Molyvos (Mithimna)

Lesvos

Home

Home
Lesvos-News 2015

18.November 2015
24.Oktober 2015
22.September 2015
29.August 2015
22.August 2015
13.August 2015
30.Juli 2015
16.Juli 2015
10.Juli 2015
17.Juni 2015
8.Juni 2015
26.Mai 2015
18.Mai 2015
2.Mai 2015
5.April 2015
10.März 2015
25.Februar 2015
13.Februar 2015
2.Februar 2015
23.Januar 2015
7.Januar 2015

BOULEVARD-NEWS LESVOS

 

Agiassos

 

22.September 2015 - Wiegende Brüste

Aus dem Holländischen von Gabriele Podzierski 

 

„Das einzige Aufeinandertreffen mit A…löchern in Griechenland, erlebten wir in einer zauberhaften Kapelle in Agisassos: Eine Jungengang im Teenageralter warf mit Steinen nach uns und spuckte uns an, als wir aus dem Gotteshaus kamen.“ Ich war geschockt über diesen Facebook-Eintrag. Niemals zuvor, habe ich von einem solchen Geschehen auf unserer Insel gehört.

 

Mir kam alsdann in den Sinn, dass vor einigen Jahren eine Freundin mir gegenüber die Bemerkung fallen ließ, dass die Menschen aus Agiassos ein wenig verrückt seien. Ich stand dieser Behauptung ziemlich skeptisch gegenüber, zumal ich eh ein misstrauischer Mensch bin, der nicht gleich jedermann Glauben schenkt. Solchen Gerüchten gibt bestimmt die ehemalige altertümliche psychiatrische Klinik in dem Ort Nahrung, die, obwohl nunmehr schon seit Jahrzehnten geschlossen, immer noch Sanatorium genannt wird. Naja, vielleicht sind die Bewohner von Agiassos wirklich ein klein wenig anders, denn ihre Art Karneval zu feiern ist die ausschweifenste auf der Insel, die Theaterkunst wird von ihnen wahrhaft gelebt, und sie wehren sich mit allen Mitteln gegen einen jeden, der sie in ihrer Freiheit beschränken will.

 

Ein bekanntes Sprichwort auf Lesvos besagt, dass man sich bloß keinen Esel und keine Frau aus Agiassos anschaffen solle. Blödsinn! Denn ich kenne einige Frauen aus dem Ort und kann bestätigen, dass diese sehr sympathisch sind. Und Esel? Nun, inzwischen ist es schon so um die 10 Jahre her, dass Massen dieser Grautiere noch das Landschaftsbild prägten, und das besonders rund um Plomari. Inzwischen zählen sie, neben Wildschweinen, Bergziegen, Wildpferden und Delphinen zu den „Großen Fünf“ von Lesvos (ausgenommen die, die für die Eselsafaris rund um Molyvos engagiert sind). Tja, es sieht wohl so aus, dass sie alsbald auf der Liste der aussterbenden Tierarten auftauchen werden, obwohl inzwischen der eine oder andere Bauer angesichts der Krise gezwungen ist, sein Kraftfahrzeug wieder gegen den Vierbeiner auszutauschen. Die immer so freundlich anmutende Seite Griechenlands hat Risse bekommen, auch hier auf dem Eiland. So zeigten sich viele der hier auf der Insel lebenden Menschen aus anderen Ländern der Welt und auch von denen, die seit Jahren immer wieder auf die Insel kommen (sie stellen immerhin die Hälfte der Bewohneranzahl dar) doch reichlich schockiert, als sie Versammlungen besuchten, in denen es um die Flüchtlingshilfe ging. So wie die Europäer, zeigten auch die Bewohner von Molyvos  bei diesen Diskussionsrunden ihr wahres Gesicht. Die Griechen ein so liebenswertes Völkchen? Ich befürchte, dass das nicht wirklich auf alle zutreffend ist. Fakt ist ja eh, dass die Molyvos-Dörfler den Ruf weg haben, arrogant zu sein, was überwiegend in den benachbarten Ortschaften die Runde macht.

 

Letztens erzählte ich einer Nachbarin von dem Vorhaben, in dem Bergdorf Klio eine Zwischenstation für Flüchtlinge einzurichten, was sie damit kommentierte, dass schon ihre Mutter immer sagte, dass dort und in Sigri die nettesten Leute der Insel leben würden.

Na, ist doch gut zu wissen, dass es auf Lesvos auch Ortschaften mit Gutmenschen gibt.

 

Was ist mit den Touristen? Alle nur lieb? Nein, bei weitem nicht. Der August ist gefürchtet angesichts des katastrophalen Touristenverhaltens. Ganz vorne dabei das der Griechen aus den Großstädten, die nur zu gerne an den Tag legen, die Insulaner herumzuscheuchen wie die Esel, und trotzdem wurden sie, da die Krise sie an ihrem Urlaub hier hinderte, schmerzlich vermisst.

 

Juli und August sind auch die Monate, an denen hier unter den Besuchern dass Sonne-Strand-Pool- und Meervolk überwiegt, Menschen, die nicht weiter wie 50 Meter von ihrer Unterkunft wegkommen. Solange ihnen die Sonne auf den Pelz scheint, ist es ihnen völlig egal, ob sie abends Paella, Souvlaki oder Döner serviert bekommen. Sie bewegen sich von ihrem Bett auf die Sonnenliege und haben auch keine Hemmungen das Bräunungsbad gänzlich unbekleidet zu nehmen, selbst wenn eine griechische Familie mit ihren Kindern gleich neben ihnen am Strand die gemeinsame Zeit genießen will.

 

Letzte Woche kam mir an meinem „Familienstrand“ im Dorf eine Lady mit entblößten baumelnden Brüsten entgegen. Sichtlich Sonne und Meer genießend, war sie sich wohl gar nicht ihres rücksichtslosen Verhaltens bewusst. Erst ein Tag zuvor liefen mir  just an dieser Stelle Tränen übers Gesicht, als wieder einmal ein  nicht enden wollender Flüchtlingsstrom an mir vorbei zog. In der sengenden Hitze zählte ich neunzehn (!!) Boote die angelegt hatten. Frauen, Kinder und hunderte junger Männer liefen müde aber dennoch glücklich aufeinander einredend diesen Strand entlang, manch einer aus einem Kulturkreis, in dem eine Frau noch nicht einmal einen nackten Zeh zeigen darf… Stellen Sie sich vor, diese Menschen wären auf diese barbusige Frau getroffen.

 

Das in den Medien veröffentlichte Foto des ertrunkenen kleinen Jungen, der an die türkische Küste bei Bodrum gespült wurde, hat der Welt einen gehörigen Schock versetzt und sie wohl endlich wachgerüttelt. Seitdem ist die Zahl der Helfer explodiert, aber auch viele von ihnen kleiden sich – wahrscheinlich unwissend – nur mit kurzen T-shirts oder gar knappsten Bikinis. An den FKK-Stränden geht es noch grotesker zu: Da rekeln sich die Nudisten wohlig auf ihren flauschigen Badetüchern in der Sonne, während neben ihnen ein vollbesetztes Flüchtlingsboot strandet und machen keinerlei Anstalten, sich wenigstens  in dieser Situation anstandshalber zu bekleiden.

 

Es gibt so viele Unterschiede zwischen der westlichen und arabischen Welt. Hier ein lehrreiches Handbuch über die Menschen, die täglich zu tausenden auf Lesvos ankommen, um sich dann weiter aufzumachen auf ihren harten Weg nach Nordeuropa.

http://fas.org/irp/agency/army/arabculture.pdf.