Lesvos

BOULEVARD NEWS AUS LESVOS

Cover Strooilichtezels & Vossenballenijs

9.Februar 2011 - Strooilichtezels & Vossenballenijs

Aus dem Holländischen/Englischen von Gabriele Podzierski 

Vor 8 Jahren, als ich damit begann, die ersten Berichte über mein Leben hier an Familie und Freunde in der Heimat zu schicken, hätte ich im Traum nicht daran gedacht, dass daraus mal eine wöchentliche Kolumne, geschweige denn, ein Buch wird. Aber, nun ist es so weit: Diese Woche kommt das Buch heraus!

In den vergangenen Jahren, habe ich eine Menge über und von Lesvos gelernt: Was hier gegessen, wie und was gefeiert wird, über die Inselbewohner und ihren Alltag, den Rhythmus der Jahreszeiten, vor allem zwischen Sommer und Winter, und nicht zu vergessen, über die Geschichte. Der überwältigendste Aspekt des Lebens auf dieser griechischen Insel ist und bleibt jedoch für mich die Natur, die nie aufhört zu überraschen und zu begeistern, mit dem was sie hervorbringt, nicht nur an Ozeanen von Pflanzen sondern auch an atemberaubenden Aussichten. Denken Sie nur mal an einen Küstenspaziergang gegen Abend, der untergehenden Sonne entgegen: Farben und Muster des Meeres werden niemals langweilig und betören immer wieder. Fährt man an windstillen Tagen am Golf von Kalloni entlang, sind die Aussichten übers Wasser jedes Mal wieder faszinierend schön. Ob es nun der spektakuläre Aufgang des Mondes ist, Schnee auf dem Lepetimnos oder gar nur die Strahlen der tief stehenden Wintersonne, die ihr faszinierendes Licht durch die Olivenhaine streut, ich kann es nach all der Zeit immer noch nicht lassen, tief zu seufzen und auszustoßen: „Oh, wie schön!“

Natürlich gibt es hier auch Ärgernisse: Das schlecht organisierte und funktionierende bürokratische System, vordrängelnde Griechen in den Läden, rücksichtlose Autofahrer, die „Wegwerf-Kultur“ und das Leid der Tiere. Griechenland ist nun mal nicht so wie die Niederlande, und ich bin nicht hier hin gekommen, um die Griechen in ihrem Verhalten zu belehren. So versuche ich, mit gutem Beispiel voranzugehen und mich so wenig, wie möglich, aufzuregen. Außerdem sehe ich nach all den Jahren, dass die Mentalität hier auf der Insel sich tatsächlich verändert: Es gibt immer mehr Menschen, die für ein besseres Leben der Tiere und eine saubere Umwelt kämpfen, mehr umsichtige Autofahrer, Gedränge in der Warteschlange wird mehr und mehr als ausgesprochen unhöflich angesehen und auch die sonst so reichlich, wie die Pflanzen, in der Natur wachsenden Abfallberge nehmen ab. Ja, ich habe sogar Flüstern gehört, dass die Tage der unzumutbaren Müllkippe in Molyvos demnächst definitiv gezählt sind, aber das glaube ich erst, wenn ich die neue Abfallverwertungszentrale mit eigenen Augen gesehen habe.

Auch die Fahrzeughalter wurden in diesem Jahr beglückt, nämlich mit einem neuen KTEO-Platz (TÜV). Bislang war dieser Termin der Horror eines jeden Autobesitzers, denn eine solche Überprüfung konnte auch schon mal einen ganzen Tag dauern, durchgeführt von ziemlich unhöflichem Personal. Nun gibt es also ein nagelneues Gebäude, wo Sie den Prozess hinter einer großen Glassscheibe verfolgen können, während hübsche junge Mädchen Ihnen freundlich zusichern, dass die Untersuchung in 10 – 20 Minuten beendet sein wird.

Weiter las ich heute auf der regionalen Webseite http://mymolivos.com , dass ich nun in dem „Natur 2000-Gebiet Nr. 4110012 wohne, einer Bezeichnung für Nord-Lesvos, der Region um den Lepetimnos, von Pétra, Molyvos, Stipsi, Ypsolometopo bis Mandamados. Dieses Gebiet ist seit kurzem als Naturgebiet ausgewiesen, und soll sorgfältig geschützt werden, so dass Pflanzen und Tiere (vor allem die Vogelwelt) nicht aussterben und unseren Nachfahren erhalten bleiben. „Natura 2000“ ist ein europäisches Netzwerk von Naturschutzgebieten in der gesamten Europäischen Union.

Na, das sind doch einige gute Neuigkeiten für eine Insel, auf der so wenig zu passieren scheint, auch wenn wir mehr und mehr von der Neuzeit eingeholt werden. Während der Verkehr auf der Hauptstraße von Kalloni nach Mytilini immer dichter wird, bleibt es nach wie vor unvermindert ruhig auf den anderen Straßen der Insel, und in den Dörfern, abseits vom Tourismus, scheint es weiterhin so, als sei die Zeit stehen geblieben, obwohl hie und da plötzlich inmitten einer öden Landschaft ein Neubau aufragt (meist ein Speicher für Tierfutter), ein Hügel still mit mächtigen Windkrafträdern bepflanzt oder wieder mal eine Schotterstraße asphaltiert wurde.

Aber keine Angst: Lesvos ist nach wie vor die bezaubernde Insel, wie sie manch einer von Ihnen vor Jahren kennen und lieben gelernt hat, voller Überraschungen und einer unglaublich faszinierenden und herausfordernden Natur. Ich hoffe, ich habe dies in meinem Kolumnen immer zum Ausdruck bringen können. Für diejenigen, die Lesvos noch nicht kennen: Schauen Sie das Buch an, und lernen Sie die Vielseitigkeit der Insel kennen, mit ihren versteinerten Bäumen, gewundenen Monopatis (alte Pfade), stillen Stränden, verträumten aber auch lebendigen Dörfern und der Hauptstadt Mytilini, wo es viel zu entdecken gibt.

„Strooilichezels & vossenballenijs“ („Streulichtesel & Fuchshodeneis) wird spätestens am Mittwoch, den 9. Februar 2011, erscheinen, Zeit genug, es am Valentinstag im Haus zu haben. Was der hlg. Valentin mit Lesvos zu schaffen hat, steht auch in meinem Buch. Machen Sie jemanden glücklich mit dieser Ausgabe, die nicht nur Geschichten über Lesvos zum Inhalt hat, sondern darüber hinaus viele prächtige Fotos von Jan van Lent. Durch das sensationelle anspruchsvolle Grafik-Design von Jeroen Koster ist es ein besonderes Buch geworden, dass für eine besondere Freundschaft steht.

Für mehr Information oder einen Vorab-Blick ins Buch klicken Sie auf meinen Blog  http://strooilichtezels.blogspot.com.