Molyvos (Mithimna)

Lesvos

Home

Home
News-2017
News-2016
News-2015
News-2014
News-2013
News-2012
News-2011
News-2010
News-2009
News-2008
News-2007
News-2006
News-2005

 

 

Frohes neues Jahr
Weihnachten 2007
5.Dezember 2007
27.November 2007
20.November 2007
12.November 2007
4.November 2007
29.Oktober 2007
18.Oktober 2007
14.Oktober 2007
8.Oktober 2007
1.Oktober 2007
24.September 2007
16.September 2007
9.September 2007
3.September 2007
27.August 2007
21.August 2007
13.August 2007
6.August 2007
30.Juli 2007
23.Juli 2007
16.Juli 2007
9.Juli 2007
2.Juli 2007
26.Juni 2007
18.Juni 2007
12.Juni 2007
4.Juni 2007
28.Mai 2007
20.Mai 2007
14.Mai 2007
1.Mai 2007
24.April 2007
17.April 2007
10.April 2007
3.April 2007
27.März 2007
20.März 2007
13.März 2007
6.März 2007
27.Februar 2007
19.Februar 2007
13.Februar 2007
4.Februar 2007
30.Januar 2007
26.Januar 2007
2.Januar 2007

 

 

 

BOULEVARD NEWS AUS LESVOS

 

Die heißen Quellen bei Lisvori

3.April 2007 - “Kane hamam”

Aus dem Englischen von Gabriele Podzierski

Nun leben wir bereits einige Jahre hier auf der Insel, nicht weit entfernt von den heißen Quellen in Eftalou, und trotzdem sind wir keine Fans von diesem Bad geworden. Im Sommer ist es uns dort zu voll, und im Winter ist es nicht sauber, da sich niemand dafür verantwortlich fühlt. Nicht selten schwimmt außerhalb der Saison Seifenschaum auf dem Wasser, da manch einer die Anlage mit einem Waschsalon verwechselt, sie dient auch ab und an Jugendlichen als Partyraum, und manch ein Flüchtling tankt neue Energie im Bad für den vor ihm liegenden Weg ins Ungewisse. 

So musste leider erst etwas geschehen, was uns veranlasste, eine heiße Quelle aufzusuchen. Vor ca. einem Monat ist Jan unglücklich gestürzt und hat sich eine Rippenquetschung zugezogen. Nicht, dass man in einem heißen Bad eine gequetschte Rippe kurieren könnte, es ging vielmehr um die starken Rückenschmerzen, die einsetzten, nachdem die durch den Sturz verursachten Beschwerden fast weg waren. Durch die andauernde falsche Körperhaltung, um die verletzte Rippe nicht zu belasten, waren Jans Muskeln total verspannt. In so einem Fall soll ein Bad in einer heißen Quelle Wunder wirken. Wir entschieden uns für eine Kur in der Therme von Lisvóri, die eine Freundin von uns seit letztem Winter managt.  

In der Tat liest man ja ab und an über wundersame Heilungen, und in den Berichten lobpreisen die Menschen die heißen Quellen, als seien diese eine der größten unentdeckten Geheimnisse auf der Welt, und auch wir geben immer wieder schmerzgeplagten Menschen, die z.B. an Rheumatismus erkrankt sind, den Rat, ein Bad in einer heißen Quelle zu nehmen, ohne dass wir je mit diesen magischen Kräften experimentiert hätten. 

Jetzt sagen wir: TAVMA! Es ist ein Wunder, weil es in der Tat hilft! 

Es ist wirklich wahr, was ich schreibe, und trotzdem kann ich damit die nüchternen Holländer nicht überzeugen, so gescheit zu sein, es wenigstens auszuprobieren, wenn sie schmerzgeplagt sind. Warum sie es nicht tun, ist eine Frage, die wir häufig im Freundeskreis diskutieren. 

Es sind nur wenige Menschen, hauptsächlich junge Leute, die diese Quellen regelmäßig besuchen, weil sie an die heilenden Eigenschaften glauben und weil es wundervoll ist, so ein Bad zu nehmen. Viele ältere Bewohner von Lesvos würde  man jedoch noch nicht einmal unter Androhung von Gewalt in dieses Wasser bekommen, selbst nicht, wenn ihr Körper schon, gepeinigt durch Rheuma oder Gicht, ganz krumm ist. Die Menschen hier glauben einfach nicht an die heilenden Kräfte der heißen Quellen.  

Im Gegensatz dazu, werden auf dem griechischen Festland viele unterschiedliche Kurzentren genutzt. Hotels mit hauseigenen Bädern, große öffentliche Kurbäder, Schlammbäder, Schwimmbäder mit gesundheitsförderndem Wasser, etc. In der Stadt Edipsos gibt es so viele Quellen und Kurhotels, dass das gesunde Nass sogar durch die Straßen rinnt. Auf der Insel Ikaria, die bereits seit 500 v. Chr. für ihre mineralischen Bäder bekannt ist, werden heutzutage „Hydro(Wasser-)therapien“ angeboten.  

Lesvos ist die griechische Insel mit den meisten heißen Quellen. Aber wenn jemand versuchen würde, einen Kur-Urlaub, z.B. in der heißen Quelle von Eftalou anzubieten, würde er auf die Nase fallen. Nicht, kein heilendes Wasser sprudelt, es liegt vielmehr an dem Eindruck, die diese Anlage vermittelt. Das Hauptgebäude und auch das öffentliche Badehaus mit seinem „Stoss-Dir bloß-den-Kopf-nicht“- Eingang ist nicht wirklich das, was man sich unter einem Platz für Gesundheit und Wohlbefinden vorstellt. Lesvos ist weit entfernt von den deutschen Kurorten, die in den letzten Jahrhunderten von den Berühmten und Reichen besucht wurden und das nicht nur um zu kuren, sondern auch, um gesehen zu werden.  

Die heißen Quellen auf Lesvos sind, wie die Insel selbst: sehr einfach. Die Bäder von Polichnítos, Thermí, Géra, Eftalou und Lisvóri haben immer noch dieselbe antike Atmosphäre, wie zu den Zeiten, als die alten Römer sich darin suhlten. Keine blitzenden geputzten Kacheln, sondern Becken aus jahrhundertealten Steinen in einer undefinierbaren Farbe, verursacht durch das mineralhaltige Wasser. Löcher im Dach sorgen für ein romantisches Spiel der eindringenden Lichtstrahlen mit dem aufsteigenden Dampf, und die Privatsphäre in den meisten Anlagen, gewährleistet, dass man ungestört relaxen kann. 

„Kane hamam“ ist der griechische Ausdruck dafür, wenn man ein Bad in einer heißen Quelle nimmt. Aber eigentlich ist „hamam“ das türkische Wort für ein „Türkisches Bad“ (= Dampfbad), das unter der türkischen Bevölkerung zahlreiche Anhänger findet. Vielleicht ist gerade diese Begeisterung des Nachbarlandes der Grund für die ablehnende Haltung der Griechen dem Gesundheitsbad gegenüber.  

In der Stadt Kalithea auf Rhodos, ist das wahrscheinlich schönste Bad Griechenlands zu finden, in bezauberndem italienischem Flair, mit Mosaikböden, Rundbögen auf eleganten Pfeilern, Palmen die für exotische Atmosphäre sorgen, wundervollen Pfaden die zum Hauptgebäude führen, eingerahmt von den Blüten der Bougainvilleen in wildem Rosa. Die Bäder von Kalithea waren schon berühmt, bevor im Jahr 1928 ein italienischer Architekt dieses hinreißende Gebäude schuf. Heute ist die Anlage jedoch nur noch zur Besichtigung freigegeben und wird nicht mehr genutzt. Also ist man auch auf Rhodos so kurzsichtig, die Kraft der Quellen zu unterschätzen.  

Nun, wenn ich ehrlich bin, stört mich die Einfachheit der heißen Quellen auf Lesvos eigentlich wenig. Im Norden Griechenlands gibt es Bäder, die so gefragt sind, dass man einen Platz mindestens 3 Wochen im voraus reservieren muss. Dort findet man kleine mineralische Teiche vor, die man mit mindestens hundert anderen Personen teilen muss, und in einem kleinen Pool unter einem Wasserfall findet man sich schnell in enger Gemeinschaft mit 50 weiteren Badeliebhabern wieder. 

Einen Schlauberger gibt es aber auf unserer Insel doch, der nach seiner eigenen Quelle bohrte und seitdem das heraussprudelnde Wasser kommerziell nutzt: Das Hotel „Alceos“, ideal für den Urlaub mit Kindern, verfügt über Suiten mit eigenem heißem Mineralbad. So einfach kann das Leben sein, und so schnell kann man einen Kurplatz schaffen.  

Bleibt noch die Frage, wie die Griechen das sehen. Sie denken, das ein Bad in der heißen Quelle Kindern schadet. So ist es wohl an der Zeit, dass nun die medizinische Wissenschaft ihr Urteil über die gesundheitlichen Auswirkungen der Heilquellen fällt. Wir wissen ja inzwischen schon, dass man mit den Blättern des Olivenbaums keinen Krebs heilen kann. Aber eine Insel mit einer Anzahl heißer Quellen, die Menschen mit Rheuma, Arthritis und Ischiasbeschwerden helfen können, die eine Wohltat für Haut und Bronchien sind, die Linderung bei gynäkologischen Unpässlichkeiten, Neuralgien, Nieren- und Gallensteinen, und noch vielen anderen Leiden schenken...? Sollte man da nicht den Gedanken haben, dass aus Lesvos das Lourdes der Ägäis werden könnte?

Copyright ©Julie Smit 2007