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BOULEVARD
NEWS AUS LESVOS
Shop Milelia
9.Februar 2009 - GoldeneÄpfel
Aus
dem Holländischen/Englischen von Gabriele Podzierski
Atalanta war eine Königstochter. Gemäß der griechischen Mythologie hatte
sie ewige Jungfräulichkeit geschworen, nachdem ein Orakel ihr geweissagt
hatte, dass ihr eine Eheschließung zum Verhängnis würde. Als ihr Vater
sie unbedingt verheiraten wollte, setzte sie zur Bedingung, dass
derjenige, der sie freien sollte, zunächst einen Wettlauf gegen sie zu
bestehen hatte. Wer verlor, war des Todes. Da sie, bei Jägern
aufgewachsen, zu der Zeit die schnellste Läuferin Griechenlands war, sah
sie der Zukunft gelassen entgegen. Viele Bewerber kamen und ließen ihr
Leben... Aber dann kam Hippomenes, verliebte sich auf den ersten Blick
in Atalanta und bat die Göttin Aphrodite um Hilfe. Diese gab ihm 3
goldene Äpfel, die er während des Wettlaufs auf den Boden fallen lassen
sollte. Und tatsächlich konnte Atalanta nicht widerstehen, bückte sich
nach den Früchten, Hippomenes konnte das Rennen für sich entscheiden und
seine Auserwählte zur Frau nehmen.
Doch es ist nun einmal so, dass die meisten griechischen Mythen, nicht
so wie unsere Märchen, mit dem Satz enden: „...und so lebten sie
glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende.“ Bei diesen beiden
Liebenden gibt es zwei Versionen über das tragische Ende ihrer Ehe. Die
eine besagt, dass es Aphrodite war, die sie aus Ärger darüber, dass sie
ihr nicht für ihre Hilfe gedankt hatten, in Löwen verwandelte, gemäß
einer anderen Überlieferung war es Zeus, der das Brautpaar bestrafte,
weil es sich in einem seiner Tempel liebte und diesen damit entweihte.
Von
„goldenen Äpfeln“ ist in Legenden, Märchen und der Mythologie sehr
häufig die Rede. Wissenschaftler sind sich einig, dass es sich nicht
wirklich um Früchte aus dem wertvollen Edelmetall handelte, sondern
vielmehr um Quitten oder Orangen.
Ursprünglich kommen die Orangen aus Südostasien und wurden im 15.
Jahrhundert von Seefahrern und Entdeckern (darunter auch Kolumbus) in
die westliche Welt gebracht, und zwar zunächst nach Portugal. Der
deutsche und auch der niederländische Name verweisen auf das
Ursprungsland: „Apfel aus China“ = sinaasappel und Apfelsine. Das
griechische „portokali“ und türkische „Portokal“ für die Orange gibt
Auskunft über das Land, aus dem die Entdecker kamen. Andere Länder,
benennen die Frucht nach ihrer Farbe, wie z.B. „Orange“ oder „Naranja“
(Spanien).
Auch auf Lesvos wachsen einige Orangenbäume, die meisten zwischen Thermi
und der Inselhauptstadt Mytilini. Den schönsten Weg, um diesen
wundervollen Obstgarten zu genießen, beschreiben Brian und Aileen
Anderson in ihrem Wanderführer „Lesvos, Wanderungen und Autotouren“
(erschienen im Verlag „Sunflower“) unter der Route Nr. 3, Thermi über
Panagia.
In
früheren Boulevard-News habe ich schon einmal erwähnt, dass die Anderson
ihre Leser für ziemlich schnelle Läufer halten. Für die vorgenannte
Wanderung geben die beiden eine Dauer von 1 Stunde und 20 Minuten vor.
Ich denke, dass Atalanta noch schneller gewesen wäre, und auch Sie
könnten es in dieser Zeit schaffen, aber ich denke, dass Sie sich,
genauso wie die Königstochter bei dem Wettrennen, nur zu gern von den
„goldenen Äpfeln“ aufhalten lassen. Doch nicht nur die Obstgärten mit
ihren leuchtenden Früchten bieten einen atemberaubenden Blick, es sind
auch die kleinen Kirchlein, die einen immer wieder dazu bringen,
innezuhalten. So z.B. die „St.-Nicholas-Kirche“ , mit uraltem Gemäuer
und umgeben von einem verwunschenen Garten, der dazu einlädt, sich
heimlich an der ersten Orange zu laben. In Panagia steht die „Agia
Panagia“, ein Kirchlein mit prachtvollen Holzschnitzereien und einer
Pforte, die aus dem Jahre 803 stammen soll.
Die
beschriebene Route führt sie nicht nur über befestigte Wege, sondern
geleitet sie durch herrliche Obstgärten und auch an einigen sog.
„Turmhäusern“ vorbei. Für diese Bauweise entschieden sich im 18.
Jahrhundert die Landwirte, die ihr Grund und Boden nicht kampflos den
Piraten überlassen wollten, für die dieser fruchtbare Landstrich nicht
nur einmal Angriffsziel war. Die steinernen Häuser wurden hoch gebaut,
der 1. Stock, meist aus Holz gebaut, ragte über die untere Etage heraus,
versehen waren die „Turmhäuser“ mit vergitterten Fenstern und
schützenden meterdicken hölzernen Eingangstüren. Später nutzten Bewohner
der Hauptstadt diese Gebäude als ihre Landhäuser. Neben der Kirche „Agia
Panagia“ kann man ein restauriertes Turmhaus besichtigen. Von dort aus
hat man auch eine faszinierende Aussicht auf den Küstenstreifen bei
Thermi.
Natürlich ist die beste Zeit für diese Wanderung der Winter, dann, wenn
die Bäume voller Früchte hängen und Sie für ein paar Euro an dem Kiosk
neben dem alten türkischen Badhotel riesige Taschen voller Orangen
kaufen können. Das alte Hotel ist immer noch ein imposantes Gebäude,
obwohl es so langsam verwittert, denn leider weigern sich die Griechen,
es zu restaurieren.
Im
Norden der Insel bekommt man hauptsächlich bittere Orangen, nach der
Farbe „neranzia“ genannt. Einen frisch gepressten Saft aus dieser Frucht
empfehle ich nur, wenn Sie ihn mit dem der süßen Orange mischen. Die
Schale der bitteren Orange dient als Zitronenersatz, die Blätter des
bitteren Apfelsinenbaums werden bei der Herstellung von „vrasma“
(Feigensirup) beigefügt. Auch einen „süßen Löffel“ (gliko koutaliou)
kann man aus den Schalen der Bitterorangen genießen, wenn man diese
vorher in Zuckerwasser gekocht hat.
„Milelia“
ist eine traditionelle Mühle auf Lesvos, in der noch Korn gemahlen wird.
Dieses Unternehmen (s. auch Lesvos News vom 19.10.08) verkauft neben
hausgemachter Pasta und anderer Inselprodukte, einige vorzügliche
Orangenmarmeladen, wie z.B. mit Walnuss und Zimt oder mit Mandarine und
Ingwer, etc. (siehe
http://www.mylelia.com.gr/index.php?lang=2).
Tja, und dann möchte ich Ihnen auch nicht dieses Produkt vorenthalten:
Ein Olivenöl mit dem Geschmack von Orangen oder Zitronen, hergestellt
von der Firma Cretan Biolea
http://www.biolea.gr/biolea_en/products.html
Copyright ©Julie Smit 2009 |