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BOULEVARD-NEWS LESVOS

 

Präsentation des "Eftaloemberti"

 

8.Juni 2014 - Kaskopp

Aus dem Holländischen von Gabriele Podzierski

 

Ich komme aus dem Käseland Holland und ich bin ganz verrückt nach Käse aus meiner Heimat. Allerdings bin ich zwischenzeitlich sehr kritisch geworden, was den Geschmack betrifft. Kann es sein, dass dieses Produkt an Würze verliert, wenn es in großen Mengen produziert wird, oder ist mein Gaumen inzwischen so verwöhnt von all den ehrlichen natürlichen Produkten hier, dass ich das Gefühl habe,  der abgepackte Käse schmecke mehr und mehr nach Plastik? Ich kaufe auch den hier auf Lesvos importierten Gouda (die wohl bekannteste holländischen Käsesorte im Ausland) nicht mehr..... er ist wirklich kein Genuss.

 

Auch die Insel Lesvos ist für ihren Käse bekannt, kein Wunder, denn hier leben mehr Schafe und Ziegen als Menschen. Egal, wo Sie gerade durch die Landschaft streifen, all überall werden Sie aus der Ferne begleitet von dem wohlklingenden Bimmeln der Glocken, die diese Tiere um den Hals tragen. Zwar sind die schwarz-weiß gefleckten niederländischen Kühe weltbekannt, aber so ein Exemplar auf saftiggrüner Weide zu sehen, ist in der heutigen Zeit eher eine recht seltene Ausnahme geworden, stehen die Rinder doch das ganze Jahr über im Stall. Und was bekommen diese Milchproduzenten da wohl zu fressen?

 

Dass man Schafe und Ziegen im Stall hält, das haben die Griechen noch nie gehört, diese Tiere gehören für sie auf grün bewachsene Berghänge und Weiden. Inzwischen gibt es so viele Rassen von diesen Nutztieren, wie Griechenland Inseln hat, und durch die Isolation haben sich eine Menge Arten entwickelt. Auf Lesvos begegnet man der "Mytilini-Ziege" (schwarz, manchmal dunkelgrau oder schwarz-weiß gefärbt, mit langen Hörnern und sehr kleinen Ohren), das schwarze Lesvos-Schaf aus Aya Paraskevi (ach ja, ein weiß-schwarzes Lesvos-Schaf gibt es auch) und das "Lesvos-Insel-Schaf" (auch Mytilini genannt –sehr originell, oder?), welches wahrscheinlich orientalische Vorfahren hat und von denen so zwischen 80.000 – 100.000 über die Insel streifen. Diese Unmengen an Gras verschlingenden Vierbeiner kann man als natürliche Rasenmäher betrachten, natürlich vorausgesetzt, dass sie gut behütet in einer Herde zusammengehalten werden. Die europäischen Subventionsgelder haben leider dazu geführt, dass die Anzahl der Schafe und Ziegen sich erhöht hat und einige ihrer Besitzer nur ans schnelle Geld dachten, anstatt auch an den ausreichenden Schutz des kostbaren Landes. So ist festzustellen, dass große Teile der Natur inzwischen überweidet sind und nach und nach unfruchtbar werden.

 

Lassen wir diese Problematik mal außen vor (es scheint, als habe die Wirtschaftskrise zu einer Verringerung der Anzahl an Ziegen und Schafen geführt), ist es aber Fakt, dass die hiesigen Milchlieferanten für Käseprodukte weit besser und frischer ernährt werden als die niederländischen Kühe. Auch wird hier sehr darauf geachtet, was die Tiere fressen, denn nicht jeder der Käse herstellt, darf diesen offiziell "Feta" nennen. Für "Feta" (und auch andere griechische Käsesorten) muss der Produzent aus einer Region kommen, die über eine Landschaft verfügt, die reiche und vielfältige Nahrung für die Tiere hergibt, was man nicht von jedem Gebiet Griechenlands sagen kann. Aber von Lesvos mit seiner reichen Natur, und so gehört die Insel zu den offiziellen Feta-Produzenten des Landes (die weiteren Regionen sind: Westthrakien, Mazedonien, Epirus, Thessalien, Mittelgriechenland, Peleponnes).

Nicht nur der "Feta" wird im Überfluss hier hergestellt sondern auch der Hartkäse "Graviera", der in Olivenöl eingelegte "Ladotiri" (oder "Kefalaki", ebenfalls eine der anerkannten Käsesorten von Lesvos) und der frische Weichkäse "Myzithra". Wird der holländische Käse aus Kuhmilch produziert, ist Grundlage für den Käse von Lesvos eine Mischung aus Ziegen- und Schafsmilch.

 

Ich muss gestehen, dass ich viele hiesige Käsesorten oft als ein wenig zu trocken empfinde, und trotzdem gibt es in der Regel, so wie für die Griechen auch, keine Mahlzeit ohne Käse. Ich liebe Käsegerichte, wie "ladotiri saganaki" (gebackener "Ladotiri") und  das leckere würzige "feta kafteri" ("Feta" gemischt mit Chilischoten und/oder Knoblauch aus dem Ofen). Na, und dann gibt es noch den hausgemachten frischen "Feta", von dem ich gar nicht genug bekommen kann, vor allem beträufelt mit etwas Honig.

 

Mir wurde gesagt, dass die eigene Käseherstellung gar nicht so schwierig sei, wenn man den richtigen Raum mit der idealen Temperatur hat, um die Milch gären, gerinnen, etc. zu lassen. Aus Platzmangel habe ich mich noch nicht daran versucht, aber mit Käse experimentieren, das mache ich nur zu gerne und werde dafür reichlich belohnt. So bereite ich eine Art Mousse zu, indem ich "Feta" mit Sahne, Joghurt oder Frischkäse vermenge, und dann frische Kräuter oder Meerrettich zugebe. Auch andere Lesvos-Käsesorten lassen sich gut mit weicheren Milchprodukten mischen, was besonders bei reinem Ziegenkäse zu empfehlen ist, der dadurch weicher für den Gaumen wird.

 

Regelmäßig vermisse ich jedoch die französischen und belgischen Käsesorten, wie Blauschimmelkäse, Brie, Camembert oder einen Chèvre und was noch so alles an Sorten  in diesen Ländern hergestellt wird. Ich frage mich schon oft, warum es so etwas hier nicht gibt und das bei der Anzahl von griechischen Käsesorten (die sich aber, genau wie die Schaf- und Ziegenrassen, nicht groß voneinander unterscheiden). An Milchmangel kann es nun wirklich nicht liegen. Nun, so manch einer wagt schon das Experiment, wie z.B. an einem "Feta" mit Nüssen und Kräutern. Aber, den besten Käse, den ich je gegessen habe, bekam ich dieses Jahr Ostern präsentiert (inzwischen habe ich schon einen zweiten genießen dürfen): Eine echten Lesvos-Camenbert!!! Also, das beweist doch, dass es geht. Man benötigt dafür nur einen speziellen Schimmelpilz aus dem Ausland ("Penicillium camemberti") und tatata: Ein Ziegencamembert entsteht! (Der französische Camembert wird aus Kuhmilch gemacht).

 

Es scheint ein neuer Wind durchs Land zu wehen. Von der Krise herausgefordert, werden mehr und mehr neue Initiativen ergriffen. Bleibt zu hoffen, dass die Regierung schlau genug ist, nicht nur große gewinnorientierte Unternehmen zu unterstützen sondern auch kleine (Käse-) Erzeuger, die Ideen und Mut haben. Wer weiß, vielleicht können wir dann in einigen Jahren nicht nur den weltberühmten "Feta" bestellen, sondern auch den "Eftaloumberti", den ersten Schaf-Ziegen-Camembert von Lesvos, hergestellt in Dio Petres, nah bei Eftalou.

 

©Smitaki