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BOULEVARD
NEWS AUS LESVOS
Strand von Petra, menschenleer
26.Juni 2007 -
Überhitzte
Insekten
Aus
dem Holländischen/Englischen von Gabriele Podzierski
Es ist
heiß, heiß, heiß! Die Temperatur draußen ist auf 37 Grad im Schatten gestiegen
und das Thermometer im Haus versucht gerade, ebenfalls diese Marke zu erreichen.
Aber hier, direkt am Meer, können wir uns nicht beklagen, denn in manch einem
anderen Teil des Landes wurden in den letzten Tagen nicht selten über 40 Grad
gemessen. Ich weiß, dass die derzeitige Hitzwelle Athen und die anderen
griechischen Großstädte, aber auch rumänische und albanische Städte in wahre
Hitzehöllen verwandelt. Besucher aus Athen, die in der letzten Woche nach Lesvos
kamen, sagten, dass Eftalou, verglichen mit der Metropole, nahezu kühl ist.
Fakt ist,
dass einige Wetterrekorde geschlagen wurden: Dies ist der heißeste Juni seit 90
Jahren (und wir haben noch einige Tage mit diesen Gradzahlen vor der Brust), wir
haben den heißesten Sommer dieses Jahrhunderts (nun ja, es ist ja mal gerade 7
Jahre alt – oder meinten sie etwa in den letzten hundert Jahren?), und die Insel
Rhodos hat mit 45 Grad an einem ihrer Strände ihren eigenen Temperaturrekord
aufgestellt.
Auch ich
habe einen persönlichen Rekord gebrochen: Ich hatte 2 schlaflose Nächte
hintereinander. Es ist einfach unglaublich schwer, in dieser Hitze
einzuschlafen. Der Schweiß läuft den Körper herunter, und in kürzester Zeit
liegt man auf klatschnassen Laken und hat nur noch einen Wunsch: Zusammen mit
dem Bettzeug, ab in die Waschmaschine! Ich könnte ja versuchen, unter dem
Sternenhimmel in der Hängematte zu schlafen, aber, ich vermute, dass ich dann
bedeckt sein werde von unseren zig Katzen, was nicht gerade abkühlend sein wird.
Mein
Notfallprogramm, um durch diese Gluthitze zu kommen: So viel Zeit, wie möglich,
bis zum späten Nachmittag im Haus verbringen, um dann an den Strand zu gehen und
sich in die kühlenden Fluten zu legen. Es sieht so aus, als gingen die Ameisen
ebenfalls so vor, nur dass sie nicht an den Strand gehen.
Ich kann
mich an eine Hitzewelle vor 2 Jahren erinnern. Auch da haben die Ameisen unser
Haus in Beschlag genommen. Im Internet bin ich nun auf der Suche nach einer
Erklärung dafür, auf einen Artikel von Clark Scholz, einem
Universitäts-Professor aus Pretoria (Südafrika), gestoßen. Er bestätigt darin
meine Vermutung, dass die Ameisen zu Zeiten größter Hitze in die Häuser fliehen,
da es in der Natur einfach viel zu trocken für sie ist.
Nun hat es
also unser Heim erwischt. Wo immer man hinsieht, erblickt man diese winzigen
Tierchen auf der Suche nach irgendwas. Aber nach was? Zucker? Wasser? Sie
kriechen in den Computer, tauchen in die Tasse mit Tee, sie strömen in einen
leeren Topf, in dem man gerade Marmelade zubereitet hatte, sie stehlen den
Katzen das Futter, sie besetzen den Mülleimer und erbeuten die toten Insekten
auf der Fensterbank. Was eine garstige Insekteninvasion!
Nun, Sie
können sich jetzt wohl vorstellen, wie mühevoll es unter diesen Umständen ist,
in dieser Hitze einen kühlen Kopf zu bewahren, zumal diese lästigen Zeitgenossen
ununterbrochen rufen: „Feg mich weg! Feg mich weg!“ Es reicht aber nicht, das
Haus von oben bis unten zu putzen – was bei dieser Wärme ein besonders schöner
Job ist -, denn man sollte auch alle fliegenden Insekten unter Kontrolle
halten. Sind nämlich deren wenige Tage gezählt, stürzen sich wiederum Massen
von Ameisen auf die kleinen leblosen Körper. Denkt man dann das Haus sei auf
Vordermann, kann man jedoch wieder von vorne anfangen, denn die Ameisen scheinen
geschrubbte Flächen genauso zu mögen, wie einen Klecks Marmelade.
Insekten
sind Unruheherde zu Zeiten der Hitzewellen! Und ich dachte, wir hätten jedes
Löchlein, jede Ritze in unserem Haus sicher und komplett dicht gemacht. Doch
Spinnen und andere Kriech-, Krabbel-, und Fluginsekten finden nach wie vor einen
Weg ins Innere. Kürzlich wurden wir sogar von einer Riesenwespe belästigt, der
„Vespa Cabro“, Europas größtem Exemplar. Zu erwähnen ist, dass dieses Insekt
unter Artenschutz steht, also, man darf sie nicht töten. Das ist jedoch nicht
der Grund, weshalb ich sie Tag für Tag, immer und immer wieder, vorsichtig mit
Hilfe eines Glases gefangen und sie draußen in die Freiheit entließ, sondern
weil ich ansonsten einen riesigen Fleck an der Wand hätte entfernen müssen. Wir
wissen immer noch nicht, wie dieses Tier es geschafft hat, immer wieder in unser
Haus zu kommen.
Einen
kühlen Kopf zu bewahren, wird auch durch das dauernde Surren, Summen und
Schwirren um denselben erschwert. Man kann ihn nach links, rechts, nach oben und
unten drehen und wenden, diese winzigen blutrünstigen Moskitos bleiben
unsichtbar. Haben diese Viecher eigentlich noch eine andere Funktion, außer der,
eine Plage für die Menschheit zu sein? Ich weiß es nicht. Aber ich weiß, dass
sie die Mit-Ursache für schlaflose Nächte sind.
Die Katzen
liegen völlig ermattet und lustlos in den Ecken: Es ist zu heiß, um zu jagen und
zu spielen. Heute und in den nächsten Tagen hat auch die arbeitende Bevölkerung
in der Mittagszeit für 2 Stunden Pause: Der Strom wird abgestellt. Nicht, um sie
zu schonen, sondern vielmehr, um das kostbare Gut Elektrizität zu sparen, da
derzeit das Netz völlig überlastet ist, was zu täglichen Stromausfällen führt.
Man sagt hier, einem warmen Winter folgt ein warmer Sommer, und wir haben noch 2
lange Sommermonate vor uns... Nun, ich werde diese Hitze überleben und habe mir
fest vorgenommen, mich von den Ameisen nicht länger aus der Ruhe bringen zu
lassen. Aber, ich schwöre, sobald es etwas kühler wird, werde ich all dies
verrückt gewordenen Krabbelgetier zermalmen und zertreten, auch, wenn dies 3
Tage Hausputz für mich bedeutet!
Copyright ©Julie Smit 2007 |