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BOULEVARD
NEWS AUS LESVOS
Neel
entzündet eine Kerze für den heiligen Nikolaus
8. Dezember – Der heilige Nikolaus
Aus
dem Englischen von Gabriele Podzierski
Dieses Jahr konnte ich den Nikolaus überreden,
auch nach Griechenland zu kommen. In Holland bringt St. Nicholas, wie auch der
Weihnachtsmann, eine Menge Geschenke, nur an einem anderen Tag: am 5. Dezember.
Ich habe eine ziemlich schwierige Beziehung zu dem heiligen Mann, was an meinem
Geburtstag liegt. Da ich nur 2 Tage vor ihm Geburtstag habe und dann ganz
Holland seinen Geburtstag feiert, fand mein Geburtstag schon immer wenig
Beachtung.
Als ich jung war, hat der Nikolaus jedoch
mir immer die Ehre erwiesen, auf meiner Party zu erscheinen. Als kleines Mädchen
war ich davon nicht begeistert, da ich mich gefürchtet habe, vor diesem alten
Mann mit seinem langen weißen Bart. Noch mehr Angst hatte ich vor seiner steten
Begleitung, seinem schwarzen Knecht.
Nun lebe ich in Griechenland, und alle
Nikolaus-Festivitäten gehen an mir vorbei. Während die Niederlande voller
Nikoläuse sind, bereitet man sich hier auf Weihnachten vor. Die Geschäfte füllen
sich mit Weihnachtsgirlanden, Weihnachtsmännern, Sternen, bunten Kugeln, Kerzen und vielem
mehr, was glitzert und funkelt – ein Paradies für Liebhaber von
Weihnachtsschmuck.
Dieses Jahr habe ich einen „runden
Geburtstag“ gefeiert, und ich habe mich entschieden, es ganz groß anzugehen.
Freunde aus Holland kamen, um deshalb einen Winter in Lesvos zu verbringen und
erlebten etwas ganz anderes. Wenn der Nikolaus mir auch schon immer gut gesinnt
war, so waren mir die griechischen Götter des Wetters besonders zugetan: Es war
wie im Sommer, und niemals vorher in meinem Leben, hatte ich einen solch warmen
Geburtstag.
Sich verkatert der Sonne auszusetzen, ist
nicht gerade das gesündeste, aber an dem Tag danach war es großartig, mit
einem dicken Kopf und mit Füßen, die vom Tanzen schmerzten, in der heißen
Sonne zu sitzen. Immer mehr schälte man sich aus seiner Kleidung, und
letztendlich saß die ganze Gesellschaft nur noch in Shirts da und schwitzte den
Alkohol aus. Es war ein kleiner Sommer im Dezember, und immer noch steht das
Thermometer bei 20 Grad, obwohl dunkle Wolken eine Wetteränderung ankündigen.
Den heiligen Nikolaus gibt es auch in
Griechenland. Er ist einer der vielen Heiligen, denen man in den unzähligen
Kirchen begegnet. Obwohl ich ihn vor langer langer Zeit in Rhodos sah, wo er mit
seinem Boot anlegte, geht sein Dampfer von Spanien aus normalerweise nur nach
Holland, so dass hier niemand von ihm am 5. Dezember verwöhnt wird.
Während die Griechen damit beschäftigt
sind, auf Bäume zu klettern, um Lichterketten anzubringen, Fenster romantisch
mit beleuchteten Schneemänner zu schmücken, während sie an anderen Orten noch
damit beschäftigt sind, den Schlamm
von der Flut der letzten Woche zu entfernen, sitzen wir am Kamin und singen fleißig
Lieder für den Nikolaus, in der Hoffnung, dass der heilige Mann an Eftalou
vorbeikommt, durch unseren Schornstein klettert und unsere Schuhe mit Geschenken füllt, die wir ans Feuer gestellt haben. Selbst wenn man älter
ist, bleibt es ein lieb gewonnener Brauch, seine Schuhe abends vor den Kamin zu
stellen.
Am nächsten Morgen klopfte voller Erwartung
unser Herz und nicht vergeblich, denn Sinterklaas war eifrig shoppen auf der
Insel, und wir konnten es nicht lassen, ein nettes
Gruppenfoto von uns mit den gefüllten Schuhen in der Sonne zu machen.
Als
ob es so geplant war, stießen wir an seinem Geburtstag, dem 5. Dezember, auf
einige wunderbare Porträts von St. Nicholas in dem Kirchlein „Maria Gorgona“
in Skala Sykaminia. So steckten wir einige Kerzen an, um uns zu bedanken und als
kleinen Trost dafür, dass in Griechenland nicht soviel Aufhebens um ihn gemacht
wird, sondern man den Tag des Coca-Cola-Weihnachts-Gottes, Agias Vasilikos
(Santa
Claus/Weihnachtsmann) feiert.
Die Griechen, genau wie eine Freundin aus
Frankreich, die ebenfalls angereist war, konnten unsere Freude und unser
Drumherum um den heiligen Mann nicht begreifen, aber wir warfen begeistert mit
Schokoladen-Euros, Schokoladen-Zigaretten, Marzipan und anderen Süßigkeiten um
uns. Es war eine altmodische niederländische Festwoche – unvergesslich und
voller guter Gaben.
Copyright ©Julie Smit 2005
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