Molyvos (Mithimna)

Lesvos

Home

Home
Lesvos-News 2011

22.Dezember 2011
17.Dezember 2011
6.Dezember 2011
29.November 2011
15.November 2011
8.November 2011
24.Oktober 2011
13.Oktober 2011
6.Oktober 2011
29.September 2011
19.September 2011
13.September 2011
2.September 2011
24.August 2011
3.August 2011
27.Juli 2011
20.Juli 2011
11.Juli 2011
4.Juli 2011
17.Juni 2011
2.Juni 2011
2.Juni 2011
25.Mai 2011
19.Mai 2011
11.Mai 2011
1.Mai 2011
19.April 2011
22.April 2011
12.April 2011
1.April 2011
22.März 2011
15.März 2011
9.März 2011
2.März 2011
23.Februar 2011
16.Februar 2011
9.Februar 2011
3.Februar 2011-1
3.Februar 2011
25.Januar 2011
20.Januar 2011
12.Januar 2011
5.Januar 2011

BOULEVARD NEWS AUS LESVOS

 

Weine von Lesvos

Weine von Lesvos

 

19.Mai 2011 - Die Weinstraße auf Lesvos

Aus dem Holländischen von Gabriele Podzierski 

 

Vielleicht sind Sie ja in der Zwischenzeit ziemlich gelangweilt, von den antiken Ruinen und der glorreichen Vergangenheit Griechenlands zu lesen. Nun, das heutige Griechenland, hat mehr zu bieten, als seine Monumente aus der alten Geschichte. Nehmen wir mal als Beispiel den Wein. In der Zeit, als Burgen und Tempel in der Landschaft dominierten, war Lesvos berühmt für dieses Produkt. Boden und Klima erwiesen sich als ideal für den Anbau eines vorzüglichen Weins, wie z.B. „Pramnian“ (s. Lesvos News 27.07.09).

Irgendwann jedoch, im Laufe der vielen turbulenten Ereignisse durch Kriegswirren und Herrschaftswechsel, ist der Weinanbau auf der Insel verloren gegangen, und schlussendlich wurden die Reben durch den todbringenden Schädling „Phylloxera“ vernichtet.

 

Im übrigen Griechenland sah es nicht viel anders aus, und als sich das Land dann endlich wieder etwas nach dem Unabhängigkeitskrieg, dem 2. Weltkrieg und dem Bürgerkrieg erholen konnte, widmete man sich wieder dem Weinanbau. Vielleicht blieb Lesvos etwas hinter dem Festland zurück, aber heutzutage gewinnt man hier große Weine, die fleißig mehr und mehr internationale Auszeichnungen abräumen. Folgt man der, auf der Webseite Weinstraßen von Nordgriechenland ausgearbeiteten Route, dann hat man die Hälfte des Landes gesehen.

 

Eine Weinstraße auf Lesvos habe ich noch nicht gefunden, auch keine Ouzo-Straße, jenes Getränk, für das die Insel berühmt ist, aber mehr und mehr Menschen, die qualitativ hervorragenden Wein produzieren, wie das Weingut Methymneos, welches es geschafft hat, dass Lesvos wieder auf den Weinkarten zu finden ist.

 

Vor ungefähr einem Jahr, wurde auch in dem Dorf Megalochori eine Weinkellerei eröffnet: „Oenoforos“, mit dem vortrefflichen Rotwein „Daphnis & Chloe“ im Angebot, der seit einiger Zeit mein Favorit ist. Im April erweiterte das Weingut seine Produktpalette um einen Weißwein mit demselben Namen und einen weiteren Roten, den „Makaras“. Noch habe ich sie nicht probieren können, kann es aber kaum erwarten, sie so bald als möglich auf meiner Zunge zu schmecken.

 

Nun, angesichts der wenigen Weingüter, die Lesvos zu bieten hat, sieht es hier mit Weinstraßen recht dürftig aus, aber Sie müssen wissen, dass in jedem Dorf Wein hergestellt wird, und zwar für den eigenen Bedarf, den Weg in die Geschäfte findet er nicht. Sie machen ein herrliches Tröpfchen in Anemotia, von dem geschmackvollen biologischen Wein aus Plomari kaufe ich so einige Literchen im Jahr, und bei sehr langen Abenden genieße ich das ein und andere Gläschen des hervorragenden Rebensaftes aus Lisvori, ohne betrunken zu werden. Also, irgendwie sind alle Wege hier Weinstraßen, die entlang kleiner Weingüter führen.

 

Das Weingut „Methymneos“ liegt in dem kleinen Dörfchen Chidira. Sie fahren Richtung Skalochori nach Vatoússa, einem bezaubernden Dörflein, mit hohen traditionellen Häusern und einem piepkleinen, doch sehr charmanten folkloristischem Museum. Am Ende des Dorfes biegen Sie ab nach Chidira. Das Weingut liegt am Ortseingang und bietet eine recht interessante und lehrreiche Führung an. Chidira hat jedoch nicht nur diese Sehenswürdigkeit, sondern sie finden hier auch das einzige digitale Museum Griechenlands, das von Georgios Iakovidis.

 

Der Maler Iakovidis (1853 – 1932) wurde in Chidira geboren, begann mit seiner Ausbildung in Smyrna (das heutige Izmir), ging danach auf die Akademie der bildenden Künste in Athen und verfeinerte im Anschluss daran sein Talent als Mitglied der „Münchner Schule“. Er malte hauptsächlich Porträts, insbesondere von Kindern, und das in naturalistischem Stil. Seine Werke sind in Museen der ganzen Welt zu sehen, so in der Nationalgalerie von Athen und im „Art-Institute“ in Chicago. Also, ich denke, bevor Sie eine Weinprobe machen, ist ein Besuch dieses Museums sicher lohnenswert. Die Werke des Künstlers werden digital wiedergegeben, ebenso wie eine Menge Fakten über seine Arbeit, seine Familie und sein Leben interaktiv zu entdecken sind: Es erwartet Sie ein modernes Abenteuer in einem traditionellen Dorf.

 

Ihre Weinroute sollte nicht in Chidira aufhören, sie sollte zurück zur Hauptstraße gehen und weiter Richtung Ántissa führen. In der Nähe dieses Ortes liegt nämlich das Kloster von Perivoli. Sollte einer der Aufseher anwesend sein, empfehle ich Ihnen, sich die phantasievollen Fresken aus dem 16.Jahrhundert in der Kirche anzuschauen.

 

Und nun, da Ihre Besichtigungstour, doch mehr über „Gemäldestraßen“, statt Weinstraßen geht, sollten Sie noch einige Kilometer weiter fahren, bis zu einer Abfahrt (noch vor Ántissa), die Sie zu dem kleinen Weiler Tsithra führt, einem kleinen fast verlassenen Dörflein, wunderschön versteckt in üppigem Grün. Hier ist die Kirche Agios Nikolos mit ihren Wandmalereien sehenswert. Ich hatte das Pech, dass ein jedes Mal, wenn ich dort war, die Frau, die den Schlüssel verwaltet, „nur“ mal weg war. Aber ich bin sicher, Sie haben mehr Glück.

 

Es bleibt Ihnen überlassen, ob Sie Ihre Fahrt jetzt fortsetzen, oder etwas verschieben, um auf dem Platz in Ántissa eine Kaffeepause zu machen oder bei  Gavathàs ins Meer zu tauchen.

 

Die Route zum Wein von Megalochori ist nicht so romantisch, weil es Richtung Mytilini geht, dorthin, wo die eigentliche Kellerei steht. Direkt gegenüber des Supermarkts „Lidl“ finden Sie dieses Stückchen moderner Architektur, durchzogen von Spuren der Vergangenheit. Die Weingüter von „Oenoforos“ sind, schöner gelegen, in Megalochori, Karionas, Eressós und Kalloni zu finden.

 

Wenn Sie den Duft der Erde in sich aufnehmen möchten, auf der die Reben des Weines „Daphnis & Chloe“ gedeihen, wäre der schönste Weg nach Megalochori entlang Ambelikó und Akrasi. Am Fuße von Ambelikó, dass gegen eine steile Bergwand gebaut ist, befindet sich die kleine Dorfkirche, in der ein kleines Volkskundemuseum beheimatet ist. Sie müssen nicht einmal die Kirche selbst betreten, um sich faszinieren zu lassen von der verspielten Architektur des Gotteshauses, dem Brunnen und anderem Beiwerk.

 

Megalochori, einst die Hauptstadt der Insel, ist ein stimmungsvolles Bergdorf und liegt oberhalb der Ouzo-Metropole Plomari, wo man das Museum und den Destillationsbetrieb von Barbajanni (Varvayanni) besichtigen kann. Hier wird der bekannteste Ouzo der Insel hergestellt. Aber auch sonst ist Plomari eine Reise wert, das charmante Städtchen, mit all seinen alten Villen und den Überbleibseln einstiger Seifen-, Ouzo- und Likörfabriken.

 

Es gibt noch eine dritte Weinstraße, aber die führt übers Meer, hin zu der Insel mit den besten Weinen der Ägäis: Limnos, die Nachbarinsel! Verschiedene Weingüter bringen hervorragende, international gepriesene Weine auf den Markt, aber auch leckere sog. „Slobberwijne“ (Anmerkung der Übersetzerin: das holländische Wort slobber kann man, denke ich, mit schlürfen übersetzen, bei diesen „Schlürfweinen“ handelt es sich um gute, aber preiswerte Weine). Der meiste Wein wird aus den Trauben der „Moschato Alexandrias“ hergestellt, aber man experimentiert auch mit anderen Rebsorten. Limnos-Weine überraschen mich immer wieder, so wie in der letzten Woche wieder mal, als ich einen Limnos Premium, einen perfekten, leicht prickelnden frischen Weißwein trank. Einige Winzer versuchen sich auch in einem süßen Wein, der es verdient, ebenso bekannt zu werden, wie der von der Insel Samos.

 

Naja, ein Tagesausflug ist zu wenig für die Limnos-Weinroute, aber für Weinliebhaber einfach ein Muss, auch wenn der Besuch dieser Weininsel mehrere Tage in Anspruch nimmt.

 

Nun, sollten Sie meinen empfohlenen Wegen folgen, so werden Sie einen beträchtlichen Teil von Lesvos gesehen haben, wo Wein zwar nicht für den Verkauf produziert wird, aber für den eigenen Bedarf. Lesvos eine Insel des Weins? Mit Sicherheit!