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BOULEVARD
NEWS AUS LESVOS
6.August 2007 -
Feuer und Wasser
Aus
dem Holländischen/Englischen von Gabriele Podzierski
Für Wochen
nun wurde Griechenland von unbändigen Waldbränden geplagt. An manchen Tagen
waren es, über das Land verteilt, hunderte von Brandherden.
Kozani,
Ionnina, Pelepones, Kastoria, Athen, Kreta, Kefalonia, Chios, Samos, das sind
einige der bekannten Namen auf einer endlosen Liste von den Orten, an denen
Flammenmeere katastrophale Schäden hinterlassen haben.
In der Tat,
war es mit 2 Hitzewellen in nur einem Monat entsetzlich heiß. Für Brandstifter
war das Wetter niemals besser. Nicht nur die Natur geriet unter Feuer, sondern
auch die griechische Regierung. Die beiden stärksten Parteien, die PASOK und die
Nea Demokratika, hörten nicht auf, sich gegenseitig zu beschuldigen: Man sei
weder fähig, die Löscharbeiten effizient zu koordinieren, noch habe die jetzige
Regierung hart genug durchgegriffen, um Immobilienspekulanten zu stoppen, die
verbrannte Erde als Basis für gute Baugeschäfte nutzen. Die Mehrheit der
Griechen ist davon überzeugt, dass, entgegen der Versprechen des
Premierministers Karamanlis, die durch das Feuer vernichteten Naturgebiete nicht
wieder aufgeforstet werden.
Während an
manchen Orten immer noch Feuer lodern, steht das nächste große Problem schon vor
der Tür: Die Wasserknappheit! Vor allem auf den Kykladen ist der Mangel unsagbar
groß und wächst stetig an, denn nicht nur das Touristenaufkommen wird stärker,
sondern auch die Griechen strömen in großer Zahl auf die Inseln, da sie zum
einen eine Abkühlung dringend nötig haben und zum anderen am 15. August Mariä
Himmelfahrt feiern möchten.
Natürlich
war einem jeden Griechen, aufgrund des regenarmen Winters, klar, dass es zu
dieser Dürre kommen musste, und selbstverständlich verschlechterten und
beschleunigten die beiden Hitzewellen diese Notlage nur. Einige Inseln wurden ja
subventioniert, um Wasserreservoirs und Entsalzungsanlagen errichten zu können.
Aber die bürokratischen Mühlen in Griechenland mahlen dermaßen langsam, dass die
meisten Pläne immer noch erst Theorie sind.
Lesvos hat
den „brennenden Juli“ mit einigen wenigen kleinen Brandherden gut überstanden,
und somit findet die Insel kaum Erwähnung in den ellenlangen Feuerlisten, die
täglich in den Tageszeitungen abgedruckt werden. Auch gehört Lesvos nicht zu den
ausgetrockneten Kykladen sondern zählt zu den Inseln der nördlichen Ägäis. Das
bedeutet jedoch nicht, dass nicht auch uns die Gefahr droht, dass die
Wasserkräne abgedreht werden. Plomari, im Süden der Insel, steht zweimal am Tag
ohne Wasser da, und den Bewohnern wurde strikt untersagt, ihre Pflanzen zu
wässern.
Die
Wissenschaftler fühlen sich jetzt natürlich bestätigt: Die Erde erwärmt sich!.
Der Grieche beschuldigt die Regierung, da sie nicht mit genügend Maßnahmen zur
Klimaverbesserung beigetragen hat. In der Antike waren es die Götter, die für
die Wetterkapriolen verantwortlich gemacht wurden, und der Grieche in der
damaligen Zeit versuchte, sie mit Opfergaben milde und gütig zu stimmen.
Heutzutage kann man endlose Debatten über Politik führen und die Heiligen in den
unzähligen Kirchlein anflehen, die über das ganze Land verstreut errichtet
wurden. Die Tempel der Götter sind verschwunden oder verfallen, und ihre Ruinen
dienen als Finanzquelle, dank der Touristen. Niemand richtet mehr seine Augen
gen Himmel, um Zeus um einen Frische spendenden Sommerregen zu bitten.
Zeus ist
der Herr über das Wetter. Der Gott des Feuers ist sein Sohn Hephaestus. Als
Hera, Zeus Ehefrau, Hephaestus gebar, war dieser so hässlich, dass seine Mutter
nicht zögerte, ihn aus dem Olymp zu werfen. Der Junge fiel ins Meer und wurde an
den Strand der Insel Limnos gespült. Dort errichtete er später eine Schmiede und
wurde bekannt durch seine Handwerkskunst, prachtvolle Waffenrüstungen
herzustellen.
Prometheus
war es dann, der das Feuer stahl, um es den Erdenbürgern zu bringen. Für diese
Freveltat wurde er hart bestraft: Zu ihm, der an einen Fels hoch in den Bergen
gekettet war, kam Tag für Tag ein Adler, der sich an seiner Leber labte. In der
Nacht wuchs das Organ wieder nach, und so durchlebte Prometheus ein
schreckliches Martyrium. Doch die Menschen waren jetzt im Besitz des Feuers, an
dem sie sich wärmen, mit dem sie aber auch große Zerstörung anrichten konnten.
So kam also
das Feuer auf die Erde. Aber für das Löschen zuständige Götter saßen nicht im
Olymp. Da ist nur Zeus, der den Regen in der Hand hat. So wäre es doch recht
schlau, ihn darum zu bitten, das Klima etwas zu verbessern, oder? Regierungen
versprechen zwar eine Menge, aber halten tun sie wenig. Wir könnten anfangen,
die Tempel, die dem Göttervater geweiht waren, wieder aufzubauen. Zwar ist auf
Lesvos nicht eine einzige Tempelanlage zu finden, aber man kann ja damit
beginnen, die Reststücke des ionischen Tempels bei Klopedi (in der Nähe von Agia
Paraskevi) zusammenzuklauben, denn der war Zeus, Hera und Dionysos geweiht.
Auch
sollten wir einen Tempel zu Ehren Hephaestus errichten. Wahrscheinlich ist es
doch er, der dafür verantwortlich ist, dass seine Insel Limnos von den
Sommerfeuern verschont blieb. (Lesvos liegt unterhalb von Limnos). Der Regierung
ist es bestimmt nicht zu verdanken, dass der Norden Griechenlands sich über
Regen freuen durfte. Möglicherweise hatte Zeus Mitleid mit den wenigen
Löschflugzeugen, die immer noch versuchen, einige Feuer unter Kontrolle zu
bekommen. Und indem er die Schauer schickte, konnte er mal wieder klar machen,
dass er immer noch der Herr über das Wetter ist.
Wie üblich,
bekommt Lesvos nur einige Tröpfchen ab, aber allein zu beobachten, wie sich
dunkle Wolken über dem Lepetimnos zusammenziehen, ist eine erfrischende
Abwechslung zu dem andauernden blauen Himmel.
Copyright ©Julie Smit 2007 |