Molyvos (Mithimna)

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BOULEVARD NEWS AUS LESVOS

 

Die schönste Aussicht auf Lesvos (Straße von Sigri nach Eressos)

24.September 2007 - Das geheime Sigri

Aus dem Holländischen/Englischen von Gabriele Podzierski

Es ist kalt. Die Temperaturen sind rapide von 28 auf 18 Grad gefallen, Stürme peitschen das Meer auf und verwandeln es in eine weiße tosende Wassermasse. Ein faszinierend schöner Anblick, der jedoch erstmalig den Winter spüren und wissen lässt, dass das Ende des Sommers bald naht.

 

In ein paar Tagen jedoch, soll das gute griechische Wetter wieder zurückkommen und die Normalität wieder Einzug halten: Die Wahlen sind vorüber, die Kinder gehen zur Schule und der Herbst kann kommen.

 

Früher war das anders. Da dauerte die Sommerzeit bis zum 15. Oktober und ganze Dörfer siedelten alljährlich, am 15. Juni, über, an die Küste, wo sie bis Mitte Oktober den ganzen Sommer verbrachten. So beschreibt die australische Schriftstellerin Betty Roland in ihrem Buch "Lesbos, the pagan island", wie in den 60er Jahren nicht nur alle Bewohner mit Sack und Pack Eressos verließen, sondern gleichzeitig auch jedwede Geschäfte auf Eselskarren und Autos nach Skala Eressos verfrachtet wurden.

 

Ich habe mich eh schon immer gefragt, warum es so wenig Dörfer gibt, die direkt am Meer liegen. Nun, die Antwort ist leicht gefunden: Die Berge boten Schutz vor Plünderungen durch Piraten. Lesvos war im 15. Jahrhundert sogar ein Piratennest, angeführt durch die berühmt berüchtigten Seeräuber-Brüder Barbarossa, die von Papados aus an den Golf von Gera kamen und das gesamte Mittelmeer unsicher machten.

 

Skala bedeutet "Treppe", und so war Skala die Stufe zum Meer. Eressos und Skala Eressos, Kaloni und Skala Kaloni, Sykaminia und Skala Sykaminia, Kydonis und Skala Kydonis, Loutra und Skala Loutra, Polichnitos und Skala Polichnitos. Skoutaros kann kein Skala bieten, die Sommerresidenz dieses Dorfes ist Anaxos, so wie dies für Antissa Gavathas oder Alt-Antissa und Clio die Ortschaft Tsonia ist.

 

Die meisten Sommerdörfer haben sich inzwischen in wahre Touristenzentren verwandelt. Besonders Anaxos: Einst ein idyllischer Strand mit vereinzelten Sommerhäuschen, ist es nun zupflastert mit Appartementanlagen und Hotels. Die Dörfer, die damals im Sommer verlassen wurden, sind nun nicht mehr menschenleer, und ich wette, dass so mancher Grieche, der nun unter der glühenden Sommerhitze leidet, sich zu der guten alten Zeit zurücksehnt, in der er die warmen Monate mit seinem Dorf am Meer verbrachte.

 

Die wenigen Dörfer auf Lesvos, die an der Küste liegen, wie z.B. die Hauptstadt Mytilini, verfügen über eine Festung, die ihnen damals Schutz bot. Das bekannteste dieser Dörfer ist Molyvos mit seinem Kastell. Das Nachbardorf Petra, liegt zwar auch am Meer, jedoch ist es ohne Burg. Vermutlich ist es die Marienkirche, hoch oben auf dem Felsen in der Mitte des Ortes, die die Bewohner schützt.

 

Ein Küstendorf, in dem ebenfalls eine Burg steht, ist Sigri. Sigri ist bislang verschont vom Massentourismus und liegt entlegen, fast einsam, am westlichsten Punkt der Insel. Viele Touristen werfen wahrscheinlich nur einen kurzen Blick in diesen Ort, wenn sie mit großen Reisebussen zum Versteinerten Wald und danach zu dem dazugehörigen Museum in Sigri gebracht werden. Sehr bedauerlich, denn Sigri hat über diese Attraktion hinaus noch so viel mehr zu bieten.

 

Sigri ist das einzige weiße Dorf auf Lesvos. Die weißgekalkten Häuser schauen fröhlich Richtung Hafen, in dem auch ab und an ein Fährschiff anlegt. Im Sommer sind einige urige Tavernen geöffnet, von denen die meisten als Spezialität den berühmten hiesigen Hummer auf der Speisekarte führen. Im Winter ist allein die Taverne am Hafen geöffnet.

 

Auf Nisiopi, dem lang gestreckten Inselchen vor Sigri, das das Dorf vor der Wucht des Meeres schützt, sind auch einige versteinerte Bäume zu bewundern. Der Hafen selbst wurde früher beschirmt durch das türkische Kastell, das 1746 durch den Sultan Mehmet erbaut wurde. Besonders eindrucksvoll, die riesigen Eingangsportale. Auch die große Kirche Agia Triada stammt aus der Zeit der türkischen Besatzung und war tatsächlich einst eine Moschee. Links vom Kastro liegt eine malerische Bucht, feinsandig und versteckt vor dem Wind, der Sigri allzeit im Griff zu haben scheint.

 

Dieser Wind dreht jedoch voll auf am Strand von Faneromeni, im Norden von Sigri. Meterhohe Wellen, ein bislang unentdecktes Surferparadies. Am Anfang des Strandes liegen Felsen, die sich in allerlei Formen winden und krümmen. Betrachtet man sie aus der Nähe, so ist deutlich zu erkennen, wie sich vor langer langer Zeit Lava und Marmor einst umarmten. Die bunten Linien bilden ein schönes und farbenfrohes Design auf dem Gestein. An der anderen Seite des Strandes ist die kleine Kirche von Zoedochos zu finden, die um eine Grotte gebaut ist. Hinter dem Strand, rund um den Fluss Tapsas wird man überrascht von grünen Feldern und einem Gebiet, das mit Rebstöcken, Feigen- und Mandelbäumen aufwartet. Die kleinen Wege sind eingefasst von meterhohem Schilf, das sich vorbeugt und somit schattige kühle Tunnel bildet.

 

Auch für die schönste Aussicht der Insel, muss man sich auf den Weg nach Sigri machen. Nehmen Sie die Straße von Sigri nach Eressos, die durch eine raue und kahle Bergwelt führt. Wenn Sie die Höhe des letzten Berges überwunden haben, entfaltet sich vor Ihren Füßen das Tal, in dem Eressos liegt: Bizarr gezackte Berggipfel, leicht abfallende Berghänge in gelbbraunen Farbtönen, die Häuschen, strahlendweiß leuchtende Punkte, die die Landschaft sprenkeln, ein grünes Band aus Bäumen, das sich durch die Natur schlängelt, überall dort, wo es Wasser gibt. Ein Panorama, das einem den Atem nimmt.

 

Ich kann einfach nicht verstehen, warum Sigri noch nicht von Touristen überlaufen ist. Es ist ein so entzückendes Dorf mit traumhaften Stränden und guten Tavernen. Aber wahrscheinlich ist es auch gut so: Ein unverdorbenes ursprüngliches Dorf, unverbaut und ohne Souvenirshops. Ein idyllisches Plätzchen, in dem der salzige Wind anscheinend nicht nur die Häuser, sondern auch die Köpfe der Menschen kühl hält und sie nicht geldgierig werden lässt.

 

Im krassen Gegensatz dazu, der Stadtbezirk Zacharoa, wo bei den August-Bränden auf dem Peleponnes die meisten Menschen Opfer der Flammen wurden. Letzte Woche wurde doch wahrhaftig bekannt, dass die Gemeinde zusammen mit dem Finanzministerium einen Vertrag mit Projektentwicklern darüber geschlossen hat, dass das verbrannte Gebiet an der Küste nun doch wieder aufgebaut werden soll. Für hunderte illegal errichtete Gebäude sollen nachträglich Genehmigungen erteilt werden und die Planung weiterer Objekte wurde aufgenommen. Begründet wurde dies mit dem großen Nutzen für die lokale Wirtschaft. Sollten die Brandstifter nun doch erreicht haben, was sie mit ihrer schrecklichen Tat bezweckten? Die Region ist jedoch ein Bereich, der unter den europäischen Naturschutz fällt. Zum Glück sah die griechische Regierung nach den Wahlen noch rechtzeitig, welch ein Fehltritt da begangen worden ist, und ein anderer Minister erklärte die Verträge einige Tage später für ungültig.

 

Ohne Wissen von den fiesen Machenschaften, die sich in seiner Gemeinde abspielten, ist am letzten Wochenende der Bürgermeister von Zacharo an seinen schweren Verbrennungen gestorben, die er sich zuzog, als er sich dem Kampf gegen die Flammen stellte...

Copyright ©Julie Smit 2007