Molyvos (Mithimna)

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BOULEVARD NEWS AUS LESVOS

 

Die Strassen von Pétra

14.August  2006 - HOCHSAISON

Aus dem Englischen von Gabriele Podzierski

In den vergangenen Jahren bekam die Insel um Mariä Himmelfahrt, am 15. August, immer etwas Erfrischung durch einen kleinen Schauer. Dieses Jahr jedoch sieht es so aus, als wenn die Wettergötter Maria mit hohen Temperaturen in den Himmel aufsteigen lassen wollen. Obwohl, letzte Woche, waren sie sich wohl darüber noch nicht so ganz einig, denn Teile der Insel freuten sich über kühlenden Regen, in anderen Landstrichen, wie z.B. in Eftalou, fiel nicht ein Tropfen, am Ende von Eftalou jedoch, an der Taverne von Manolis, goss es 10 Minuten sehr kräftig.  

Weiß Gott, die Insel kann das Himmelwasser verdammt gut gebrauchen. In den letzten Wochen hatte der Norden der Insel, Mólyvos, Pétra und Anaxos, schwerwiegende Wasserprobleme, mit der Folge, dass Touristen aus wasserlosen Hotels und einige sogar von der Insel flüchteten. Als sich jedoch dann Hoteliers bei der Regierung beschwerten, wurde zunächst Militär dorthin abgestellt, um einige Hotels mit Brunnenwasser zu versorgen, und dann, einige Tage später, sprudelte es wieder aus den Leitungen in den Badezimmern von Molyvos und Umgebung. Nur in Anaxos konnte man das Problem nicht lösen, man sagt, es habe andere Ursachen.

Derzeit sind hier eine Menge verärgerte Touristen anzutreffen, die sich über alles Mögliche beschweren: sie langweilen sich, es sind nicht genügend Gläser auf dem Zimmer, die Toilette ist nicht gut genug gereinigt worden, der Salat ist vermutlich nicht gewaschen, usw., usw. Die Gäste scheinen nicht zu begreifen, dass sie auf einer Insel sind, auf der die Hochsaison regiert und jeder am Ende seiner Kräfte ist, weil er ununterbrochen unter Hochdruck steht und die sengende Hitze ihr Übriges dabei tut.  

Möchten Sie einen guten Rat von mir? Meiden Sie die Insel um den 15. August! Es sei denn, sie mögen es, sich eingequetscht inmitten von einigen tausend krakeelender  Griechen den Weg zum Hafen zu suchen, oder, Sie wollen Ihre griechischen Sprachkenntnisse dank einer großen griechischen Familie verbessern, die unaufgefordert Rücken an Rücken mit Ihnen Ihren Liegeplatz am Strand teilt. Vielleicht mögen Sie es ja auch, darüber zu philosophieren, dass eine Bedienung über 1 Stunde benötigt, Ihnen ein Getränk zu bringen, oder, Ihren romantischen Abend zu zweit abrupt zu beenden, weil eine große griechische Familie lärmend den Speisesaal in Beschlag nimmt, in dem Sie Ihr Dinner genießen wollten. Es kann ja auch sein, dass Sie eine Vorliebe für altes Brot haben, denn das frische ist derzeit immer ausverkauft. Richtig sind Sie auf Lesvos zu dieser Zeit auch, wenn Sie das Abenteuer auf der Straße suchen, denn ein großer Teil der griechischen Verkehrsteilnehmer hat noch nie etwas von Verkehrsregeln gehört.  

Sollte es aber sein, dass Sie sich über all das beschweren wollen, dann bitte, bitte nicht bei Ihrer Reiseleitung, denn diese armen Menschen haben derzeit den Kopf mit all den Problemen voll, die an höheren Stellen verursacht wurden, wie z.B.: Überbuchungen, Flugverspätungen und auch Konkursmeldungen. Sprechen Sie das Hotel direkt an, denn auch dort wird man in den meisten Fällen versuchen, Ihnen Ihren Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten. Bedenken Sie jedoch, dass es sein kann, dass manch eine Hotelleitung finanziell so eingeschränkt ist, dass sie selbst einem Berg von Problemen gegenübersteht. 

Ein Beispiel: Wussten Sie,  dass eine Anzahl Hotels, die im letzten Jahr Gäste des holländischen Reiseveranstalters „Bel Air“ untergebracht hatten, ihr Geld dafür nie bekamen, weil die Gesellschaft Pleite machte? Sicher wissen Sie aber,  dass die meisten Appartement-Komplexe hier auf Lesvos kleine Familienbetriebe sind, die ein solcher Vorfall in größte Schwierigkeiten bringt, da sie über keinerlei finanziellen Rückhalt verfügen. Nun wiederholte sich dieses Ereignis mit einem Reiseveranstalter aus Skandinavien. Er ging Bankrott, während noch einige seiner Kunden auf der Insel weilten und für deren Heimreise der letzte Flieger gebucht war. Glücklicherweise hat man aus der Vergangenheit gelernt: Der griechische Reiseveranstalter wies die Hotels an, die Pässe der Touristen einzubehalten, bis sie und auch die Reiseleitung ihr Geld bekommen. Es funktionierte! Jeder wurde entlohnt, und auch die Besucher aus dem Norden traten den Heimflug pünktlich an. Ich habe gehört, dass es dieser Tage auf Kreta keinen so guten Ausgang hatte, und einige Kreter, ihr Geld in den Wind schreiben müssen.  

In dieser Nacht und am morgigen Tag, besuchen die Griechen auf Lesvos eine der Marienkirchen. Dazu zählen hauptsächlich die in Mandamádos, Agiássos und Pétra. Manch einer macht daraus einen regelrechten Bußgang und rutscht auf den Knien und Händen dort hin, andere wiederum nutzen es für einen Spaziergang, und manch einer nimmt das Auto. Auf dem Meer huschen überfüllte verspätete Fähren zu den Zielhäfen, und am wolkenlosen tiefblauen Himmel sieht man Flugzeuge hasten, die andere Griechen zu ihren Ferieninseln bringen.  

Morgen also steigt Maria in den Himmel auf. Die Griechen werden dieses Ereignis mit einem ausgedehnten Mittagsmahl begehen, um danach ein  süßes Schläfchen zu halten. Am Tag danach ist es dann Zeit, die Koffer zu packen und die Insel wieder zu verlassen. Der Rücktransport ist natürlich nicht an einem Tag zu schaffen, und so bekommt die Insel nur ganz langsam ihr freundliches Gesicht wieder, und die Menschen, die im Gastgewerbe arbeiten, können langsam wieder durchatmen und finden auch ihr Lächeln wieder. Seien Sie aber trotzdem nicht verwundert, wenn Sie jetzt zwar wieder an einem einsamen Strand liegen, Ihnen sich dann aber eine griechische Großfamilie unaufhaltsam nähert und, obwohl der Rest des langen Strand leer ist, ganz dicht an Ihrem Handtuch ihre Handtücher ausbreitet, die Sonnenschirme aufklappt und laut lamentierend die unvermeidlichen Wassermelonen hervorholt. Bis zum heutigen Tag, habe ich niemanden gefunden, der mir dieses typisch griechische Sozialverhalten erklären kann, das auch beinhaltet, dass Griechen volle Restaurants immer noch voller machen und sich niemals in einen leeren Gastraum setzen würden. Irgendwo muss es doch ein Eiland geben, dass so menschenleer ist, das kein Grieche ein Fuß darauf setzen würde. Aber wo...?

Copyright ©Julie Smit 2006