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BOULEVARD-NEWS LESVOS
Griechischer Weihnachtsmann (Foto Internet)
15.Dezember 2014 - Weihnachtslieder
Aus dem Holländischen von Gabriele Podzierski
Nach einer ziemlich lang andauernden Schlechtwetterzeit,
zeigte sich an manch einem Tag völlig überraschend die Sonne mal wieder
und schenkte uns einen hellen und klaren Blick auf die Hügel und
Bergkuppen vor einem kobaltblauen Himmel. Wie herrlich sind diese
Wintertage, an denen Tau den Bäumen glitzernde Mäntel überzieht und im
Kiefernwald der Duft von Weihnachten liegt.
Es gibt nicht wenige ausgedehnte Kiefernwälder auf
Lesvos, und Sie können sich sicherlich denken, dass es der Baum ist, der
zu Weihnachten die griechischen Haushalte ziert, aber, wenn wir ehrlich
sind: Kiefern können mit ihrem buschigen Astwerk unseren
Weihnachtsbäumen nicht das Wasser reichen, oder? Fichten sind rar gesät
auf der Insel, was aber nicht wirklich tragisch ist, denn die Griechen
ziehen ein anderes weihnachtliches Schmuckstück dem Christbaums vor: Sie
haben das Weihnachtsboot (Karavaki)!
Der aus Bayern stammende griechische König Otto hat die
Griechen mit dem Christbaum bekannt gemacht, als er im Jahre 1833 zum
ersten Mal seinen Palast damit schmückte. Als Royalisten kann man das
griechische Volk nicht bezeichnen (der letzte König Konstantin musste
1973 sein Zepter niederlegen), und vielleicht ist das der Grund, weshalb
sie sich für diese Tradition nicht begeistern konnten. Ich habe auch nur
ein einziges griechisches Weihnachtslied gefunden, das den immergrünen
Gesellen zum Thema hat, und zwar eine sehr raue aber doch unterhaltsame
Hard-Rock-Version von “Oh, Tannenbaum“, ….“o peuko“…..
Zurück zum Weihnachtsboot, dessen Geschichte in
Griechenland viel länger zurückreicht und zu erzählen ist, sagt man sich
doch nicht nur, dass es einst Dionysos, den Gott des Weines, der Feste
und Freuden, im Dezember brachte, in dem Monat, in welchem man ihn
besonders feierte. Auch St. Nikolaus hat zu dieser Zeit Namenstag und
wird im Dezember in Szene gesetzt. Der ursprünglich aus Antalya (Türkei)
kommende Heilige hat sich inzwischen zum Schutzpatron der Seeleute
gemausert, was sein Schiff ebenfalls zu einem populären Symbol in
Griechenland werden ließ. Und noch einen weiteren Grund hat es, ein Boot
statt einen Baum zu schmücken: Die Frauen und Kinder der Seefahrer taten
es schon immer, um sie zu begrüßen, wenn diese zum Weihnachtsfest
heimkehrten…
Auch ist es Tradition, und das seit hunderten von Jahren,
dass die Kinder hier am Heiligabend durch die Dörfer ziehen, um an den
Türen der reicheren Leute Weihnachtslieder (Kalanda) vorzutragen und
Wünsche für ein frohes Fest und einen guten Rutsch ins neue Jahr
auszusprechen. Als Dankeschön gab es getrocknete Früchte oder
Süßigkeiten, die heutzutage jedoch mehr und mehr durch Geld ersetzt
werden. Na, und neben ihren Instrumenten, wie Trommelchen und Triangel,
tragen sie wie eh und je ein kleines hölzernes Boot mit sich. Man ist
sich nicht ganz einig, ob es einst als Kerzenhalter diente, um die
dunklen Gassen zu erhellen oder, um all die Leckereien besser
transportieren zu können.
Die Weihnachtslieder, welche die Kinder zu Gehör bringen,
sollen bereits zu Zeiten Homers gesungen worden sein. Damals nannte man
sie noch „Eiresioni“, und sie dienten dazu, Dionysos Ankunft mit dem
Schiff zu feiern. Die heutigen „Kalanda“ beziehen sich auf Weihnachten,
Neujahr und das Dreikönigsfest am 6. Januar. Nachfolgend mal eine
Hörprobe aus Mytilini, mit schöner Instrumentalbegleitung, vorgetragen
jedoch von einem Erwachsenen-Chor:
Κάλαντα Μυτιλήνης-Καππαδοκίας. Der nächste Sänger mag es ein
wenig eilig gehabt haben, um endlich ein Gläschen Ouzo zu bekommen, was
jedoch zu einem tollen Ergebnis führte (einschließlich einem schönen
Foto von Kindern, die Kalanda singen)
Soem τη Λέσβο Κάλαντα Χριστουγέννων. Aber nicht immer muss so
schnell gesungen werden, lauschen Sie mal den Herren aus Kalloni
Καλλονησ Λεσβου Καλαντα πρωτοχρονιας ' ' .
Während des letzten Jahrhunderts haben auch ausländische
Weihnachtlieder den Weg nach Griechenland gefunden. Sowohl Helena
Paparizo als auch Anna Vissi singen das ursprünglich aus Österreich
stammende „Stille Nacht, heilige Nacht“
Agia Nixta Agia Nuxta.
Seit den 50er Jahren erfreuten sich amerikanische
Weihnachtslieder immer größerer Beliebtheit, besonders wenn sie sich um
Rentiere, Schneemänner, etc. drehten: wie z.B.
“Frosty the snowman“.
Anm. der Übersetzerin: So, meine lieben Leser, es tut mir
leid, aber ich stoppe jetzt mal hier. Julie liebt Musik und so auch
Weihnachtsmusik (was sie mit ihrem Bruder teilt, der ein fanatischer
Weihnachtsliedersammler ist, wie sie erzählt, und sie alle Jahre wieder
mit einer neu zusammengestellten CD beglückt), und ich versteh ja, dass
sie Sie alle mit ihrer Begeisterung anstecken möchte, aber mir wird es
an dieser Stelle ein bisserl viel Arbeit, und so einen Tag vor
Heiligabend steh auch ich ein wenig unter Druck. Drum, verzeihen Sie
mir, dass ich diejenigen unter Ihnen, die nicht genug von den
Weihnachtsliedern bekommen können, auf
Julies Seite verweise. Danke für Ihr Verständnis!
Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Hören und von ganzem
Herzen FROHE WEIHNACHTEN!!!
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