Molyvos (Mithimna)

Lesvos

Home

Home
Lesvos-News 2011

22.Dezember 2011
17.Dezember 2011
6.Dezember 2011
29.November 2011
15.November 2011
8.November 2011
24.Oktober 2011
13.Oktober 2011
6.Oktober 2011
29.September 2011
19.September 2011
13.September 2011
2.September 2011
24.August 2011
3.August 2011
27.Juli 2011
20.Juli 2011
11.Juli 2011
4.Juli 2011
17.Juni 2011
2.Juni 2011
2.Juni 2011
25.Mai 2011
19.Mai 2011
11.Mai 2011
1.Mai 2011
19.April 2011
22.April 2011
12.April 2011
1.April 2011
22.März 2011
15.März 2011
9.März 2011
2.März 2011
23.Februar 2011
16.Februar 2011
9.Februar 2011
3.Februar 2011-1
3.Februar 2011
25.Januar 2011
20.Januar 2011
12.Januar 2011
5.Januar 2011

BOULEVARD NEWS AUS LESVOS

 

Oliven schlagen für Jung und Alt

Oliven schlagen für Jung und Alt

 

17.Dezember 2011 - Eben mal Oliven ernten

Aus dem Holländischen von Gabriele Podzierski 

 

Jedermann ist derzeit hier emsig damit beschäftigt, die Oliven einzuholen. In diesem Jahr ist die Ernte nicht so groß, denn der Regen fehlte, was aber auch andererseits die Insekten davon abhielt, sich in den Früchten einzunisten und sie zu verderben, so dass das Öl von sehr guter Qualität ist.

 

Jedes Jahr helfe ich Freunden bei der Olivenernte und kehre dann nach getaner Arbeit zwar ziemlich erschöpft aber zufrieden und erfüllt heim, denn so anstrengend, wie diese Tätigkeit ist, soviel Spaß macht sie auch, besonders, wenn man sie mit einem gemeinsamen Mahl abschließt. Dieses Jahr krönte das wunderschöne Wetter den Job, und es ist nicht übertrieben, wenn ich Ihnen erzähle, dass ich im Bikini in den ausgelegten Netzen hätte sitzen können, so warm war es in der Sonne.

 

Das Eiland zählt Millionen von Ölbäumen, und doch wird überwiegend immer noch von Hand geerntet. Zwar setzt man hier und da inzwischen schon Rüttelmaschinen ein, eine Art Baumvibratoren, ausgerüstet mit rund drehenden, harten Plastikdrähten (ein schönes Männerspielzeug), aber hauptsächlich „pflückt“ man die Oliven, nach wie vor, wie  es schon seit jeher gemacht wurde: Mit einem langen Stab werden sie aus den Bäumen geschlagen.

 

Auch in Marokko wird es so gemacht. Schaut man sich das You-Tube Filmchen über das Olivenöl von Bhalil an, so fragt man sich als erfahrener Olivenerntehelfer schon, warum so wenig Netze unter den Bäumen ausgelegt sind. Ich habe gelernt, dass der Boden mit Netzen ausreichend bedeckt sein sollte, da man ja ansonsten die abgeschlagenen Oliven, die daneben fallen, mühsam aus der Erde klauben müsste.

 

Der Film zeigt weiter, dass für die Pressung recht veralterte Gerätschaften benutzt werden: Große runde Mühlsteine, die auf Lesvos bereits ihren Platz im Museum gefunden haben, zermahlen die Früchte zu Brei, der auch noch auf Matten geschmiert werden muss, die aufeinander gestapelt dann gepresst werden. Tja, vor nicht allzu langer Zeit war das auch noch die mühsame altmodische Vorgehensweise hier auf der Insel.

 

Ein Blick nach Amerika zeigt eine Errungenschaft, die mir auch für die hiesige Ernte nützlich erscheint: Die mobile Olivenpresse. Man kann sie einfach im Olivenhain vorfahren lassen, und sie verarbeitet die Früchte an Ort und Stelle, was sicherstellen würde, dass sie auf jeden Fall sofort und ohne Verzögerung gepresst werden, was sie qualitativ wertvoller macht. Hinzu kommt die Arbeitserleichterung, denn es fällt dann weg, dass man die schweren Säcke irgendwie zur örtlichen Olivenpresse karren muss.    

 

Menschen sind erfinderisch, wenn es heißt, die Arbeit zu erleichtern, und so hat ein kluger Kopf diese Multi-Rüttelmaschine erfunden, obwohl ich mich frage, ob der wirklich so effizient ist, denn für mich sieht das Ganze so aus,  dass der Mann bequem und ganz entspannt durchs Feld, entlang der Bäume, fährt und die Frauen, die in die Netze gehen müssen, vor einem größeren zu sortierenden Schlamassel sitzen, wie jetzt. Dann tendiere ich doch mehr zu diesem Machwerk, mit automatisch ausfahrbaren umgekehrten Riesenschirmen, mit integrierten Rüttlern. Es umarmt den Baum innig, knuffelt ihn einmal feste, und dann – hoppa -  ab zu seinem nächsten Artgenossen, tja, und die Frauen sind die mühevolle Arbeit los.

 

Ha, es geht aber noch schneller, und zwar mit diesen monströsen Maschinen, die erntend über die Bäume gleiten. Unabhängig von der Tatsache, dass ich etwas altmodisch bin, hat diese Methode in meinen Augen Nachteile, denn die Bäume müssen sehr niedrig gehalten werden und in Reih und Glied stehen. Können Sie sich lauter Spalier-Olivenhaine auf Lesvos vorstellen? Wie schrecklich wäre es, die stolzen, prächtig hoch und individuell gewachsenen ausdrucksstarken alten Olivenbäume zu kappen, um Platz zu machen, für kleine in ihrer Form gezähmten Pflanzen?  Das, die Landschaft ausmachende Bild, wäre dramatisch negativ verändert, und es wäre vorbei mit einer Ernte voller Freude und Romantik.

 

Ich verstehe ja, dass man nach Arbeitserleichterung und Effizienz strebt, aber was ist falsch an den Oliven von Lesvos, die mit Sorgfalt - meist auch noch mit Freude - geerntet werden und ein solch qualitativ hochwertiges Öl schenken? Ich hoffe inständig, dass es noch ganz  lange dauert, bis Stäbe und Netze durch irgendwelche Monstermaschinen ersetzt werden. Na ja, derzeit sieht es so aus, dass diese eh hier nicht überall eingesetzt werden können, denn zu 80% liegen die Olivenhaine an steilen, unwegbaren steinigen Berghängen, die für die Maschinen unerreichbar wären.

 

Zwar würde es jetzt gut in diese News passen, und es würde sich romantischer lesen, wenn ich Ihnen jetzt erzählen würde, dass mit der Hand geerntete Oliven sowieso eine bessere Ölqualität hergeben, aber ich denke, dass ich Sie über so etwas Wesentliches von Lesvos korrekt informieren sollte: Die Tatsache, dass das Öl von Lesvos von so hervorragender Güte ist, hat nichts mit der Art und Weise der Ernte zu tun, sondern weil wir es hier mit einer besonderen Olivensorte, einem idealen Klima (relativ milde Sommer und Winter) und der besonderen Topologie der Haine zu tun haben.

 

Die Esel, die in Marokko noch bei der Ernte eingesetzt werden, sind hier  bereits  überall durch Pick-Ups ersetzt worden, und leider ist dieses Nutztier in Griechenland inzwischen vom Aussterben bedroht, aber das ist ein Thema für eine der nächsten Ausgabe meiner Lesvos-News…