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BOULEVARD
NEWS AUS LESVOS
Doppelseite
aus „Strooilichtezels & Vossenballenijs
3.Februar 2011 - Bier
Aus
dem Holländischen/Englischen von Gabriele Podzierski
Bruno Tersago, ein Belgier, der in Athen wohnt und seine Blogs ins Web
setzt, nahm in dieser Woche einen Artikel aus der „New York Times“ zum
Thema, in dem es um einen kleinen griechischen Bierbrauer in Komotini,
Nord-Griechenland, nah der türkischen Grenze, ging:
What’s broken in Greece? Ask an Entrepreneur“ Es ist die
Geschichte von Dimitri Politopoelos, der sich seit 12 Jahren ein Gefecht
mit den Behörden liefert, um seine kleine Brauerei über Wasser zu
halten: Sie sehen, nicht nur fremdländische Investoren stoßen in
Griechenland auf einen Dschungel aus Gesetzen, Auflagen und
Verordnungen, die erst einmal überwunden werden müssen, bevor man ein
Geschäft eröffnen kann, selbst einem Griechen wird es in diesem Land
erschwert, ein Produkt – ein griechisches, wohlgemerkt - herzustellen
und auf den Markt zu bringen.
Man
fragt sich, wo all die griechischen Händler geblieben sind, die einst
das blühende Zentrum von Smyrna (das heutige Izmir) formten, waren es
doch im Osmanischen Reich hauptsächlich Griechen und Armenier, die die
Wirtschaft erblühen ließen. Nach dem Zusammenbruch des Osmanischen
Reichs und Gründung der Türkei, wurde das Land von allem, was
ausländisch war „gesäubert“ und demzufolge auch der größte Teil der
Ökonomie zerstört.
Wer
kennt sie nicht, all die Geschichten um den Reedergiganten und
Tankerkönig Aristoteles Onassis, der aus der Türkei flüchtete und es
fertig brachte, mit Milliarden Schiffe aufs Trockene zu setzen, so dass
er zu einer der größten Ikonen Griechenlands wurde? Auch viele Griechen,
die nach Amerika ausgewandert sind, haben es dort zu Wohlstand gebracht.
Amerika wurde sodann auch zum Mekka, für all diejenigen, die etwas
erreichen wollten: Durch harte Arbeit und die richtigen Entscheidungen,
hatte man dort die Chance, es in absehbarer Zeit Millionär zu werden.
Nicht so in Griechenland. Nur einige wenige Menschen haben es, neben
Onassis, geschafft, mit schwerer Arbeit und Einsatz zu Reichtum zu
kommen, und auch heutzutage ist es unglaublich schwierig, mit guten
Ideen, Herzblut, Schweiß und Tränen die industrielle Leiter zu
erklimmen. Der oben genannte Zeitungsartikel führt dies vor Augen: Herr
Politopoelos möchte einen Trunk aus Bergtee brauen und abfüllen. Aber es
besteht ein griechisches Gesetz aus der Zeit von König Otto, der von
1833 – 1862 regierte, dass in Griechenland außer Bier kein anderes
Getränk gebraut werden darf.
Dank diesem bayerischen König wurde Bier
in Griechenland eingeführt. Nachdem ein Teil des heutigen Griechenlands
sich 1829 selbst von den Türken befreite, errichtete Europa hier ein
Königreich unter dem Regiment des zweiten Sohnes von Ludwig I. von
Bayern, als erstem König von Griechenland. In seinem Gefolge, war auch
der Bierbrauer Fuchs. König Otto enttäuschte die Erwartungen der
Griechen, machte sich unbeliebt, und so wurde er nach einem unblutigem
Aufstand 1862 zurück in die Heimat geschickt. Herr Fuchs blieb und sein
Sohn, Karl Johann Fuchs (Karolos Ioannou Fix), eröffnete 1864 die erste
Brauerei Griechenlands, die Brauerei Fix (die Griechen nannten auch das
Bier FIX).
Nun, bis Herr Politopoelos seinen Traum
vom gebrauten abgefüllten Bergtee verwirklichen kann, muss er zunächst
die Regierung dazu bringen, das Gesetz von König Otto abzuändern, was
sich in einem solch festgefahrenen Land, wie Griechenland, zu einer
langwierigen und auch kostspieligen Angelegenheit entwickeln kann.
Ich bin kein großer Biertrinker, obwohl
ich es im Sommer, bei heißen Temperaturen, als Mittel gegen starken
Durst zu schätzen weiß. Mein Favorit ist dann die Sorte MYTHOS, die
größte griechische Biermarke, die aber leider nicht überall zu bekommen
ist, da Heineken, der Biergigant aus Amsterdam, sein Säckchen so gut
hier im Land geschnürt hat, dass er mit 70% den größten Marktanteil vom
Bierkonsum besitzt.
Meines Wissens nach, wird auf Lesvos kein
Bier gebraut. Allerdings gibt es genug
Griechische Biermarken, wie z.B.: Fix Hellas, Athenian, Marathon, Zorbas,
Alfa und Vergina, das Bier von Herrn Politopoelos. Ich glaube, dass ich
schon einmal eine Flasche Alfa hier auf der Insel gesehen habe, aber die
meisten Marken sind nur unregelmäßig und selten zu bekommen.
Es
ist allgemein bekannt, dass griechische Tomaten – vor allem die von
Lesvos – wohlschmeckender sind, als ihre holländischen Artgenossen, aber
haben Sie schon einmal einen Bier-Vergleich angestellt? Ich werde mir
das mal für diesen Sommer vornehmen und vielleicht zu dem Ergebnis
kommen, dass Mythos (oder eine andere griechische Marke) geschmacklich
besser ist als Heineken. Und was das Vorhaben von Herrn Politopoelos,
Bergtee zu brauen, betrifft: Meines Erachtens, ein brillanter Schachzug!
Ich hoffe, dass es ihm gelingt seinen Traum umzusetzen, und wenn er
diese Seite liest: Ich würde mich über eine Kiste von seinem
Vergina-Bier sehr freuen...
Das
Gesetz über’s Bierbrauen ist übrigens nicht die einzige staatliche
Verordnung, die veraltet ist: Esel, z.B., dürfen immer noch von allen
Wegen (Schnellwege eingeschlossen) Gebrauch machen, gerad, wie es ihnen
gefällt, und so sehen Sie nach wie vor herrenlose Esel auf den Straßen
Griechenlands, aber demnächst nicht nur dort, denn um den 11. Februar
kommt mein Buch „Strooilichtezels & vossenballenijs“ („Streunende Esel
und Fuchshodeneis“) in den Handel!
Mehr
darüber in meinem Blog
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