Molyvos (Mithimna)

Lesvos

Home

Home
Lesvos-News 2009

31.Dezember 2009
24.Dezember 2009
14.Dezember 2009
12.Dezember 2009
3.Dezember 2009
23.November 2009
16.November 2009
9.November 2009
1.November 2009
27.Oktober 2009
19.Oktober 2009
13.Oktober 2009
7.Oktober 2009
1.Oktober 2009
20.September 2009
15.September 2009
11.September 2009
30.August 2009
24.August 2009
19.August 2009
10.August 2009
LOPI
27.Juli 2009
19.Juli 2009
14.Juli 2009
7.Juli 2009
1.Juli 2009
24.Juni 2009
16.Juni 2009
8.Juni 2009
3.Juni 2009
25.Mai 2009
18.Mai 2009
13.Mai 2009
3.Mai 2009
27.April 2009
22.April 2009
13.April 2009
8.April 2009
30.März 2009
21.März 2009
17.März 2009
9.März 2009
2.März 2009
24.Februar 2009
16.Februar 2009
Valentinstag 2009
9.Februar 2009
3.Februar 2009
28.Januar 2009
20.Januar 2009
13.Januar 2009
5.Januar 2008

BOULEVARD NEWS AUS LESVOS

 

Schnecken

Schnecken

 

19.Oktober 2009 - Freilandschnecken

Aus dem Holländischen/Englischen von Gabriele Podzierski 

 

Der “EDEN-Award“ (European Destination of Excellence) ist wohl der bekannteste Preis für Touristenziele und Lesvos gehört dieses Jahr zu den 22 ausgewählten Regionen. Ebenfalls ausgezeichnet wurden: Der belgische Naturpark „Viroin Hermeton“ und der in den Nordvogesen von Frankreich, der zyprische Landstrich „Vouni Panagias“, das niederländische Naherholungsgebiet „Park Gravenrode“, der Nationalpark „Warta Mouth“ in Polen sowie die Gemeinde Remich/Schengen in Luxemburg.

 

Diese Ernennung von Lesvos ist aber nur ein magerer Trost für die Touristen, die jetzt ihren Urlaub hier bei sintflutartigen Regenfällen und starken Gewittern verbringen müssen. Ich kann mir schon vorstellen, dass sie arg enttäuscht sind, denn selbst, wenn es dann mal für kurze Zeit nicht schauert, ist das Spazierengehen eine Herausforderung, denn dicker unüberwindbarer Schlamm bahnt sich überall den Weg zum Meer.

 

Natürlich tut es mir leid für die Urlauber, aber ich, da ich ja hier lebe, freue mich über das ganze Wasser. All der Staub des Sommers wird weggespült, die Luft ist klar und rein für den frischen Duft der Pinien, den würzigen Geruch der Erde und dem intensiven unverwechselbaren Geruch der ersten entzündeten Holzfeuer.

 

Ich liebe es, zwischen den Regenpausen, den Spuren des Schlamms zu folgen, in dem die heruntergefallenen Kiefernadeln kleine kunstvolle Bildchen bilden, und bin dabei bemüht, all die schon unten liegenden Oliven nicht zu zertreten und auch nicht die Schnecken zu verletzen, die zu dieser Jahreszeit auch Teil des Mikro-Verkehrs auf den Wegen und Pfaden sind. Sieht man jetzt die Griechen mit den Nasen nach unten durch die Landschaft streifen, sind sie nicht auf der Suche nach Wildgemüse (chorta), sondern nach Schnecken (saligaria).

 

Schnecken sind ein kulinarisches Highlight für mich, aber sie vorzubereiten, das schaffe ich nicht. Widersprüchlich finden Sie? Nein, denn ich mag auch Fleisch und bin nicht imstande eine Kuh, ein Schwein oder ein Huhn zu schlachten. Denn bevor man Schnecken essen kann, müssen diese „entschlacken“, dass heißt, das sie alle Giftstoffe und die Erde, die sie gefressen haben, ausscheiden. Eine griechische Methode ist, sie in einen Käfig oder eine Kiste zu geben, aus der sie nicht entkommen können, aber genug Luft bekommen. Dann werden sie mit Mehl und Nudeln eine zeitlang gefüttert, schlagen sich damit ihre Bäuche voll, und nach einer Zeit sind sie „sauber“. Ein anderer Weg, um sie rein zu bekommen, ist, sie eine Weile in Essig zu setzen, und eine noch grausamere Vorgehensweise ist, die Schnecken 5-6 Tage ohne Fressen in eine Dose oder Kiste zu packen, sie erbärmlich verhungern zu lassen, so dass die Tierchen nach dieser Zeit eben alles und damit auch jeden Schmutz ausscheiden. Meine Güte, glauben Sie mir, müsste ich dies den Tierchen antun, ich würde nicht eine Nacht geruhsam schlafen können und sie ganz schnell wieder freilassen.

 

Man, und dabei ist es so gesund, Schnecken zu essen. Sie enthalten viel Kalzium, sind reich an Proteinen sowie an den Vitaminen E und B1. Früher sagte man sie seien Medizin bei Blutarmut, Asthma und Rheuma.

 

Laut einem Artikel im Internet  hat der Niederländer Ruud Bank im Jahre 1988 wahrhaftig 63 Arten von Land- und Süßwasserschnecken auf Lesvos gefunden. Leider konnte ich nichts weiter über diesen Herrn Bank und seine Forschungen im Internet finden und sitze jetzt hier mit einer Namensliste von 63 Schnecken. Immerhin kann ich jetzt diejenige zuordnen, die mir am häufigsten über den Weg kriecht: Es ist die „Helix cincta anatolica“, und der Name lässt vermuten, dass diese Weinbergschnecke ursprünglich aus der Türkei kommt.

 

Die Griechen essen schon sehr lange Schnecken. Archäologen fanden in der antiken lykischen Stadt Aperlae im Südwesten der Türkei (gegründet ca. 3. oder 4. Jahrhundert vor Christus) eine Fläche von 1.600 qm voll mit leeren Häuschen der Murex-Schnecke, was auf eine damalige Fabrik hinweist. Nach dem Verzehr der Schnecken, wurden die Gehäuse genutzt, um daraus einen purpurroten Farbstoff herzustellen. Wissenschaftler haben ausgerechnet, dass ungefähr 12.000 Schnecken gebraucht wurden, um 1,4 Gramm dieser kostbaren Farbe zu erhalten. Meine Güte, die Menschen damals scheinen ja nur Schnecken gegessen zu haben...

 

Die Griechen, die in Anatolien (Türkei) wohnten, bereiteten die Schnecken in einem Sud aus Zwiebeln, Tomaten und Lorbeerblättern. Auf Lesvos, wohin zu Beginn des 20 Jahrhunderts viele Griechen aus Anatolien flohen, war es dann üblich noch die Quitte diesem Gericht zuzufügen, eine delikate Kombination.

 

Auf Kreta gibt es die meisten Rezepte für Schneckengerichte (man spricht von um die 300). Der kretische Koch, Christoforos Veneris, schaffte es auf einem Festival in Athen 20 verschiedene Zubereitungsarten zu kredenzen.

 

„Boerboeristi“ ist der Name für ein Gericht mit frittierten Schnecken, abgeleitet von dem ploppenden Geräusch, dass diese machen, wenn sie ins heiße Öl fallen. Gewürzt wird mit Olivenöl, Essig und Rosmarin. Dann gibt es die Zubereitung mit Bulgur, Tomaten und Kräutern, oder mit Kartoffeln und Kräutern. Tja, usw. usw., und so kann man immer weiter variieren, bis man auch auf 300 verschiedene Rezepte kommt.

 

In Bulgarien ist die Schneckenzucht derzeit im Aufschwung. 800 – 900 Tonnen soll das Balkanland in diesem Jahr exportiert haben, vornämlich nach Frankreich, aber auch nach Deutschland, Österreich und in die Niederlande, gedeckt ist der Bedarf damit aber noch nicht.

 

Hier auf Lesvos gibt es noch die ganz natürlichen „Freilandschnecken“, die jetzt im Herbst nach den ersten Regenfällen in Mengen zu finden sind. Hat Kreta auch die meisten Rezepte, so gibt es hier aber auch eine köstliche Spezialität, deren Rezept ich Ihnen jetzt verrate:

 

Schnecken mit Quitten:

1 Teller gesäuberte Schnecken

1 Tasse Tomatensauce

2-3 Lorbeerblätter

½ Tasse grüne Oliven

2 gehackte Zwiebeln

½ Teelöffel Zimt

Pfeffer und Salz

2 Quitten, in große Stücke geschnitten

 

Die Zwiebeln in einer Pfanne anbraten, bis sie glasig sind, Tomatensauce, Schnecken und Lorbeerblätter zufügen und eine zeitlang kochen lassen. Dann mit Salz, Pfeffer und Zimt abschmecken. Quitten und Oliven dazutun und solange köcheln lassen, bis die Quitten weich sind. Fertig!

 

Copyright ©Julie Smit 2009