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BOULEVARD
NEWS AUS LESVOS
Schnee auf dem Lepetimnos
31.Dezember 2009 - KALI CHRONIA!
Aus
dem Holländischen/Englischen von Gabriele Podzierski
Dieses Foto haben wir genau heute vor einem Jahr aufgenommen, als die
Berge von Lesvos mit Schnee bedeckt waren und sogar einige Dörfer
glitzernd weiße Kleider trugen. Und jetzt, ein Jahr später?
Wunderschöner Dezembersonnenschein, lässt die Insel erstrahlen, auf der
ein saftiggrüner Teppich ausgerollt ist. Die Sonne ist gestern in einem
solch unglaublich leuchtend flammendroten Farbenmeer untergegangen, dass
es in den Augen schmerzte. Leider hatte ich keinen Fotoapparat parat, um
dieses faszinierende Schauspiel festzuhalten.
Die
Tagestemperatur blieb in diesem Monat fast immer um die 20 Grad, so dass
wir das Kaminchen nicht anstecken mussten, um uns zu wärmen, sondern nur
um die Winterfeuchte aus dem Haus zu halten. Doch das warme Wetter hat
auch eine nicht ungefährliche Kehrseite: Lesvos wurde zweimal von rauen
Südstürmen heftigst durchgeschüttelt: Die Wellen sprangen hoch über die
Kaimauer im Hafen von Molyvos und schlugen fontänengleich gegen die
Straßenkanten des Eftalou-Boulevards. Einige Bäume und Boote zerbarsten,
und ein Teil des Weges von Plomari nach Melinda ist nicht mehr nutzbar,
so dass man jetzt über Megalochori fahren muss.
Mehr Schaden richteten jedoch die Tornadostürme vor ein paar Wochen an,
die walnussgroße Hagelkörner im Gepäck hatten. Vor allem die Gegend um
Kaloni und Polichnitos war betroffen: Gewächshäuser, Autos, Dächern und
Markisen hielten dem eisigen Beschuss nicht stand und manch ein Feld mit
Wintergemüse wurde dem Erdboden gleich gemacht. Auch wir haben einen
Hagelschaden zu melden: Der Empfänger unserer Sat-Schüssel wurde
zerschmettert.
Letzte Woche verhinderte ein grausiges Unwetter, bestehend aus Sturm,
sintflutartigem Regen und ohrenbetäubendem Gewitter, dass Flugzeuge in
Mytilini landen konnten. Unverrichteter Dinge kehrten sie nach Athen
zurück. Verstehen tue ich nicht, weshalb sie in der knapp eine
Flugstunde entfernten Metropole diese Situation nicht abschätzen
konnten, und für nix und wieder nix gestartet sind. Na, ganz
ausgeschlafen scheinen die Jungs von der griechischen
Luftfahrtgesellschaft wohl nicht zu sein, was auch dieser Vorfall
untermauert: Noch gar nicht so lang her, leitete ein Pilot frisch,
fromm, fröhlich, frei den Landeanflug auf Lesvos ein, bis er ganz
plötzlich erkannte „ups – falsche Insel, wo musste ich noch mal hin?“.
Nach und nach füllen sich die Flüsse, und überall auf Lesvos klatschen
quirlig kleine Wasserfälle in die Tiefe. Eine Ausnahme sind die
Pesas-Wasserfälle bei Achladeri, wo man – einzigartig für die Insel -
einen soliden befestigten Pfad durch den Wald angelegt hat, der durch
das sorgfältig konstruierte Panorama führt, so dass viele Menschen
unbeschwert diese Wasserszenen genießen können oder vielmehr könnten,
denn seit dem letzten Winter gibt’s da kein Wasser. Ein Bauer, oberhalb
der Wasserfälle ansässig, hat Prioritäten gesetzt und entschieden, dass
sein Land wichtiger ist, als dieser magische Ort, und unterschlägt der
Allgemeinheit das feuchte Nass seit geraumer Zeit.
Die
Natur hat freilich ihr Wohlgefallen an der Wärme. Hier eine Malve,
einsam blühend, dort Narzissen und Krokusse die sich beeilen, ihre
Knospen zu entfalten, während Alpenveilchen und Safrankrokusse noch brav
in Blüte stehen, alles untermalt von hundert verschiedenen Grassorten,
die das Eiland in allen Schattierungen von üppigem Grün zieren,
unterstützt von den immergrünen Bäumen und dem silbrigglänzendem
Blattwerk der Oliven: Alles insgesamt eine Freude für die Augen.
Die
Ohren können sich laben an dem Gesang der Vögel, von denen so manch
einer bereits vorsichtig seine Frühjahrssymphonie anstimmt. Vielleicht
ein bisschen früh, denn der Beginn des Jahres wird sicherlich noch
Winter mit sich bringen...
Ich
wünsche Ihnen allen ein glückliches 2010!
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