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BOULEVARD NEWS AUS LESVOS

 

Der Lechtturm von Hiyarlik Koyu und der neue Turm

Der Lechtturm von Hiyarlik Koyu und der neue Turm

(aufgenommen mit Teleobjektiv)

 

24.August 2011 - "Griechischer Monsun"

Aus dem Holländischen von Gabriele Podzierski 

 

Mit Monsun bezeichnet man einen Wind, der alljährlich zurückkehrt und eine neue Jahreszeit ankündigt. Denke ich an Monsun, so sehe ich Bilder aus Indien oder aus anderen Ländern Südostasiens vor mir, wo unaufhörlicher Regen Mensch und Tier bis auf die Haut durchnässt und ihre Welt und Häuser in ein Sumpfgebiet verwandelt.

 

Auch in der griechischen Inselwelt gibt es einen Monsun, den „Meltémi“. Die alten Griechen nannten diesen Schönwetterwind  „Etesien“, was soviel wie Jahreszeitenwind bedeutet (etos = Jahr). Dieser Nordwind, der von Mai bis September über die Ägäis brausen kann, ist knochentrocken und bringt nicht ein Tröpfchen Regen mit sich. Er entsteht durch das Zusammentreffen von südwestasiatischen Tiefdruckgebieten mit dem Azorenhoch und wird forciert durch ein Hitzetief über der Zentraltürkei. Im Gepäck hat der Meltemi stets ein wundervolles Wetter mit klarer Sicht und seine Böen, die Tage andauern können, bringen es zu einer Windstärke von 6 bis sogar 8 Beaufort.

 

In der Antike hatten die Griechen eine Anzahl von Windgöttern (s. Lesvos-News vom 22. Februar 2010), die sie regelmäßig um Unterstützung und Hilfe anriefen. So wurde einst die Insel Kea von einer Hitzewelle getroffen, die so lange anhielt, bis alle Gewässer dort ausgetrocknet waren. Die Schuld dafür schob man dem Hundsstern Sirius in die Schuhe, dem Stern, der am hellsten während der Hundstage (s. Lesvos-News vom 19. Juli 2009), im Juli und August, am Himmel erstrahlt. Als denn brachte man Zeus Opfer dar, damit er sich erbarme und die  Etesischen Winde zur Abkühlung schicke, und siehe, ihre Gebete wurden erhört, und der Göttervater lies den Wind 40 Tage über Kea brausen. Seitdem ist es auf der Insel Kult geworden, ein jedes Jahr wieder den kühlenden Sommerwind einzuladen.

 

Wie bitte? 40Tage lang? Also, ich würde verrückt werden… In Indien hält man wochenlang nach dem Monsun Ausschau. Es gibt ein Buch, welches diese Stimmung mit sprachlicher Eleganz spüren lässt, und zwar „Warten auf den Monsun“ von Threes Anna. Auch in Griechenland soll es Menschen geben, die ab und an nach dem „Griechischen Monsun“ schmachten, denn auch hier wird der jährlich zurückkehrende Wind als Segen angesehen, da er Hitzewellen einfach wegbläst und die Luftfeuchtigkeit senkt.

 

Vor einigen Tagen hat nun hier der Meltemi eingesetzt, und ich frage mich, wer ihn eingeladen hat, denn von einer Hitze wie in dem o.g. Buch beschrieben, war keine Spur, es war eigentlich sehr angenehm warm.  Natürlich ist der Meltemi für einen Tag eine willkommene erfrischende Abwechslung, aber allzu lang sollte er nun mal nicht wehen, denn schon nach nur einem Tag macht mich seine Tour durchs Haus reizbar und nervös. Nein, Tür und Fenster kann ich nun mal leider nicht schließen, denn dann ist es – trotz Nordwind – heiß,  wie in einem Backofen, also reiß ich sie auf, und somit hat der Meltemi freies Spiel…

 

Zudem ist unser Monsun ziemlich unberechenbar. Er ruht, wann er mag, und geht auf den Wunsch anspruchsvoller Menschen, in der Nacht sein Gebrause einzustellen, nicht immer ein, so dass auch ich so manches Mal schier aus meinem Bett geblasen werde. Das Meer ziert der Meltemi mit weißen Schaumkrönchen, und treibt die losen Algen zu dunklen Wolken zusammen, was so manchen Schwimmer nicht wirklich beglückt.  Tja, und gerade, wenn man denkt, dass sich der Wind beruhigt hat, und man macht sich auf zum Strand, geht das Schauspiel wieder von vorne los, und man überlegt es sich dreimal, ob man ins Wasser gehen soll, zumal der Meltemi nicht nur die Außentemperatur sinken lässt, sondern auch erheblich die des Wassers. 

 

Ein weiterer Vorteil des Windes, ist die klare Luft, die durch ihn entsteht. Ist es so richtig heiß, dann ist es auch diesig und das gegenüberliegende türkische Ufer verschwindet fast vor den Augen, fegt aber der Meltemi die Luft rein,  dann kann man die Menschen dort am Strand liegen sehen…nein, das ist natürlich etwas übertrieben, aber immerhin kann man Gebäude deutlich erkennen. So streckt sich dort, direkt gegenüber von Eftaloú,  ein weißes Türmchen in den Himmel, welches ich die ganze Zeit für das Minarett einer Moschee hielt. Nun wurde ich von „Google Earth“ eines besseren belehrt: Es handelt sich um einen Leuchtturm, wenn man dem Foto Glauben schenken darf. Tja, und eines Tages, als der Meltemi  die See von den schwülen heißen Dämpfen befreite und die Luft klärte, tauchte plötzlich hinter dem Türmchen ein weiteres Bauwerk auf, quadratisch, dreimal so breit und doppelt so hoch, wie sein schlanker weißer Nachbar und von brauner Farbe, mit etwas rot drumherum. Ich bin etwas verwirrt, denn ich kann mir sogar nicht vorstellen, warum man so einen riesigen Turm direkt neben (oder hinter) einen so hübschen weißen Leuchtturm platziert. Meiner Meinung nach, liegt dieses mysteriöse Bauwerk und auch das zierliche Seezeichen bei Hiyarlik Koyu, also zwischen Assos (Behramkale) und  Koyunevi. Nun meine Frage an Sie: Weiß irgendjemand von Ihnen, was das braune Monstrum darstellen soll?

 

Wenn die Wellen des Meeres weiße Mähnen tragen, sieht man ab und an die wiegenden bunten Segel der Kite- und Windsurfer, denn das ist genau ihre Zeit, während andere Seefahrer mit dem Meltemi nicht glücklich sind, denn es ist eine heimtückische Zeit zum Segeln und auch manche Fähre muss im Hafen liegen bleiben.

 

Der Meltemi ist der Vorbote dafür, dass sich die Jahreszeit ändert, was mich ein wenig traurig stimmt: Das Ende des herrlichen Sommers kommt langsam in Sicht. Auch die Blätter kündigen seinen Abschied an, rieseln aufgrund der Hitze von den Bäumen und trappeln raschelnd vor Ungeduld im Wind. Naja, einige Sommerwochen bleiben uns ja noch, und derzeit ist nicht abzusehen, wie lange der Meltemi unser Gast bleibt und Türen und Fenster klappern lässt. Die meisten Menschen sind zumindest froh darüber, dass keine weitere Hitzewelle sie im August quälen wird, also, sollte auch ich aufhören, mich zu beklagen…