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BOULEVARD NEWS AUS LESVOS

 

Blätter und Blüten vom Olivenbaum

4.Februar 2007 - Frappelia

Aus dem Englischen von Gabriele Podzierski

Letzte Woche müssen viele Griechen gedacht haben: „BINGO!“  Dank einer Talkshow, ist der neueste medizinische Trend wie ein alles erhellender Blitz eingeschlagen: Die neueste Waffe gegen den Krebs sind die Blätter des Olivenbaumes! Spät in der Nacht, behaupteten einige Oliven-Gurus, dass ein dickflüssiger grüner Trank, bestehend aus Olivenblättern und einem Glas Wasser, gemixt in einem Blender, das ultimative Allheilmittel gegen Krebs sei. Einige Krebspatienten waren Gast im Fernsehstudio, um von ihrem Erfolg gegen die tückische Krankheit zu berichten. 

Ganz Griechenland stand Kopf, denn ein jeder Grieche kann mindestens einen Olivenbaum sein eigen nennen. Auch Lesvos sieht sich goldenen Zeiten entgegengehen, denn die hiesigen Abermillionen von Olivenbäumen stehen für einen Olivenblätter-Ertrag von... – nein, ich kann es ja gar nicht errechnen, wie viele Kilogramm das ergibt. Tja, und in dieser Euphorie geht Interessierten ein Angebot von 60 Euro pro Kilo über die Lippen. Das ist viel mehr, als man an der Herstellung des Olivenöls verdienen kann. Die Regierung versucht nun, die Menschen mit dem Hinweis darauf zu beruhigen, dass der Heilungserfolg mit dem Extrakt aus Olivenblättern, wissenschaftlich noch gar nicht nachgewiesen ist, und warnt Krebserkrankte eindringlich davor, die derzeitige medikamentöse Behandlung dadurch zu ersetzen. Hinzu kommt, dass in dem Krieg zwischen der einen Fraktion, die an die heilige Kraft der Olivenblätter glaubt, und den Skeptikern, schon ein Todesopfer zu beklagen ist: 2 Brüder gerieten in der Diskussion darüber, ob sie ihren gemeinsamen, an Krebs erkrankten Bruder mit Frappelia behandeln sollten, dermaßen in Streit, dass der eine den anderen im Eifer des Gefechtes niederstach... 

Es ist allgemein bekannt, dass der Konsum von Olivenöl, sehr gesund ist. Dass sich auch in den Blättern des Baumes Stoffe mit bedeutender Heilkraft befinden, hatte sich noch nicht so herumgesprochen. Das hat sich nun seit letzter Woche geändert und nun denkt ein jeder Grieche, darüber nach, ob er die bei der Ernte seiner Oliven herunterfallenden Blätter entsorgen soll oder nicht. 

In den griechischen Göttersagen wird berichtet, dass es seinerzeit zwischen Poseidon und Athene zu einem Streit über eine Stadt kam, die ihnen beiden am Herzen lag. Göttervater Zeus organisierte daraufhin einen Wettstreit zwischen ihnen: Beide sollten etwas zum Wohle dieser Stadt machen, und die Bewohner sollten dann abstimmen, welcher Einfall der bessere war. Poseidon schlug mit einem Stab gegen einen Felsen und sogleich entsprang an dieser Stelle eine Quelle. Das  Wasser aber, welches dort heraussprudelte, war von salzigem Geschmack. Athene rief den ersten Olivenbaum ins Leben und pflanzte ihn in die Nähe der Akropolis. Die Bewohner stimmten für Athene, denn der Olivenbaum versorgte sie mit Früchten, Öl und Holz. Eine andere Geschichte erzählt, dass Poseidon bei dieser Gelegenheit das erste Pferd erschuf, aber auch in dieser Version entschieden sich die Athener für den Olivenbaum. So also kam die Stadt Athen, dank der Idee der Athene, zu ihrem Namen. 

Lebten wir nicht in einer so nüchternen Zeit, in der Märchen keinen Platz haben, dann wäre doch der Olivenbaum ein Wunderbaum für uns. Seit nunmehr ca. 6000 Jahren gibt es diesen Baum, und noch immer sind die wissenschaftlichen Arbeiten über die vielen Verwendungsmöglichkeiten seiner Bestandteile nicht abgeschlossen. Erst im letzten Jahrhundert ist es Wissenschaftlern gelungen, das „Oleuropein“ freizusetzen, eine Substanz, mit welcher sich der Baum selbst gegen Insekten und bakterielle Krankheiten schützt. In den 70er Jahren fand man dann heraus, dass dieser Stoff eine anti-virale Wirkung hat. Und glaubt auch heutzutage kaum ein  Mensch mehr an Wunder, in der letzten Woche keimte der Glaube daran bei den Griechen wieder auf. Was so eine nächtliche Talkshow alles bewirken kann ... 

Es ist nur gut, dass die Oliven-Gurus nicht auch die heilenden Kräfte der Rinde anpriesen, denn nun wird man ja schon die Blätter von den Bäumen plündern, man stelle sich nur vor, demnächst würden diesen Bäume rücksichtslos ihrer Borken beraubt.  

Laut einer alten Enzyklopädie über die heilende Wirkung von Pflanzen, ist der Extrakt von Olivenblättern, nach einer Rezeptur angewendet, einzusetzen gegen Fieber, Rheumatismus und Bluthochdruck. Interneteinträgen zufolge kann man diese Liste erweitern um Krebs, Erkältung, Pilzinfektionen und Erschöpfungszustände. Im Netz findet man auch Versandhäuser, bei denen man per Mausklick Pillen, Kapseln, Salben, Puder, Teemischungen, Getränke, etc., mit den Inhaltsstoffen des Olivenblattes bestellen kann.  

Sicher ist jedoch: Es ist nicht bewiesen, dass die Olivenblätter  d a s Mittel gegen Krebs sind. Und sicherlich ist es nicht die Lösung, einige Blätter mit einem Anteil Wasser in einen Mixer zu stopfen. Ich denke, die beste Möglichkeit die kostbare Flüssigkeit in den Körper zu bekommen, ist einen Aufguss aus den Blättern herzustellen. Schaden kann das auf gar keinen Fall, außer man verbraucht dafür die Blätter gleich kiloweise. 

Ich gebe Ihnen gleich noch einen Rat: Pflücken Sie jetzt bloß nicht alle Blätter von Ihrem Olivenbaum. Ohne Blätter gibt’s keine Oliven, und ohne Oliven gibt’s kein Öl. Und das ist ja wohl der einzige Punkt, über den es keinerlei Diskussionen gibt: Das Olivenöl verfügt über viele gesunde Eigenschaften!       

Hippokrates sagte einst: „Nahrung ist Medizin, und wenn Du Medizin brauchst, so nimm sie aus der Speise.“ Ich möchte ja nicht behaupten, dass Olivenblätter die geeigneten Zutaten für z.B. einen wundervollen Salat sind, aber ich würde mich jetzt auch nicht wundern, wenn ich sie demnächst in einem gemischten Salat serviert bekäme, dem die Griechen ja schon immer allerlei gesundes Grün beimengen. Um ehrlich zu sein, zur Befriedigung meiner Neugier hab´ ich mir ja schon einen Tee von den Blättern des Olivenbaumes neben unserem Haus gebraut. Ich übergoss sie mit heißem Wasser und ließ dies einige Minuten ziehen: Das hellgrüne Gebräu schmeckte nach gar nichts! Also, Sie müssen keine Sorge haben, dass Ihnen ein kulinarisches Highlight entgeht, wenn Sie darauf verzichten, die Blätter des Olivenbaums zu essen. 

Copyright ©Julie Smit 2007