Molyvos (Mithimna)

Lesvos

Home

Home
News-2017
News-2016
News-2015
News-2014
News-2013
News-2012
News-2011
News-2010
News-2009
News-2008
News-2007
News-2006
News-2005

 

 

Frohes neues Jahr
Weihnachten 2007
5.Dezember 2007
27.November 2007
20.November 2007
12.November 2007
4.November 2007
29.Oktober 2007
18.Oktober 2007
14.Oktober 2007
8.Oktober 2007
1.Oktober 2007
24.September 2007
16.September 2007
9.September 2007
3.September 2007
27.August 2007
21.August 2007
13.August 2007
6.August 2007
30.Juli 2007
23.Juli 2007
16.Juli 2007
9.Juli 2007
2.Juli 2007
26.Juni 2007
18.Juni 2007
12.Juni 2007
4.Juni 2007
28.Mai 2007
20.Mai 2007
14.Mai 2007
1.Mai 2007
24.April 2007
17.April 2007
10.April 2007
3.April 2007
27.März 2007
20.März 2007
13.März 2007
6.März 2007
27.Februar 2007
19.Februar 2007
13.Februar 2007
4.Februar 2007
30.Januar 2007
26.Januar 2007
2.Januar 2007

 

 

 

BOULEVARD NEWS AUS LESVOS

 

Essen am Golf von Kaloni

30.Juli 2007 - „Eine Bratwurst, bitte!“

Aus dem Holländischen/Englischen von Gabriele Podzierski

Letzte Woche gingen die Bewohner des kretischen Dorfes Malia, auf die Straße, um ihrem Unmut Ausdruck zu verleihen und zu protestieren. Sie haben die Nase voll von den Touristen, insbesondere von den unter 30-jährigen Engländern, die seit einiger Zeit das Dorf terrorisieren. Ob sturzbesoffen, oder auch nicht, sie machen die Straßen, Bars und Restaurants unsicher, pöbeln friedliebende Passanten an, lassen bei jeder x-beliebigen Gelegenheit ihre Hosen runter, haben ein dreckiges Mundwerk und auch nicht die geringsten Hemmungen, auf offener Straße „ein Nümmerchen zu schieben“. 

Inzwischen ist es soweit, dass sich abends niemand mehr auf die Straße traut, und die Bewohner darauf verzichten, zum Essen auszugehen. Welch eine Einschränkung ihrer Lebensqualität, ist es doch das, was die Griechen so sehr lieben: Der abendliche Bummel durch das Dorf, das Sitzen an der Straße und über Gott und die Welt plaudern sowie – und das besonders jetzt im Hochsommer – das Essengehen, nur wenige Stunden vor Mitternacht.

Auf Lesvos ist man glücklicherweise verschont von derartigen Übergriffen durchgeknallter Touristen. Hier trifft man weder auf Gruppen betrunkener junger Leute, die laut grölend durch die Gassen wanken, noch auf Menschen, die denken, sie könnten ungezügelt tun und lassen, was sie wollen. Hier auf der Insel wird man höchstens mit Besucherinnen konfrontiert, die barbusig all überall da in der Sonne liegen, wo es ihnen gerade passt und Urlaubern, die rücksichtslos beim Umkleiden am Strand minutenlang nackig bleiben, obwohl sie umgeben von griechischen Familie sind.

 

Kommt man das erste Mal nach Lesvos, ist man überrascht und schier begeistert darüber, dass die Insel so gar nicht touristisch überlaufen ist. Keine riesigen Hotelbunker, keine km-langen Straßen, in denen sich ein Souvenirshop an den anderen reiht, keine Bars, aus denen die Musik so laut dröhnt, dass man selbst 20 Meter weiter sein eigenes Wort nicht versteht, und keine Bratwurststände.

 

Lesvos ist noch eine Insel, die der Vorstellung von einem griechischen Inselurlaub voll entspricht: Einige wenige Touristenzentren, wie Molyvos, Petra, Anaxos im Norden, Skala Kaloni in der Mitte und Eressos und Plomari im Süden. Dazwischen: Unverdorbene, ausgedehnte, vielfältige und überwältigende Landschaftsbilder, die einen in den Bann ziehen. Für diejenigen, die es geselliger mögen, gibt es einige Strände, an denen es etwas lebhafter zugeht, aber es gibt auch unzählige ruhige Buchten und Küstenstreifen, die ungestörte Lesestunden garantieren. Die Hotels und Pensionen sind beschaulich, und in den Tavernen kommt die Griechische Küche auf den Tisch.

 

Im spanischen Lloret de Mar, muss man lange suchen, wenn man den Wunsch verspürt, landestypisch zu essen. Da verlangen die Holländer, aus lauter Misstrauen, nach dem, was sie von Muttern daheim bekommen. Kann ich persönlich nicht nachvollziehen, denn mir läuft beim bloßen Gedanken an die spanische Kost, insbesondere an die köstlichen Tapas, das Wasser im Munde zusammen. Sollten demnächst die Spanier Lesvos für sich entdecken, ich werde sie mit offenen Armen empfangen, zumal, wenn sie ihre eigene Tapas-Bar mitbringen.

 

Bitte, nicht falsch verstehen, es ist keine Beschwerde, denn ich liebe die Griechische Küche. Aber zugeben muss ich auch, dass die nicht allzu reichhaltigen Speisekarten, sich hier überall gleichen, als einiziges fremdländisches Gericht die Pizza Akzeptanz findet und es nur ein einziges China-Restaurant auf der Insel gibt, und zwar in der Hauptstadt Mytilini.

 

Viele Touristen besuchen Lesvos nicht nur einmal, kehren jedes Jahr auf die Insel zurück und verweilen einen Monat oder sogar länger hier. Wenn ich sehe, dass sie in dieser Zeit Tag für Tag zum Essen gehen, frage ich mich schon, wann sie denn wohl die Abwechslung vermissen. Für mich ist es eine Herausforderung geworden, fremdländische Spezialitäten mit griechischen Ingredienzien zuzubereiten: Paella, Couscous, Bami, „Huhn indisch“ mit Joghurt, etc., und mit etwas Hilfe aus Holland, kann ich sogar ein Sushi auf den Tisch bringen.

 

Molyvos kann da glücklicherweise mit einigen Restaurants aufwarten, die während der Saison gelungene Abänderungen in die Speisekarte einfließen lassen: Zunächst die „Brasserie“ (auf der rechten Seite, kurz vor dem Hafen), wo man wöchentlich ein anderes Highlight anbietet, wie z.B. das Hähnchencurry. Dann ist da das „Sansibal“ (auch auf dem Weg zum Hafen), das mit kulinarischen Leckerbissen, wie einem richtigen Beefsteak, aufwartet und last but not least, „Captain´s Table (direkt im Hafen), wo man mit Spezialitäten, wie einem Taboulé Salat überrascht wird.

 

Obwohl, gehe ich zum Essen aus, so ziehe ich die inseltypische Kost vor. Nach einigen Tagen der Selbstversorgung, sehne ich mich schier nach gegrilltem Oktapus, Kalamari, frischen Bohnen, Feta aus eigener Herstellung, Lammkoteletts, gefüllten Zucchiniblüten, etc. Mir tun die Menschen leid, die sich nicht an die einheimische Küche herantrauen, sie wissen nicht, was ihnen entgeht. Die Gerichte sind einfach, aber es wird das verarbeitet, was die Jahreszeit hergibt, und das bedeutet, dass alles jederzeit herrlich frisch und gesund ist.

 

Die Hitzewelle ist überstanden, und die Temperaturen haben sich auf die jahresüblichen Gradzahlen eingependelt. In den letzten heißen Wochen, sehnte man sich ja einfach nur nach einem kühlenden Eis oder einer erfrischenden Wassermelone. Jetzt, wo mir der Schweiß nicht mehr in Strömen vom Körper rinnt, ereilen mich schreckliche Heißhungerattacken, und zwar auf all die Dinge, die ich hier nicht bekomme. Mein Bedürfnis nach einem schmackhaften holländischen salzigen Matjes ist zwar gestillt, seit ich das griechische Sardelles pastes entdeckt habe, vielmehr richtet sich meine derzeitige Sehnsucht auf diese leckeren holländischen Snacks, wie Kroket, Bitterbal, Frikandel oder einer Rookworst von „Hema“ (ähnlich der Bratwurst in Deutschland).

 

Auf der anderen Seite weiß ich aber auch , dass ich für keine hunderttausend Bratwürste in Mali oder Lloret de Mar wohnen möchte, da leb ich doch lieber hier ohne die Wurst.

 

Copyright ©Julie Smit 2007