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BOULEVARD
NEWS AUS LESVOS
Schnee in
den Bergen von Lesvos
5.Januar 2009 -
“Heimarbeit”
Aus
dem Holländischen/Englischen von Gabriele Podzierski
Alle Zugereisten, die ein Haus in Griechenland kaufen, bauen oder
renovieren, können über eine Menge unglaublicher Begebenheiten
berichten. Einige von ihnen verarbeiten diese unterhaltsamen Erlebnisse,
indem sie ein Buch darüber schreiben (z.B.: Eleni Gage: „North of
Ithaka“, Cathy Lewin: „Water bij de Ouzo“, Austen Kark: „Attic in
Greece“, Tom Stone: „Meine griechische Taverne“), und andere können
lange Abende füllen, mit Geschichten über eigensinnige griechische
Handwerker und die merkwürdige Welt der griechischen Bürokratie.
Eine Menge Leute, haben uns von diesbezüglichen Erfahrungen erzählt, und
so haben wir nie mit dem Gedanken gespielt, ein renovierungsbedürftiges
Haus zu kaufen oder gar eines zu bauen. Wir wohnen glücklich und
zufrieden in einem Haus zur Miete, und das, obwohl es eigentlich ein
griechisches Sommerhaus ist, und somit das ein und andere Defizit
aufweist.
Wegen der andauernden starken Regenfälle der letzten Tage, mussten wir
das innere unseres Wäscheschranks nach außen kehren, denn wir brauchten
all unsere Handtücher, um irgendwie die Wassermassen zu stoppen, die
durch die Fenster dringen. Tagtäglich hängt die Wäscheleine mit
Strandlaken und Badehandtüchern voll, als würden wir den lieben langen
Tag nichts anderes tun, als schwimmen und duschen, dabei ist das
einzige, was wir derzeit machen, in unserem Wohnzimmer im Wasser zu
planschen...
Nicht, dass Sie jetzt denken, wir hätten alte Fenster. Nein, sie sind
mal gerade 4 Jahre alt. Die, die wir davor hatten, waren nicht nur nicht
wasserdicht, sie waren auch nicht winddicht und ließen einen jeden
Luftzug durchs Häuselein pfeifen. Tja, nun sind wir zwar einen Schritt
weiter mit der getätigten Investition, aber irgendwie tun die Fenster
immer noch nicht das, was Fenster eigentlich tun sollten, und trotzdem
habe ich nicht das Vertrauen, nochmals neue Fenster zu kaufen. Wenn ich
da allein nur an unseren Wasserboiler denke, der alle 6 Monate durch
einen neuen ersetzt werden muss, weil er mal wieder undicht ist... Tja,
das Risiko ist groß, dass die neuen Rahmen genauso wenig wasserdicht
sind, wie die, die wir jetzt haben. Da ich davon ausgehe, dass
inzwischen ein jeder weiß, dass der Winter starken Regen mit sich
bringt, kann ich nur schlussfolgern, dass sich die Griechen hier auf
Lesvos anscheinend nur mit dem Bau von Sommerhäusern auskennen.
Inzwischen haben auch die Griechen die modernen Kunststoff-Fenster für
sich entdeckt, die den Vorteil haben, dichter als Holzfenster zu sein...
eigentlich..., denn nicht nur einmal habe ich hier Beschwerden gehört,
dass trotz dieser Neuheit wieder einmal sämtliche Zimmer nach einem
Regen trocken gewischt werden mussten.
Ich
muss zugeben, dass hier, sowie die Löhne der Arbeiter niedrig, auch die
Baumaterialien sehr preiswert sind. Dafür lässt aber auch die Qualität
zu wünschen übrig: Es ist normal, dass ein Schraubenzieher durchbricht,
wenn man mit ihm 4 Schrauben eingedreht hat und eine Gartenschere nach
dem Kürzen von 2 Rosenstöcken den Geist aufgibt. Nun ja, und weil es
keinen Baumarkt auf der Insel gibt, können Sie Holz nur in einem
Holzgeschäft kaufen, welches das Material auch anliefert, aber nicht
zugeschnitten nach Ihren Wünschen, nein, dafür müssen Sie mit der Ware
zu einem Schreiner. Fliesen können Sie in einem Fliesengeschäft
erwerben, wo Sie jedoch keine Armaturen und Leitungen bekommen, die gibt
es wiederum in zwei anderen darauf spezialisierten Geschäften zu kaufen.
Sie sehen, eine Baumaßnahme ist keine leichte Angelegenheit hier, mehr
so, wie ein Hindernislauf, bei dem Ihnen ab und an das Lachen vergeht.
Im
Dezember haben wir den Entschluss gefasst, in unserem Badezimmer die
vorhandene Dusche durch eine Badewanne zu ersetzen. Zu Beginn der
Arbeiten mussten wir feststellen, dass die Rohre total verrottet waren
und somit erneuert werden mussten. Kein Problem, werden Sie jetzt sagen.
Hab ich auch gedacht, aber ich kann nicht mehr zählen, wie oft wir
Leitungen, Dichtungen, Armaturen, Anschlüsse, wieder und wieder
umtauschen mussten, weil alles hinten und vorne nicht passte.
Einheitliche Größen? Nicht zu bekommen! Wir wollten Verbindungsstücke
aus Metall, und da nicht alles Metall ist, was glänzt, bekamen wir
welche aus Plastik, die aber nicht so aussahen, sich jedoch gleichwohl
so benahmen, denn alle zerbarsten gleich beim ersten Wasserdruck auf die
Leitung. Sie können sich vorstellen, wie die gerade frisch verputzte
Wand aussah? Da wir den Laden für Leitungen, Armaturen etc., täglich
aufsuchen mussten, frage ich mich inzwischen, ob die unfachmännische
Beratung nicht vielleicht die Geschäftspolitik des Inhabers ist.
Fakt ist jedenfalls, dass nach einer Woche das Badezimmer aussah, wie
ein Schlachtfeld und wir uns fragten, warum wir es eigentlich nicht
gleich komplett renovieren. Gesagt, getan. Die Badewanne wurde pünktlich
geliefert, aber die bestellten Fliesen, sind nach nunmehr über 2 Wochen
immer noch nicht da, obwohl uns eine Lieferzeit von 4 Tagen zugesagt
wurde. Das ist doch nicht mit Feiertagen, Stürmen und Schnee zu
entschuldigen. Wir müssen jedenfalls einen Baustopp einlegen und
weiterhin auf unser Badezimmer verzichten.
Ein
Gutes hatte es jedoch mit der Warterei. Not macht erfinderisch, und so
fügten wir, anstelle der in der Warteschleife stehenden Fliesen, Steine
an eine nackte Wand, was einfach nur großartig aussieht. In einem
Geschäft habe ich schon mal Steine als Fliesenspiegel gesehen, und da
lag der Quadratmeterpreis bei 200 Euro. Warum soll man so tief in die
Tasche greifen, wo die Insel doch voll von diesen Steinen ist?
Das
Badezimmer ist immer noch nicht fertig, und wir machen uns schon
Gedanken darüber, ob wir nicht doch Fenster mit Kunststoff-Rahmen an der
Vorderseite unseres Hauses einbauen sollen. Wir haben das Angebot einer
deutschen Herstellers vorliegen, was recht gut klingt. Aber mir graut
vor dem, was da auf mich zukommen kann, wenn ich daran denke, was bei
der Erneuerung unserer Eingangstür passiert ist. Ohne sich vorher
anzukündigen, standen eines Tages die Handwerker vor der Tür. Sie ließen
uns nicht mal eine Sekunde Zeit, um irgendwelche Vorkehrungen zu
treffen. Eh wir uns versahen, hatten sie die alte Tür aus der Mauer
gebrochen, die neue eingesetzt und waren auch schon wieder verschwunden.
Wir standen dann da mit riesigen Löchern in der Wand und einer
Staubschicht, die zentimeterhoch auf Möbel, Gardinen, Teppichen etc.
lag. Tja, und das kann jetzt in einem noch schlimmerem Ausmaß auf uns zu
kommen, wenn wir die Fenster auswechseln. Da können wir hinterher Ritzen
zwischen Mauerwerk und Fenster haben, dass das Gütesiegel „wasserdicht“
auch nichts mehr bringt.
Ich
bin ja schon froh, dass wir derzeit „nur“ das Bad sanieren. Wie wird
denn das Haus nach dem Einbau von neuen Fenstern aussehen? Werden wir
uns dann auch dafür entscheiden müssen, es am besten doch komplett zu
renovieren, weil aus der Wand veraltete Stromleitungen ragen und sie
durchzogen ist mit Rissen und Löchern, die uns Ausblick gewähren auf
noch mehr versteckte notwendige Bauarbeiten?
Ich
werde sie auf dem Laufenden halten...
Copyright ©Julie Smit 2009 |