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BOULEVARD
NEWS AUS LESVOS
23.Juli 2007 -
Grillen oder nicht?
Aus
dem Holländischen/Englischen von Gabriele Podzierski
Ich weiß nicht, ob
es Menschen gibt, die ein Studium darüber betreiben, ob ein Zusammenhang
zwischen Temperaturen und dem Ameisenvorkommen besteht, für mich steht jedoch
eindeutig fest, dass es diesen geben muss: Je heißer es wird, desto wilder wird
die Meute. Schon wieder klettert das Thermometer bis zur 40 Grad-Marke, und es
wimmelt nur so von diesen Krabbeltieren. Es ist uns unmöglich, sie auszurotten
oder gar von unserem Computer, unserer Dusche, unserem Telefon, aus unserem
Wäscheschrank und aus dem Bett zu vertreiben. Alles, und ich meine wirklich
alles, was wir anpacken, müssen wir zunächst einmal auf Ameisen kontrollieren.
Während wir bemüht sind, uns, aufgrund der Hitze, so wenig wie möglich zu
bewegen, haben uns die Tierchen den Krieg erklärt.
Ich habe den Kampf
aufgegeben. Es gibt einfach kein Mittelchen gegen die hohen Gradzahlen und die
Ameisen-Invasion. Es hilft kein Basilikumöl, kein weißer Pfeffer, keine
geriebene Zwiebel, kein Kaffeesatz, und es gibt auch keine Falle, in denen eine
Ameisenarmee verschwindet, ohne dass sie kurze Zeit später nicht durch
mindestens 4 neue Streitheere ersetzt wird. Nichts hilft! Die Ameisen halten
unser Haus besetzt, aus Furcht, draußen bei lebendigem Leib gegrillt zu werden.
Die Exemplare, die
wir hier haben, sind ziemlich winzig, allenfalls könnten wir ja versuchen, sie
in eine Pfanne zu locken, denn gegrillte Ameisen sind in Santander (Kolumbien),
z.B., eine Spezialität. Auch in Thailand und Indien schwärmt man für dieses
Gericht, und in Mexiko bezeichnet man ihre Eier (Escamoles) als Delikatesse.
Experten sagen über die Ameise als Speise, dass sie nicht nur wohlschmeckend,
sondern darüber hinaus auch noch sehr gesund sei. Somit ist es ja eigentlich
eine Schande, dass wir unzählige leckere gesundheitsfördernde Häppchen durch
unser Haus laufen lassen, ohne damit etwas anzufangen.
Nun, wie auch immer,
derzeit habe ich unsere Grillpfanne für ein anderes Experiment herausgeholt. Die
Zeit der Karpousi (Wassermelone) ist angebrochen, was bedeutet, dass man
Griechen sieht, die damit beschäftigt sind, diese Riesenmonster in ihr Heim zu
transportieren. Wassermelonen: Ein wirklich tolles Obst, aber jeden Tag...? Die
Liebe der Griechen zu dieser Frucht muss aber doch schon immens sein, denn sie
bauen sie millionenfach an, aber irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass
sie mittlerweile selbst nicht mehr so richtig wissen, wie sie mit diesen Mengen
machen sollen. Nicht nur, wenn man sie zufällig trifft, bekommt man diese Frucht
angeboten, wobei die Menschen all ihren Liebreiz aufbringen, nein, sie machen
das auch, wenn sie an unserem Haus vorbeikommen. Es wäre inzwischen ein Leichtes
für mich, ein Karpousi-Geschäft zu eröffnen.
Und was wird einem
in der Taverne zum Abschluss einer Mahlzeit kredenzt? Richtig, Karpousi, und
zwar auf der größten Platte, die im Geschäft zu finden war. Seit ich weiß, dass
die Inhaltsstoffe der Melone gut für die Leber sind und dass die Frucht in
Mengen die Vitamine A, C, B6, B1, Kalium und Magnesium enthält, gebe ich ganz
brav mein Bestes, um noch einige Stücke davon herunterzubekommen, denn nach
einem reichhaltigen Mahl, sollte man schon noch etwas für seine Gesundheit tun.
Eines muss ich
zugeben: Ich bin hinsichtlich der Wassermelonen klüger geworden. Letzte Woche
bekamen wir eine Melone, mindestens 10 Pfund schwer, um sie am Strand zu essen.
Servietten und ein Messer wurden dazu gereicht. Das Merkwürdige war, das diese
Melone, obwohl sie eine Zeit in der Sonne gelegen hatte, tausendmal besser
schmeckte, als in einem Restaurant. Das mag daran liegen, dass, wenn der Magen
voll ist, und man bekommt dann noch einen riesigen Teller, überquellend von
rotem Fruchtfleisch vor die Nase gestellt, schon vom Hinschauen überfordert ist.
Am Meer jedoch, wenn man die Melone mit seinen salzigen Händen isst, wird dieses
Gericht zu dem was es sein sollte, nämlich zu einer durstlöschenden und – obwohl
ungekühlt – zu einer unglaublich erfrischenden Köstlichkeit.
Den Fehler machen
also die Gastwirte, die diese leckere Frucht nach einem üppigen Mahl servieren.
Das mag gut für die Gesundheit sein, aber dennoch ein Angriff auf den gerade
gefüllten Magen. Dagegen, ein Stückchen Karpousi zwischendurch gegessen, wenn
man durstig ist und womöglich noch am Strand sitzt: Einfach nur himmlisch!
Früher habe ich Melonen noch ausgepresst, um in den Genuss des frischen Saftes
zu kommen – welch eine Zeitverschwendung! Jeder Biss in die Frucht, ist wie ein
Schluck davon. Also, die Mühe kann man sich wirklich sparen, es ist vergeudete
Energie, erst recht zur Zeit einer Hitzewelle. Eine Melone, nach einer
Wodka-Injektion, ist auch deliziös, aber bei den derzeitigen Temperaturen,
sollte man Alkohol meiden, es ist ja sogar zu heiß, um Wassermelonen-Eis
herzustellen.
Aber ein Rezept,
dass ich im Internet fand, machte mich so neugierig, dass ich all meine
restliche Energie sammelte, um herauszufinden, wie das wohl schmecken mag:
Gegrillte Wassermelone! Ich fragte mich schon, wie man eine Frucht grillen soll,
die zu 92-95% aus Wasser besteht. Ich war erstaunt: Die Grillpfanne lief nicht
über, und nach kurzer Zeit zog ein herrlicher Duft durch den Raum. Das Resultat
war verblüffend lecker: Wassermelonensteak mit Tomate und einer Vinaigrette.
Eine Frucht ergab 10 Steak-Scheiben. Nun, diese Neuentdeckung ist zwar kein
Mittel gegen den derzeitigen Karpousi-Überdruss, aber es ist doch schon eine
willkommene Abwechslung.
Sollte die
Hitzewelle noch länger andauern, werde ich eh bald verrückt, und es würde mich
nicht wundern, wenn ich dem nachfolgenden Rezept noch ein paar gegrillte Ameisen
beifüge:
GEGRILLTE STEAKS VON
DER WASSERMELONE
(Vorspeise für 2
Personen)
2 steakgroße
Scheiben Wassermelone
2 Tomaten, (gehäutet
und entkernt)
3 Blätter Basilikum
(in dünne Streifen geschnitten)
2
Teelöffel grob gehackte Pistazien
1
Espressotasse Basalmico-Essig
3/4 Eßlöffel Zucker
Pfeffer
Salz
Olivenöl
Das Tomatenfleisch
in kleine Stücke schneiden, salzen und pfeffern. Den Basalmico-Essig mit dem
Zucker solange erhitzen, bis daraus eine Masse wird. Die Melonensteaks einölen
und sie in eine Pfanne oder auf den Grill legen. Jede Seite ca. 5 Minuten
braten, bis sie wie gegrillte Steaks aussehen. Dann auf 2 Teller legen, die
Tomatenmasse darüber geben, mit Basilikum bestreuen und alles mit der
Essigzuckervinaigrette besprühen. Dann noch die Pistazienstückchen darauf und
mit Ziegenkäse servieren.
Copyright ©Julie Smit 2007 |