noch ins Ausland reisen, wenn nicht, um so bezaubernde Dörfer, wie Molyvos, zu besichtigen oder z.B. die griechische Gastfreundschaft zu genießen? Warum, wenn sie darauf verzichten, in einer romantischen griechischen Taverne den frischen Fisch zu genießen oder bei einem Gläschen Ouzo sich von einem farbenprächtigen Sonnenuntergang verzaubern zu lassen? Wollen wir einen solchen Tourismus hier? NEIN! 

Also, wenn Sie sich wieder einmal fragen, warum eine Reise nach Lesvos so kostspielig ist, sollten Sie wissen, dass die Insel zwar keine Luxusunterkünfte bietet, die Besonderheit dieses Fleckchen Erde jedoch darin zu finden ist, dass sie noch nicht überlaufen ist, und der Klein-Tourismus ihr einen einzigartigen Charme verleiht. Dafür bezahlen Sie. Aber ich kann Ihnen versichern, wenn Sie sich dafür entscheiden: Sie werden belohnt - Lesvos ist jeden Cent wert!

Copyright ©Julie Smit 2006