Molyvos (Mithimna)

Lesvos

Home

Home
News-2017
News-2016
News-2015
News-2014
News-2013
News-2012
News-2011
News-2010
News-2009
News-2008
News-2007
News-2006
News-2005

 

 

Frohes neues Jahr
Weihnachten 2007
5.Dezember 2007
27.November 2007
20.November 2007
12.November 2007
4.November 2007
29.Oktober 2007
18.Oktober 2007
14.Oktober 2007
8.Oktober 2007
1.Oktober 2007
24.September 2007
16.September 2007
9.September 2007
3.September 2007
27.August 2007
21.August 2007
13.August 2007
6.August 2007
30.Juli 2007
23.Juli 2007
16.Juli 2007
9.Juli 2007
2.Juli 2007
26.Juni 2007
18.Juni 2007
12.Juni 2007
4.Juni 2007
28.Mai 2007
20.Mai 2007
14.Mai 2007
1.Mai 2007
24.April 2007
17.April 2007
10.April 2007
3.April 2007
27.März 2007
20.März 2007
13.März 2007
6.März 2007
27.Februar 2007
19.Februar 2007
13.Februar 2007
4.Februar 2007
30.Januar 2007
26.Januar 2007
2.Januar 2007

 

 

 

BOULEVARD NEWS AUS LESVOS

 

Ein Haus zum Verkauf in Molyvos

8.Oktober 2007 - Eine Handvoll Geld

Aus dem Holländischen/Englischen von Gabriele Podzierski

Regelmäßig frage ich mich, .wie die Griechen seinerzeit mit dem Wechsel von Drachmen auf Euro wohl klargekommen sind (Hier sagt man Evros). 1 Drachme waren ca. 0,193 Cent, um es deutlicher zu machen: 500 Drachmen = 1,45 Euro. Na, wird Ihnen auch schon schwindlig beim Umrechnen?

 

Das Wort Drachme kommt von dem altgriechischen Wort „dratto“, was „nehmen“ heißt. Um 1100 vor Christus bedeutete eine Drachme eine Handvoll Geld, was zu dieser Zeit 6 Metallstückchen waren. Diejenigen von Ihnen, die Griechenland noch zu früheren Drachmen-Zeiten kennen, können sich sicherlich erinnern, dass eine Tasse Kaffee damals um die 150 Drachmen und eine Mahlzeit ca. 1.500 Drachmen kostete. Man rechnete also mit ziemlich hohen Zahlen. Als nun der Euro kam, mussten die Griechen wieder lernen, mit kleineren Summen umzugehen. Selten findet man hier etwas, dessen Preis unter einem Euro liegt. Kann sein, dass das mal bei einer Flasche Wasser zutrifft, aber es kommt darauf an, wo man diese einkauft. Cent-Preise gibt es nur in Supermärkten, denn dort übernimmt der Kassencomputer das Rechnen.

 

Nun, in Holland sah es so aus: 2 Gulden (um genau zu sein, 2,20 Gulden) waren 1 Euro. Das ist ungefähr die Hälfte und erleichterte das Umrechnen ungemein. Zahlte man für etwas früher 1 Gulden, so prangt jetzt darauf ein Preisschild mit 2 Euro. Das ist traurig und ärgerlich, aber bequem. So einfach ist es in Griechenland nun mal nicht. 150 Euro für einen Kaffee? Geht ja mal gar nicht, aber 1,50 Euro wiederum, erscheint den Geschäftsleuten nun auch zu wenig, und somit verlangt man satte 3,50 Euro für das Getränk.

 

Egal, wo man hinschaut, alles ist um 1 Euro teurer geworden, aufgerundet eben. So zahlt man für 1 kg Bohnen 5 Euro und für 1 kg Äpfel 2 Euro. Nein, die Griechen haben sich nicht geändert, es muss immer noch eine Handvoll Geld sein. War der Einkauf auf der Straße früher preiswerter, so ist es inzwischen im Supermarkt günstiger.

 

Ein Athener Taxifahrer hat wahrscheinlich auch an eine Handvoll Geld gedacht, als er einem Besucher aus Deutschland eine Strecke von 5 km mit 978,88 Euro in Rechnung stellte. Also, sehen Sie das als Warnung. Übrigens, der Taxifahrer ist nach der Aktion verhaftet worden.

 

Hier auf Lesvos träumen die Menschen auch noch weiter von den Zeiten hoher Drachmenbeträge. Wann immer man sich bei einem alten Griechen nach dem Preis für ein Grundstück erkundigt, nennt dieser eine schwindelerregende Summe in Millionenhöhe, aber er meint wirklich noch den Wert in Drachmen, denn die ältere Menschen haben große Mühe beim Umrechnen. Die jungen Leute hingegen wollen aus der neuen Währung Profit schlagen. Ich kenne einige Grundstücke hier in Molyvos deren Verkaufspreise bei über 1 Mio liegen, und hier ist von Euro die Rede!

 

Der Handel mit Immobilien ist auf Lesvos ein hoffnungsloses Unterfangen. Es gibt nur wenige Makler, hauptsächlich im Norden der Insel, und ein jeder will verkaufen. So stehen in Molyvos eine Menge Tavernen zum Verkauf, darunter auch das „Alonia“. Aber im nächsten Jahr werden sie alle wieder die Türen öffnen, denn sie verlangen dermaßen hohe Summen, die nur ein Narr bezahlen würde.

 

Es gibt auch genügend Häuser in Molyvos zu kaufen. Die meisten kosten mehr, als ein Haus in Amsterdam, und ich rede hier von alten Objekten in sehr schlechtem Zustand. Letzte Woche erfuhr eine Freundin, dass die Wohnung, die sie derzeit gemietet hat, zum Verkauf angeboten wird, und das für sage und schreibe 200.000 Euro. Und für was? Für 1 Wohnzimmer, 1 Schlafzimmer, 1 Küche, 1 Bad und 2 lausig kleine Balkone. Für diesen Preis könnte man sich hier eine Riesenvilla bauen.

 

Vor einiger Zeit haben wir uns im Golf von Kaloni ein freistehendes Haus angesehen. Auf typisch griechische Weise wurden wir herzlich von dem Eigentümer willkommen geheißen. Es handelte sich um ein großes Haus, mit einem angemessenen Stück Garten drum herum. Wir hatten gehört, dass das Haus 200.000 Euro kosten solle, was für die Einheimischen schon arg überteuert ist. Als wir nun nachfragten, bestätigte der Besitzer dies, fügte jedoch hinzu, dass weitere 50.000 Euro für den Garten dazukämen. Nun, während mir gerade so durch den Kopf schoss, dass er sich ganz schön was traut, setzte er seine Ausführungen mit einem Lächeln fort: „ Eigentlich will ich ja gar nicht verkaufen, aber meine Kinder...“

 

Tja, so geht es hier zu auf Lesvos. Eigentlich ist man an einem Verkauf gar nicht interessiert, aber wenn dann irgendein Verrückter kommt, der einem eine Summe zahlt, die einem Lottogewinn gleich kommt, dann schon.

 

Insbesondere gilt dieser Preiswahnsinn für Molyvos und Umgebung Da sieht man mit den Touristen das Geld einfliegen. Anderswo auf der Insel, wie z.B. in kleinen unbekannten Dörfern, ist es schon noch möglich, eine Immobilie für einige Zehntausend Euro zu erwerben.

 

Ich war überrascht, dass das verfallene Hotel „Arion“ im Internet zum Kauf angeboten wird. Nun, ein jeder weiß, dass es zum Verkauf steht, aber ein jeder weiß auch, dass, wenn man sich dazu hinreißen ließe, man alles abreißen und wieder neu aufbauen müsse. Das Internet zeigte Bilder des Hotels in seiner Blütezeit, den 80er Jahren. Im Pool glitzert das Wasser himmelblau, das Gebäude ist unversehrt und steht strahlend da. Der arme Kaufinteressent, der davon ausgeht, dass das Hotel, mit seiner erstklassigen Lage in Molyvos, ausgestattet ist, mit Restaurant, Schwimmbad, Bar... Er wird arg enttäuscht sein, wenn er vor einer Ruine steht.

 

Ohne viel Aufhebens, (nun ja, es war schon an ein paar Tagen etwas stürmisch und der Himmel holländisch diesiggrau – aber kein Regen!) gingen wir vom Sommer in den „kleinen Sommer“ über, und die Insel ist immer noch pulvertrocken. Viele Tavernen und Geschäfte schließen nun ihre Pforten für die Handvoll Touristen, die noch durch Molyvos stromern.

 

Im nächsten Jahr werden einige Grundstücke mehr verkauft sein und Häuser gebaut werden. Das „Arion“ wird noch mehr verfallen sein, das „Alonia“ wird wieder öffnen, und die gleichen Eigentümer der Tavernen, Pensionen und Hotels werden Sie freudig begrüßen, auch wenn die Spatzen es von den Dächern pfeifen, dass diese Objekte zum Verkauf stehen.

 

Auch Angelos wird immer noch in Eftalou sein, auch wenn das „Anatoli“ derzeit geschlossen ist, da man die aufgelegten Abrissarbeiten an den illegal errichteten Gebäudeteilen des Restaurants schlussendlich jetzt doch vornehmen muss. An einem Tag redet Angelos davon, im nächsten Jahr Sandwiches zu verkaufen, an einem anderen Tag erzählt er, dass er Kuchen backen wird. Nun, wie auch immer das „Anatoli“ im nächsten Jahr aussehen wird, ich bin sicher, dass es einen Ouzo für ein paar Euro immer dort geben wird...

 

 

Copyright ©Julie Smit 2007