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BOULEVARD NEWS AUS LESVOS

 

Eisbaum

24.Januar 2006 - Der Große Frost Kais!

Aus dem Englischen von Gabriele Podzierski

Man sagt den Holländern nach, sie würden dauernd über das Wetter reden. Na, dann hören Sie sich mal die Griechen an. Während der Sibirische Winter sich von Osten her in Europa einschleicht, bleiben die holländischen Nachrichten dabei, über misslungene Politik zu zetern. Doch die griechischen Medien sind voll von Nachrichten über die herannahenden Schneemengen und die Kälte, die langsam von dem Land Besitz ergreifen wird. Obwohl es Griechenland ja gar nicht mal so arg erwischt hat, wie Russland, Deutschland, Rumänien und Polen, sind der schwere Schneefall und die bittere Kälte Tagesgespräch. 

Bereits seit einer Woche sind wir auf niedrige Temperaturen vorbereitet. Vor ein paar Tagen zeigte die Webseite www.underground.com (meiner Meinung nach, eine der zuverlässigsten Wettervorhersagen im Netz) an, dass es auf Lesvos Temperaturen von minus 11 Grad geben wird.  Das erschreckte mich schon, obwohl ich aus einem kalten Land im Norden stamme, aber für eine Insel, die voll von einer Vegetation ist, die nur ein paar Minusgrade ertragen kann, ist dies eine beunruhigende Vorhersage.  

Im 19. Jahrhundert wurde Lesvos von 3 großen Katastrophen heimgesucht: 1836 ist die Pest ausgebrochen und forderte 25.000 Menschenleben, 1867 richtete ein schweres Erdbeben großen Schaden auf der Insel an, und das dritte Unheil war der Große Frost (gr.:Kais) am 12. Januar 1850, der eine große Verwüstung hinterließ. 

Der Schriftsteller Prodromos Anagnostou  schrieb in seinem Büchlein „Froso´s Little Violets“, dass am Abend des 11. Januar eine bittere Kälte einsetzte. Am folgenden Tag  gingen die Menschen, wie gewohnt, zu ihrer Arbeit auf die Felder. Plötzlich verfärbte sich der Himmel bedrohlich und war pechschwarz. Die Menschen ahnten, dass ein Unheil naht und gingen heim, obwohl es noch so früh war. Auch die Tiere, Ziegen, Schafe und Esel, die draußen auf den Wiesen grasten,  spürten den freien Fall der Temperaturen,  liefen in die Dörfer und machten sich vor den Türen laut bemerkbar, um Einlass zu finden.  

Bis zu diesem Tag war es ein wunderbarer milder Winter mit viel Sonne, und die Natur war bereit, den Frühling zu empfangen. Die ersten Mandelblüten wiegten sich fröhlich in der Sonne. Die Bäume waren voller Kraft, um die Knospen zu stärken und bald neue Früchte zu tragen. Gegen Mittag sah man Rauch über dem Meer, und 2 Stunden später fiel das Thermometer auf 13 bis 15 Grad  u n t e r  Null! Der Boden brach auf und schleuderte die neue Saat hinaus, und ein schreckliches Geräusch war zu hören: das Zerbersten der Baumrinden... 

Der Frost vernichtete alle Olivenbäume, alle Obstbäume und viele andere Gewächse. Unzählige Tiere mussten erfrieren. Eine Hungersnot brach aus, und es gab keine Arbeit mehr auf den Feldern. Viele Einwohner verließen die Insel, um ihr Glück anderswo zu suchen. Sie gingen nach Ägypten, Smyrna (Izmir) und Konstantinopel (das heutige Istanbul). So entstanden neue Siedlungen in Anatolien.  

Es ist schwer vorstellbar, wie Lesvos nach dieser Großen Kälte ausgesehen haben muss. Baumgerippe, keine Blumen- oder Blütenpracht, kein Grün... Heutzutage haben wir das Internet und die Wettermänner im TV, die uns vorwarnen und uns zeigen können, wie wir uns auf eisige Kälte vorbereiten können.  

Und es scheint, sie machen es allzu gerne, der eine dramatischer als der andere. Die schreckliche Kälte aus Russland, die dabei ist, Europa einzunehmen, nimmt gigantische Ausmaße an, auch für Griechenland. Nach dem Tag, für den  minus  11 Grad vorhergesagt wurden, schwächte der Wetterbericht die Temperaturen etwas ab: Es sollte in den nächsten Tagen nur minus 8 Grad kalt werden, was auch schon eine beträchtliche Kälte  für die Insel bedeutet hätte. Letztendlich ließ man den Zeitpunkt des Kälteeinbruchs offen, und auch die Temperaturen wurden abgemildert. Glücklicherweise, denn wir wollen nicht wirklich diese Insel nach so einem Großen Frost verlassen müssen.  

Heute hat die Sibirische Kälte die Insel erreicht. Ein Nordost-Sturm bewirkt, dass die gefühlte Temperatur hier in Eftalou weit unter Null liegt. Tatsächlich  lag sie heute morgen, am Dienstag, den 24. Januar, um den Gefrierpunkt. Aber man weiß ja nie... Vor 2 Jahren hatten wir um die Mittagszeit auch einen wahnsinnigen Temperatursturz: Innerhalb einer Stunde fiel das Thermometer von 10 Grad plus auf 10 Grad unter Null. Damals sind zahlreiche Bäume und Pflanzen eingegangen. Die majestätischen Eukalyptusbäume haben sich bis heute noch nicht davon erholt.  

Jetzt werden die Berge langsam weiß, und die ersten Ausläufer eines erbarmungslosen Schneesturmes fegen über die Felder. Wird Lesvos die Russlandkälte überstehen?   

 Copyright ©Julie Smit 2006