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BOULEVARD
NEWS AUS LESVOS
gelber Rhododendron
3.Mai 2009 - Rettet Griechenland!
Aus
dem Holländischen/Englischen von Gabriele Podzierski
Fährt man durch eine bergige Landschaft Griechenlands, so stutzt man
schon, wenn man die vielen Schilder sieht, die einem den Weg zum
Propheten Elias
(Profhths
Hlias)
weisen. Ich verrate Ihnen die Bedeutung: „Zum Gipfel des Berges“.
Literarisch gesehen sind es Wegweiser zum Sonnenpropheten, denn „ilios“
ist das griechische Wort für die Sonne. Wegen der Ähnlichkeit des
biblischen Namens Elias mit dem des Sonnengottes Helios, nimmt man
wissenschaftlich gesehen an, dass die besondere Verehrung des Heiligen
in der jetzigen Zeit somit unterschwellig weiterleben kann. Elias war
alles andere als ein vom Sonnenschein begleiteter Mann. Dieser
bedeutende Prophet des Alten Testaments war von Gott beauftragt, gegen
die Könige vorzugehen, die ihren Untertanen erlaubten, heidnische Götter
zu verehren. Blitz, Donner und Feuer waren dabei seine Hilfsmittel, und
lt. Bibel entrückte Elias später „gen Himmel in einem feurigen Wagen mit
feurigen Rössern“. In ganz frühen Zeiten, als man noch glaubte, dass die
Sonne ein Gott sei, baute man die Tempel zu Ehren von Helios auf den
höchsten Gipfeln, um dem Himmelskörper damit so nah wie möglich zu sein.
Die
zwei höchsten Berge auf Lesvos sind der Lepétymnos (969 m) im Norden und
der Olympos (968 m) bei Agiássos. Es wird gesagt, dass der Lepétymnos
erst zum höchsten Berg wurde, als das Militär auf der Spitze des Olympos
Sprengungen unternahm, um dort einen Aussichtsposten anzulegen. Tja,
statt eines Tempels nun dies: Verfallene Militärstationen, Sendemasten
und ein Kirchlein, dem Propheten Elias geweiht. Wenn Sie den letzten
steilen Weg vor dem Gipfel des Olympos erklimmen (geht auch mit einem
Jeep), so werden Sie sich in einem Wald von Masten wieder finden, den
der Wind wie eine Harfe bespielt. Keine Stille wird Sie empfangen, denn
dort geht immer eine kräftige Brise, aber ein Platz, von dem aus Sie die
Insel in all ihrer Schönheit bestaunen können.
Auch der Lepétymnos ist mit einem Geländewagen zu bezwingen. Hier gibt
es mehrere hohe Gipfel (der des Propheten Elias ist naturgemäß der
höchste), was bewirkt, dass Sendemasten und Militärgebäude auf mehreren
Plateaus verteilt sind. Von hier aus wird Ihnen nicht nur ein Blick über
den Norden der Insel bis hin zur Türkei geschenkt, sondern, wenn Sie
Glück mit dem Wetter haben, liegen die Nachbarinseln Limnos und Agios
Efstratios vor Ihren Augen.
Wie
auch immer, der schönste Prophet-Elias-Gipfel liegt zwischen Parákila
und Pteorenda. Hier, in einem wie verzaubert wirkenden Kiefernwald, wo
der Wind allzeit mysteriöse Lieder flüstert, windet sich ein
beträchtliches Wegenetz rund um den Bergrücken, so dass man nur allzu
leicht die Orientierung verliert. Zwischen all den wegweisenden
Schildern nach Ágra, Anemotia und Pteorenda gibt es auch welche, die zu
kleinen Kirchen leiten, so dass man an jeder Kreuzung erst einmal wieder
rätseln muss, in welcher Richtung es weitergeht. Natürlich fehlt im
Schilderwald der zum Propheten Elias nicht. Folgen Sie diesem durch den
Kiefernwald hindurch, höher und höher den Berg hinauf, machen die
Nadelbäume ganz abrupt Platz für liebliche grüne Bergweiden, übersät mit
Orchideen und anderen farbenprächtigen Wildblumen. Auf dem Propheten
Elias steht ein Kapellchen und eine verlassen Militärstation. Die
Aussicht wird Ihnen schier den Atem nehmen: Grüne saftige Wiesen
zwischen kräftigen Felsen und bunten Blütenteppichen – ein wahrhaft
paradiesischer Anblick! Pfingstrosen leuchten zwischen dem Gebüsch und
die grünlichen Glocken der Fritillaria läuten in einem Meer von
farbenprächtigen Feldblumen.
Ganz oben auf dem Berg scheint auch der gelbe Fluss zu entspringen, der
sich in mehreren Bächlein durch den Kiefernwald schlängelt, über die
Berghänge und dann herunter nach Pteorenda und rauf nach Paraklia: Die
berühmten g e l b e n Rhododendren! Zu dieser Jahreszeit atmet der Wald
die berauschende Süße dieser unzähligen prächtigen Blüten aus, die einen
grell leuchtenden Kontrast zu den dunklen Stämmen bilden. Das Besondere
an dem gelben Rhododendron ist nicht nur, dass er sehr selten vorkommt
(in Europa kann man sie nur in diesem Gebiet auf Lesvos finden), sondern
auch seine Art zu wachsen, na ja, eben so wie beleuchtete Girlanden, die
in den Büschen hängen. Ein unbeschreiblich faszinierender Anblick, von
dem man sich nur schwer losreißen kann.
Derweil stellen sich über der Insel immer noch dichte Wolken gegen die
Sonne, und die Wetterfrösche prophezeien nach wie vor Regen. Die Blüten
freuen sich über den Regen und auch darüber, dass es relativ kühl ist.
In den Gesichtern der Touristen kann ich jedoch keine Freude darüber
erkennen, und es soll noch schlimmer für sie kommen.
Nein, nicht von der Wetter- , sondern von der griechischen
Regierungsfront:
Der
Tourismusminister, Kostas Markopoulos, hat sich dafür stark gemacht,
dass Griechenland sich nun endlich mehr auf den Tourismus konzentriert.
Sein Kollege, Georgios Souflias, Minister für Umwelt, Raumordnung und
öffentliche Arbeiten, unterstützt ihn dabei und hat sofort Maßnahmen
ergriffen: Letzte Woche hat die Regierung einem Gesetz zugestimmt, dass
nun Projektentwicklern erlaubt, die Küsten des Landes zuzubauen.
Markopoulos sagte: „...wir müssen mehr tun für den Massentourismus und „all-inclusive“-Hotels.....“
Viel Fantasie haben die Griechen nicht und hören tun sie eh auf
niemanden, somit auch nicht auf die Menschen, die von dem Desaster in
Spanien berichten, wo die Küsten für allezeit verschandelt sind, durch
riesige Hotelbauten, welche die Touristen inzwischen eher vertreiben,
anstatt anzulocken. Minister schielen nun mal auf das große Geld und das
erhoffen sie sich von gewissenlosen Grundstücksentwicklern. Alle
Proteste der Opposition, den Umweltschützern, ja selbst von griechischen
Gebäude- und Architekturexperten wurden ad acta gelegt, man ist der
Meinung, dass es an der Zeit ist, die jungfräulichen Küsten
Griechenlands mit Hotelbunkern und Ferienhäusern zuzukleistern.
Der
gelbe Rhododendron wird davon ungestört weiterblühen können, aber die
Aussicht von den verschiedenen Propheten Elias über unberührte
Küstenlinien wird sich in der Zukunft wohl dramatisch verändern.
Hier erhalten Sie weitere Informationen und können Ihren Protest
bekunden:
http://www.petitiononline.com/greece/petition.html
Copyright ©Julie Smit 2009 |