BOULEVARD
NEWS AUS LESVOS
Einer von vielen: Solarkollektor bei Skalochori
23.Februar 2011 - Die UFOs sind gelandet!
Aus
dem Holländischen/Englischen von Gabriele Podzierski
Während sich das alte Griechenland noch durch die große Krise wuselt,
sind Investoren bereits damit beschäftigt, das Land zukunftssicher zu
machen. Riesige schlanke Windkrafträder erobern die Landschaft, und mehr
und mehr Pläne für Öko-Großprojekte werden genehmigt, um den Weg für die
„grüne“ Energie frei zu machen.
So
soll nah der nordgriechischen Stadt Kozani der größte Sonnenenergiepark
auf dem Balkan entstehen. Dieses Projekt, das um die 600 Millionen Euro
verschlingen wird, soll nicht nur allein „grüne“ Energie liefern,
sondern auch für neue Arbeitsplätze sorgen.
Glücklicherweise ist bei der Wahl des Standorts für diese gigantische
Anlage die Entscheidung nicht für Lesvos gefallen, denn der Aufbau einer
solchen Megaanzahl von Sonnenkollektoren würde den Einbruch der
Landschaft bedeuten.
Aber auch Lesvos baut an seiner Zukunft. So war ich sehr überrascht, als
ich letzte Woche nach Monaten wieder einmal den Inselwesten besuchte und
das Gefühl hatte, in einem UFO-Park angekommen zu sein. An beiden Seiten
des Weges von Skoutáros nach Skalochóri hat man riesige Plattformen mit
Sonnenpanelen installiert, und zwar in einer solch faszinierenden Form,
dass sie an UFOs denken lassen. Schauen Sie sich z.B. einmal dieses
You-Tube-Filmchen an. Na, sieht das nicht aus, wie ein
fliegender Solarkollektor?
Fakt ist, dass nicht allen Lesvorianern UFOs völlig unbekannt sind. So
sprach ich im letzten Sommer mit einem Griechen, dessen Sohn fest davon
überzeugt ist, auf dem Weg nach Eressós von einem UFO verfolgt worden zu
sein. Aber das wirkliche Jahr der UFOs war 1954, als im Herbst hunderte
von Inselbewohnern UFOs fliegen sahen. Hier einige Auszüge aus den
damaligen Zeitungsberichten:
6.
Oktober:
Ein
Telegramm der örtlichen Polizei auf Lesvos meldet, dass um 15.15 Uhr
Bewohner von Vríssa eine Viertelstunde lang ein sternförmiges Objekt
sehen konnten, dass über ihr Dorf manövrierte und dann in nordwestlicher
Richtung verschwunden ist. (Ausgabe der Tageszeitung „Akropolis“ vom
7.10.1954)
8.
Oktober:
Ein
weiteres Telegramm aus dieser Quelle berichtet, dass um 18 Uhr ein
leuchtendes Flugobjekt mit einem „Schwanz“ oberhalb von Anemotia
gesichtet wurde. Es war so groß, wie der volle Mond und sprühte
weißgoldene Lichtstrahlen. Nach 3 Minuten verschwand es in nordöstlicher
Richtung. („Mazedonien-Zeitung“ vom 9.10.1954)
9.
Oktober:
Wiederum auf Lesvos: Herr S. Horiatelis war in der Nähe des Dorfes
Stymni mit seinem 12-jährigen Sohn auf der Jagd, als sie ein
zigarrenförmiges leuchtendes vertikal fliegendes Objekt erblickten. Als
es sich nach oben bewegte, teilte es sich. Beide Teile waren ebenfalls
zigarrenförmig und blieben in Bewegung, wobei der Abstand zwischen ihnen
jeweils konstant blieb. Die Zeitung berichtete ebenfalls, dass die
beiden Flugobjekte auch von Wissenschaftler von der nahliegenden Türkei
aus gesichtet wurden. (Quelle: „Hellenicos vorras“ (Hellenic Nord) vom
10.10.1954)
15.
Oktober:
Erneut ein Telegramm der örtlichen Polizeistation von Agiássos auf
Lesvos, worin eine „leuchtende Erscheinung“ gemeldet wird, die hunderte
von Dorfbewohnern miterlebten. Das UFO war rund und schwebte für ca.
eine halbe Stunde zwischen 2000 und 3000 Metern über der Erde. Danach
verschwand es, um nach 10 Minuten wieder aufzutauchen. Dann teilte es
sich in 2 Objekte, die weiter zogen und in zwei verschiedene Richtungen
verschwanden.
(„Akropolis-Zeitung“
16.10. und „Mazedonien-Zeitung“ vom 19.10.1954)
In
derselben Zeit wurde von mehreren Orten Griechenlands aus Meldungen über
unbekannte Flugobjekte gemacht, ebenso aus Frankreich und Südamerika.
Obwohl auch heutzutage immer noch ab und an undefinierbare Elemente im
Himmel gesichtet werden, glauben nicht viele Menschen mehr an UFOs.
Also, seien Sie unbesorgt, wenn Sie demnächst durch den westlichen Teil
der Insel fahren und sich plötzlich auf einem UFO-Flughafen wähnen. Was
Sie da sehen, ist nämlich eine Landschaft der Zukunft, ein
unvermeidbarer Schritt hin zur Gewinnung von „grüner“ Energie. So wird
nach und nach der gesamte Westen der Insel erobert von Solarkollektoren
im UFO-Stil und Don-Quichotte-artigen Windrädern, ein moderner
Energiepark eben, der im krassen Gegensatz steht zu dem Nationalpark mit
den Millionen Jahre alten versteinerten Bäumen.
Bei
so viel Ökostrom könnte man glatt denken, dass es nicht mehr lange
dauert, bis das Elektroauto eingeführt wird. Na, da sehe ich aber
Probleme, angesichts der Straßen, die derzeit, mit all den Kratern und
Schlaglöchern, an eine Mondlandschaft erinnern (vor allem in Eftalou und
Pétra). Ich denke, solange die Krise andauert, werden die Wege vorläufig
noch eine Kirmesattraktion für die Automobilisten bleiben.
|